Der neuste Titel der EA Originals-Reihe Sea of Solitude schickt euch auf eine emotionale Reise durch die dunkle und zerrüttete Gedankenwelt voller Monster. Entwickelt wurde der besondere Titel von den deutschen Entwicklern von Jo-Mei Games. Wovon Sea of Solitude handelt und ob uns die Geschichte überzeugen konnte, wird euch unser Test zum Spiel verraten.
Ein kleiner Lichtblick in völliger Dunkelheit
Ihr schlüpft in die Rolle des Mädchens Kay und befindet euch völlig einsam auf einem kleinen Boot inmitten eines riesigen Meeres. Farblos und traurig wirkt die dunkle Umgebung genauso wie Kay selbst. Es scheint so als würde unter euch eine versunkene Stadt liegen und es fehlt jede Spur von anderen Menschen. Ihr trefft lediglich auf düstere Monster, welche euch den Weg versperren. Doch was könnte sich hinter dieser verlorenen Welt unter dem Wasser verbergen? Nachdem ihr etwas durch die Gegend geschippert seid erscheint vor euch schon bald ein hell leuchtendes Mädchen, welches jedoch ebenso schnell wieder verschwindet. Auf der Suche nach Antworten folgt ihr natürlich dem Licht und der Stimme.
Kurz darauf verändert sich die sonst so graue Spielwelt komplett und wird plötzlich hell und von freundlichen Farben erfüllt. Gleichzeitig sinkt der Wasserspiegel ab und neue Wege eröffnen sich euch. Wird der ein oder andere Weg noch von fiesen Kreaturen versperrt, welche euch mit gemeinen Rufen jede Hoffnung rauben, versucht ihr einen anderen Weg zu finden und springt von Dach zu Dach und könnt euch auch über Leitern oder Treppen vertikal in der Spielwelt bewegen.
Spielerisch beschränkt sich das Gameplay auf einfache Laufwege, Sprungpassagen und dem umherschippern im Boot. Zudem ist Kay in der Lage dazu eine leuchtende Kugel abzuwerfen, welche für einen kurzen Moment die Umgebung erleuchtet und euch den Weg zeigt. Nichtsdestotrotz ist die Dunkelheit stark und durch negative Empfindungen versinkt die Welt wieder in trostloser Farblosigkeit. Demnach taucht sich die Welt wieder in einfache Grau- und Schwarztöne. Auch treten die finsteren Kreaturen wieder in Erscheinung. Vor allem das riesige schlangenähnliche Monster in den tiefen des Wassers wirkt besonders bedrohlich und scheint jeden Augenblick Kay verschlingen zu wollen. Als Gegenbild und einzige Hoffnung tritt hingegen die leuchtende Frau in Erscheinung, welche die dunkle Welt wieder in Licht hüllen und den Wasserstand wieder absinken lassen kann.
Zu guter Letzt trägt Kay außerdem einen ganz besonderen Rucksack mit sich. Dieser nimmt immer wieder häppchenweise die Dunkelheit in sich auf. Gleichzeitig werden damit schmerzhafte Erinnerungen freigesetzt, welche zuvor verdrängt wurden. Dies öffnet jedoch ebenso neue Wege für euch. Unter anderem erkundet ihr abseits der leeren eine schaurige Schule sowie ein verwüstetes Hochhaus. Jeder der verschiedenen Schauplätze gibt einen neuen Abschnitt der Geschichte preis und wurde entsprechend atmosphärisch in Szene gesetzt.
Schmales Gameplay mit großen Emotionen
Während das eher seichte Gameplay eher zum Zweck dient, stehen vor allem Gefühle und Emotionen, welche durch die Spielwelt zum Ausdruck gebracht werden im Fokus. Dabei lassen sich die Gegebenheiten auch symbolisch sehr gut als Metaphern ableiten. Demnach spiegelt das Boot auf dem unruhigen Wasser gleichzeitig den sehr schwankenden Geisteszustand von Hoffnung bis hin zur Verzweiflung von Kay wider. Gleiches gilt natürlich für den sehr markanten Wechsel zwischen diesen zwei sehr unterschiedlichen Welten. Dabei bleibt es wie so oft an der eigenen Interpretationsgabe hängen, inwieweit man vieles für sich deuten mag. Im Vergleich zu anderen Titeln dieser Art, hierbei ist vor allem Hellblade: Senua’s Sacrifice zu nennen, geht man deutlich weiter was die Darstellung der psychologischen Tiefe anbelangt. Nichtsdestotrotz lassen sich einige Motive in Sea of Solitude erkennen. Darunter die offensichtliche Einsamkeit, Isolation, die aufblühende Hoffnung, Mitgefühl sowie die Schwierigkeit Abschied zu nehmen. Gleichzeitig soll die Reise dem Spieler verdeutlichen aus seinen Fehlern zu lernen, nach vorne zu blicken und sich weiterzuentwickeln. Dabei wird jedoch nicht jeder Spieler gleichermaßen die gefühlsgeleitete Handlung nachempfinden und interpretieren können.
Umgesetzt wurde der Titel mit Hilfe der Unity-Engine und wie bereits erwähnt, kann Sea of Solitude vor allem durch seine grafische Präsentation punkten. Das Spielerlebnis erscheint zu jeder Zeit sehr stimmig und atmosphärisch dicht inszeniert. Gelegentliche Clipping-Fehler oder unsaubere Animationen fallen dabei zu keiner Zeit negativ ins Auge. Etwas schade ist hingegen die fehlende deutsche Sprachausgabe. Viel deutlicher fällt jedoch die englische Synchronisation mit starkem Akzent auf. Die dezenten Klänge im Hintergrund tragen jedoch zum Geschehen und der Atmosphäre bei.
Unser Fazit zu Sea of Solitude
Bereits vor Veröffentlichung konnte Sea of Solitude unser Interesse wecken. Nun haben wir uns selbst auf die recht kurze, jedoch sehr emotionale Reise begeben, welche die Gedanken- und Gefühlswelt der schwankenden Kay widerspiegelt. Dargestellt werden die wechselnden Empfindungen durch einen Wechsel der Spielwelt von farbloser Dunkelheit und drohenden Monstern bis hin zur aufkeimenden Hoffnung durch eine helle und farbenfrohe Umgebung. Zudem befindet ihr euch auch mit einem Boot auf schwankenden Gewässern, was genauso metaphorisch zu interpretieren ist. Auch wenn Sea of Solitude nicht die psychologische Tiefe manch anderer Titel zu erreichen vermag, beschäftigt sich der Titel im Hintergrund mit ernstzunehmenden Themen und regt zum Nachdenken an. Uns konnte die gefühlvolle und bedrückende Reise trotz des recht einfachen Gameplays begeistern. Wem der sehr besondere Stil zusagt, dem können wir diesen besonderen EA Originals-Titel nur ans Herz legen.