Im Frühjahr kündigte Deep Silver überraschend das Indie-Survival-Abenteuer Windbound für eine digitale Veröffentlichung im Sommer an. Entwickelt von 5 Lives Studios konnte uns der Titel bereits mit den ersten Trailern aufgrund des charmanten Grafikstils sowie der Survival- und Erkundungs-Mechaniken in seinen Bann ziehen. Nun ist das Indie-Abenteuer offiziell digital für PlayStation 4 im PlayStation Store erschienen und nachdem wir einige Zeit auf den vergessenen Inseln verbracht haben, möchten wir nun unsere Erfahrungen sowie unser Fazit zum Spiel mitteilen.
Überlebenskünstler oder Geschichtenerzähler?
Bevor ihr euch mit Protagonistin Kara auf ein unvergessliches Abenteuer auf den vergessenen Inseln begebt, dürft ihr zu Beginn aus zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wählen. Als vollwertige Windbound-Erfahrung gilt der Modus Überlebenskünstler. Solltet ihr in diesem Modus das Zeitliche segnen, behaltet ihr nur einen kleinen Teil der Gegenstände aus eurem Inventar, welche Kara auch tragen kann. Zudem müsst ihr wieder im ersten Kapitel beginnen und generell sind die Kämpfe etwas schwerer.
Startet ihr hingegen als Geschichtenerzähler, behaltet ihr bei einem Tod euer komplettes Inventar und müsst auch nicht bei der Geschichte von vorne anfangen. Kämpfe sind zudem etwas einfacher. Dieser einfachere Modus bietet sich vor allem Spielern an, welche hauptsächlich die Geschichte und Spielelemente ohne Risiken erleben möchten.
In den ersten Szenen von Windbound sieht man Kara gemeinsam mit ihrem Stamm auf Flößen auf den Meeren unterwegs, während sie in einen starken Sturm geraten. Ursache für ihr kentern ist jedoch nicht der Sturm, sondern eine riesige Kreatur, welche aus den Tiefen des Meeres aufsteigt. Einige Augenblicke später wacht ihr allein und mit nichts außer einem Messer bewaffnet auf einem kleinen Inselstück auf.
Dort startet das erste Kapitel eures Abenteuers, welches ihr mit der Erkundung der vergessenen Inseln beginnt. Dort verbergen sich unzählige Geheimnisse, welche es von euch zu lüften gilt. Eine wichtige Rolle in der Handlung von Windbound nimmt dabei sowohl die Geschichte eurer Ahnen als auch eure eigene Zukunft ein. Wird Kara den Weg zurück zu ihrem Stamm finden und darüber hinaus die Geheimnisse um ihre Ahnen und die riesige Meereskreatur lösen können?
Eure ersten Schritte um für euer Überleben zu sorgen
In den ersten Spielminuten von Windbound lernt ihr zunächst die allgemeine Steuerung kennen. Ihr erkundet die ersten Inselabschnitte und sammelt bereits erste Ressourcen, wie Steine, dichtes Gras oder auch ein paar essbare Beeren. Gleichzeitig trefft ihr bereits auf kleinere Tiere, wie Wildschweine oder sogenannte Blienks, welche ihr mit eurem Messer jagen könntet.
Etwas weiter findet ihr eine Treppe zu einem kleinen Altar mit einer Art Artefakt. Nachdem ihr dieses an euch nehmt, verwandelt sich dieses in ein Ruder der Ahnen. Unweit davon seht ihr eine weitere kleine Insel mit einem ungewöhnlichen Turm darauf. Bevor ihr dorthin gelangen könnt, müsst ihr erst ein kleines Kanu aus Gras bauen. Dabei lernt ihr wie die Herstellung neuer Gegenstände vonstattengeht.
Für euer Kanu benötigt ihr zum Beispiel nur genügend dichtes Gras und Gras-Seile, welche ihr wiederum auch aus dem gesammelten dichten Gras herstellen könnt. Kurzerhand das Kanu in der Nähe des Wassers hergestellt, könnt ihr zur nächsten Insel rudern und den ungewöhnlichen Turm erklimmen. Die Sprung- und Klettereinlagen fühlen sich zum Teil sehr unpräzise und hakelig an.
Oben auf dem Turm findet ihr dann einen von insgesamt drei Nautilus-Schlüsseln. Diese verfügen über eine mysteriöse Kraft, mit welcher ihr ein besonderes Tor öffnen könnt. Besonders unbeholfen gestaltet sich der Abstieg, da man relativ einfach abstürzen und sich verletzen kann. Das gestaltet sich im späteren Spielverlauf deutlich einfacher, sobald ihr den Gleiter herstellen könnt. Immerhin müsst ihr abseits der Türme kaum klettern oder springen.
Bevor ihr euch auf dem Weg zur nächsten Insel macht, um den nächsten Nautilus-Schlüssel zu ergattern, lohnt es sich stets alle neuen Ressourcen einzusammeln oder neue Tiere für deren Ressourcen zu erlegen. Erhaltet ihr ein neues Material, so könnt ihr dadurch wiederum neue Rezepte zur Herstellung von Gegenständen freischalten.
Die Inseln selbst werden prozedural generiert werden, und können so eine ganz eigene Flora und Fauna bieten, wodurch ihr so auch neue seltene Materialien ergattern könnt. Vor allem wenn ihr stärkere Kreaturen im Kampf besiegt, könnt ihr neben großer Fleischhappen auch Materialien erhalten, womit ihr spezialisierte Ausrüstung, Werkzeuge oder Waffen herstellen könnt.
Auf der Jagd – Zu Land und See
Mit jedem neuen Kapitel stellen sich euch neue Herausforderungen entgegen und erschweren so euer Überleben. Ob eine drohende Hungersnot, besonders tödliche Kreaturen oder extreme, lebensfeindliche Inseln. Apropos Hungersnot, ihr müsst regelmäßig Nahrung zu euch nehmen, nicht nur um eure Gesundheit nach Kämpfen wieder aufzufüllen, sondern auch eure Ausdauer-Leiste, welche mit der Zeit abnimmt. Mit Hilfe einer einfachen Feuer-Kochstelle lässt sich jedoch schnell schmackhaftes Fleisch, Fisch oder delikate Trüffel zubereiten.
Auf jeder Insel erwartet euch eine dynamische Tierwelt. Heißt die Lebewesen sind eigenständig auf der Insel unterwegs. Deshalb solltet ihr euch vor besonders gefährlichen Kreaturen in Acht nehmen. Der Schattenterror zum Beispiel, dieser verschwindet wie ein Schatten und taucht plötzlich wieder auf. Erwischt euch dieser mit seiner äußerst langen Zunge, vergiftet euch dieser nicht nur, sondern zieht euch auch heran, wo er wiederum mit seinen Klauen zuschlagen kann.
Doch es gibt noch einige weitere interessante und gefährliche Kreaturen mit einzigartigen Verhaltensweisen in Windbound. Um nur einen weiteren zu nennen, fanden wir den grunzenden Seidenschlund auch etwas heimtückisch. In Gruppen hängen diese in einer Art Kokon von Ästen und nähert ihr euch, fallen diese herunter und attackieren euch mit ihren Beißern. Von diesen erhaltet ihr übrigens Seide, wodurch ihr Rezepte für neue größere Beutel oder auch dem Gleiter freischalten könnt.
Im Kampf könnt ihr sowohl auf Nah- als auch Fernkampf setzen. Im Nahkampf setzt ihr vor allem auf einen soliden Speer. Während ihr im Fernkampf sowohl Schleudern mit unterschiedlicher Munition oder auch Pfeil und Bogen nutzen könnt. Wenn ihr euch vorsichtig an Gegner heranschleicht, könnt ihr besonders effektive Treffer landen. Zum Beispiel auch bei Nacht, wenn so manches Tier schläft. Im Kampf selbst könnt ihr Gegner anvisieren und seht auch deren Gesundheitsleiste. Angriffen könnt ihr wiederum mit einer guten Ausweichrolle aus dem Weg gehen. Doch es gibt nicht nur zu Land gefährliche Kreaturen. Auch auf der hohen See können euch Haie, Quallen oder andere ungewöhnliche Meerestiere attackieren.
Modularer Bootsbau und das Freiheitsgefühl auf offener See
Während ihr zu Beginn nur ein einfaches Gras-Kanu mit Mast, Anker und vielleicht noch einem kleinen Graskorb erbauen könnt, stehen euch im weiteren Spielverlauf alle erdenklichen Möglichkeiten zum Bau eines Schiffs offen. Schnell und einfach lässt sich euer Schiff um weitere Elemente erweitern.
Ob schicker Katamaran oder große Schiffsplattform. Durch neue Materialien wird euer Schiff nicht nur stabiler und robuster gegenüber Stößen und großen See-Kreaturen, sondern auch deutlich schneller mit weiteren Masten. Auch könnt ihr so deutlich mehr Materialien auf eurem Schiff lagern. Neben den tollen Möglichkeiten, die euch der Bootsbau ermöglicht, bietet euch das Segeln ebenso eine immersive Erfahrung mit einem Gefühl von Freiheit, wenn ihr euch auf der offenen See fortbewegt. Das Meer ist jedoch gewissermaßen von einem Sturm begrenzt. Begebt ihr euch zu weit in die Ferne, begegnen euch mächtige Wellen, welche euch und euer Boot schnell zum kentern bringen können. Selbstverständlich lässt sich euer Boot wieder reparieren. Auch könnt ihr einzelne Objekte zerlegen und deren Materialien erneut verwerten.
Kleinere Schwächen und gelegentliche Aussetzer
Während die Hauptmechaniken von Windbound größtenteils alle wunderbar funktionieren, gibt es hier und da noch kleinere Schwächen oder es treten gelegentliche Fehler auf. Wie eingangs erwähnt gefiel uns die Kletter- und Sprung-Mechanik nicht sehr, da sich diese recht holperig und unpräzise anfühlt. Da dies jedoch keinen großen Bestandteil des Spiels darstellt, kann man problemlos darüber hinwegsehen.
Weniger schön sind jedoch Aussetzer der Physik-Engine oder anderweitige Bugs, sollten sich diese häufen. Mal verschwindet eine Kreatur urplötzlich, ohne Materialien zu hinterlassen oder schwebt gar irgendwo im Himmel. Auch beim Zerlegen von Bootsteilen kann schon mal die Hälfte der Materialien fehlen, welche ihr eigentlich erhalten solltet. Das Gegner sich an Objekten wie Baumstümpfen aufhängen, statt drumherum zu gehen, kann man an dieser Stelle noch verschmerzen. Manches kann man auch einfach mit Humor nehmen. Hier gilt auf jeden Fall noch nachzubessern, doch die Entwickler sind bereits fleißig daran, alle möglichen Bugs zu beheben.
Ebenso aufgefallen sind die zum Teil etwas längeren Ladezeiten zu Beginn des Spiels und zwischen den Kapiteln. Schade fanden wir zudem, dass nach dem Ende des Spiels keine freie Erkundung möglich ist. Hier hoffen wir noch auf ein entsprechendes Update oder neue Inhalte.
Der Grafikstil von Windbound ist sehr hübsch und Charmant. Gut gefallen haben uns darüber hinaus auch die sehr seichten, angenehmen musikalischen Klängen im Hintergrund, vor allem wenn ihr euch auf der See befindet.
Unser Fazit zu Windbound – Ein gelungener Survival-Mix
Windbound als gelungener Survival-Mix hat unsere Erwartungen an den Indie-Titel zum großen Teil erfüllt. Ihr könnt euch auf eine wunderschöne rogue-like-Erfahrung freuen, welche klassische Survival-Elemente mit einer abenteuerlichen Reise auf hoher See miteinander verbindet. Im Fokus stehen hierbei ganz klar die Erkundung der Inseln, welche unterschiedliche Tiere und Materialien zur Herstellung neuer Gegenstände und Ausrüstung beherbergen. Sowie der modulare Bootsbau mitsamt der immersiven Segel-Erfahrung, welcher uns am meisten begeistern konnte.
Statt komplexer Gameplay-Mechaniken gestaltet sich der Einstieg in Windbound recht einfach. Bereits nach wenigen Spielminuten hat man den Großteil der Grundlagen erlernt und lernt dann Stück für Stück weitere Werkzeuge oder Rezepte zur Herstellung kennen. Auch die Kämpfe gegen größere Kreaturen bereiten Spaß und bieten taktischen Spielraum. Leider fehlt es dem Spiel an einer guten Handlung, welche euch durch das Abenteuer führt und zur Reise motiviert. Hier und da hätten wir uns auch etwas mehr Abwechslung bei den Inseln sowie zusätzliche Aufgaben oder Quests gefreut. Bereits nach den ersten Kapiteln wirkt das Spiel zum Teil sehr repetitiv und vorhersehbar.
Auch wünschen wir uns, dass wir nach Abschluss des Spiels die Möglichkeit haben, frei in der Welt von Windbound mit unserem Boot umherzureisen und noch mehr zu entdecken. Da würden wir uns über ein entsprechendes Update der Entwickler freuen.
Alles in allem bietet Winbdound ein unterhaltsames Survival-Abenteuer, welchen ihr ganz entspannt nach eurem Tempo angehen solltet, um es vollends zu genießen. Wer auf Entdeckungsreise, Monster-Jagd und authentische Bootsausflüge steht, sollte sich das Survival-Abenteuer nicht entgehen lassen.
Windbound ist ab sofort digital im PlayStation Store für PlayStation 4 erhältlich. Wir bedanken uns vielmals bei Koch Media für die Bereitstellung eines Review-Codes.