Square Enix hat offiziell Kingdom Hearts III für PlayStation 4 im Handel veröffentlicht, womit für mich ein lang erwarteter Kindheitstraum in Erfüllung geht! Seit Kingdom Hearts 2006 hierzulande erschienen ist, sind über 12 Jahre vergangen, in denen zahlreiche Zwischenableger und Collections erschienen sind. Jeder einzelne Ableger trägt dabei einen bedeutenden Teil zur mittlerweile recht komplexen Handlung bei und keiner sollte dabei ausgelassen werden. Ausgehend davon ist Kingdom Hearts III praktisch nun bereits der 10. Ableger der beliebten Kingdom Hearts-Serie, in welcher ihr zahlreiche Disney-Welten bereist. Wir haben uns in den vorerst letzten Kampf gegen die Dunkelheit mit Sora und seinen Freunden begeben. Hat sich das Warten gelohnt?
Ein neues Abenteuer das seinesgleichen sucht
Mit dem Day-One-Patch wurde das Erinnerungsarchiv hinzugefügt, welchen vor allem Neueinsteiger einen Einblick in die Handlung geben solltet. Und einen Einblick geben trifft es ganz gut, da die relativ kurzen Videos wirklich nur sehr grob die Rahmenhandlung aufgreifen. Wer die Kingdom Hearts-Serie nicht kennt, was vor allem Xbox-Spieler betreffen wird, dem werden nach wie vor zahlreiche zusammenhänge fehlen. Immerhin findet ihr auch im Spiel nochmal ein Glossar zu zahlreichen Begrifflichkeiten sowie Einträge zu jedem einzelnen Charakter.
Erneut schlüpft ihr in die Rolle des Schlüsselschwertträgers Sora, welcher auf seinem neusten Abenteuer wieder von seinen Freunden Donald und Goofy begleitet wird. Nach den Geschehnissen des letzten Ablegers hat Sora alle seine Fähigkeiten verloren und muss von vorn beginnen. Gleichzeitig hat der die Aufgabe, die Kraft des Erweckens zu erlangen und die fehlenden Hüter des Lichts zu finden. Letzten Endes sollen sieben Hüter des Lichts im Kampf gegen die dreizehn Sucher der Dunkelheit gegenüberstehen. Während eures Abenteuers vergeht kein Augenblick, an dem ihr nicht von dem dunklen Xehanort und seinen Inkarnationen verfolgt werdet. Doch dieses Mal wird es zum finalen Kampf gegen ihn kommen.
Nachdem ihr euch für einen Schwierigkeitsgrad entschieden habt, ob einfach, normal oder schwer, könnt ihr in ein neues Abenteuer starten. Zuvor müsst ihr jedoch zwei Entscheidungen treffen und findet euch direkt im ersten Kampf gegen einen Schattenborn wieder. Ab hier und deutlich darüber hinaus werden stetig die Steuer-Elemente sowie neue Fähigkeiten und Funktionen in kurzen Hinweis-Einblendungen erläutert. Als aller erstes verschlägt es euch erneut in die Welt von Hercules.
Dieses Mal kehrt ihr jedoch nicht zum Kolosseum zurück, sondern besucht erstmals selbst den Olymp, wo wieder Hades und seine Titanen ihr Unwesen treiben. Darüber hinaus treiben auch Malefiz und Karlo ihr Unwesen und ziehen von Welt zu Welt um nach einer mysteriösen Box zu suchen. Im Laufe des Spiels besucht ihr zahlreiche weitere fabelhaft inszenierte Disney- und Pixar-Welten. Unter anderem Toy Story, Rapunzel, Die Eiskönigin oder Fluch der Karibik. Dazu gesellen sich auch bereits bekannte Schauplätze aus Kingdom Hearts. Unter anderem kehrt ihr nach Twilight Town und trefft auf einige bekannte Charakter aus vorherigen Ablegern.
Die verschiedenen Welten schauen dabei nicht nur hervorragend aus, sondern bieten deutlich größere Areale, sind unglaublich detailliert und sind zum Teil auch lebhafter. In Twilight Town oder dem Olymp findet ihr zahlreiche NPCs, mit welchen ihr auch teils interagieren und kleinere Nebenmissionen erledigen könnt. Auch mit den verschiedenen Film-Charakteren könnt ihr interagieren. So schwingt ihr gemeinsam mit Rapunzel über größere Distanzen hinweg, begebt euch mit Donald und Goofy auf die Schneepiste oder absolviert ein paar unterhaltsame Ernte-Minispiele mit Winnie Puuh. Gleichzeitig wirken einige der Welten aber durch ihre schiere Größe auch in vielen Abschnitten relativ leer und ihr trefft nur stellenweise immer wieder auf Gruppen von Gegnern. Auch wird es ab und an unübersichtlich und ihr verliert mal den roten Pfaden. Natürlich eher wenn ihr die Umgebung kleinlich erkundet und in jeder Ecke nach einer Kiste sucht, statt schnurstracks dem Weg zu folgen.
Die Handlung jeder Disney- oder Pixar-Welt ist fabelhaft inszeniert und äußerst liebevoll sowie mit Humor in Szene gesetzt. Wer die Filme geliebt hat, der wird auch hier förmlich in den Welten versinken können und so viel Freude daran haben, die Welten spielerisch zu erleben und zu erkunden. Mit jeder neuen Welt steht euch ein neuer Wow-Augenblick bevor, in dem vor lauter Detailpracht der Atem förmlich wegbleibt. Ausgeschmückt wird das Spiel mit zahlreichen qualitativ hochwertigen Zwischensequenzen. Darunter auch einige GCI-Sequenzen, welche es sonst immer nur als Intro oder Ending gab. Alleine die GCI-Einführung bei Toy Story mit Verum Rex war unglaublich. Dazu gab es in der Toy Story-Welt zahlreiche Anspielungen an die Final Fantasy-Serie zu entdecken. Was den Umfang einer Welt anbelangt, so hat sich dieser fast verdoppelt. Statt einer oder zwei Stunden, verbringt ihr nun rund drei bis vier Stunden in einer Welt. Damit ergibt sich ein sehr guter Umfang für das Spiel und jede Welt lässt euch mit einem guten Gefühl zurück.
Das Ende einer Saga
Der Fokus liegt nach wie vor sehr deutlich auf den individuellen Geschichten der einzelnen Welten. Zwar habt ihr gleichermaßen Begegnungen mit Xehanorts Lakaien, doch läuft die Haupthandlung eher so nebenher und fokussiert sich eher im letzten Drittel. Immerhin handelt es sich um das Finale der Xehanort-Saga, welche hiermit ihr Ende finden wird. Dies soll in einem Aufeinandertreffen von Licht und Dunkelheit münden. Doch bis dahin müssen einige Weichen gestellt werden. Wie bereits zu Anfang erwähnt hat Sora alle seine Fähigkeiten verloren, was natürlich für einen neuen Ableger spielerisch Sinn ergibt. Demnach steigt ihr stetig in der Stufe auf und erlernt neue Fertigkeiten, Magie und knüpft neue Bände.
Das dynamische Kampfsystem vereint mittlerweile zahlreiche Mechaniken aus vorangegangenen Ablegern und gestaltet sich damit als noch umfangreicher, actionreicher und spannungsgeladener als noch in Kingdom Hearts II. Unter anderem könnt ihr nun drei Schlüsselschwerter gleichzeitig ausrüsten und zwischen diesen jederzeit wechseln. Jedes Schlüsselschwert ist dabei einzigartig und verfügt nicht nur über unterschiedliche Werte. Stattdessen können die Schlüsselschwerter nun sogar mehrstufig transformiert werden und bringen einige besondere Fähigkeiten mit sich, welche bei den Gegnern für ordentlich Schaden sorgen. Neu ist außerdem die Wasser-Magie und dass ihr nach mehrmaliger Ausführung einen deutlich stärkeren Zauber obendrauf ausführen könnt.
Zudem lassen sich spektakuläre Gruppen-Kombos mit den verschiedenen Charakteren ausführen und ihr könnt auch wieder einige Charaktere beschwören, wie zum Beispiel Simba, Randale-Ralph, Stitch oder auch den Traumfänger Wundermieze. Und zu guter Letzt sind auch die effektgeladenen Attraktionen neu hinzugekommen, welchen Themenparks nachempfunden sind. Damit erscheint zum Beispiel ein riesiges Karussell, Piratenschiff oder Teetassen, welche verschiedene Interaktionsmöglichkeiten bieten. Jede Aktion führt letztendlich zu einem spannungsgeladenen Abschluss, welcher die Gegner ordentlich aufmischt. Auch Interaktionen mit der Umgebung sind möglich. Darunter Elemente aus dem freien Fluss, welcher vor allem aus Dream Drop Distance bekannt ist. Und cooler denn je könnt ihr Wände hoch oder entlanglaufen.
Aus einem anderen Blickwinkel wirkt die Vielfalt an verschiedenen Fähigkeiten und Aktionen fast schon zu überladen. Zudem ist es etwas schade, dass man nicht wählen kann, welche Aktion man mit der Dreieck-Taste ausführen möchte. Stattdessen muss man darauf warten, bis die erste Aktion der Reihe zeitlich abläuft, damit man die nächste ausführen kann. Was die Gegner-Vielfalt anbelangt, so erwarten euch mit jeder Welt neue Gegner aus den Reihen der Herzlosen, der Niemande und sogar den Unversierten. Hiermit ist für ordentlich Abwechslung gesorgt. Dazu dürft ihr euch wieder einmal auf großartige Bosskämpfe freuen, welche nicht nur fordernd sind, sondern gleichermaßen hervorragend inszeniert wurden.
Zurück im Gummischiff, zahlreiche Minispiele und eine wahre Grafikpracht
Mit Kingdom Hearts III kehrt auch das ikonische Gummischiff zurück, mit welchem ihr zwischen den Welten Reisen könnt. Doch statt einzelner Missionen und Wege zwischen den Welten, könnt ihr nun völlig frei umherfliegen und Materialien sammeln oder Herzlose bekämpfen. Selbstverständlich lassen sich auch verschiedenste Baupläne für neue Gummischiffe freischalten und der Editor ist ebenfalls zurück und lässt eurer Kreativität freien Lauf. Demnach lassen sich auch hier zahlreiche Spielstunden verbringen, da ihr euer Gummischiff nun auch aufleveln könnt. Auch darüber hinaus warten unzählige Interaktionen und Minispiele in den Welten von Kingdom Hearts III.
Unter anderem erhaltet ihr in Twilight Town das sogenannte Gummifon, welches vielerlei Funktionen besitzt. Einerseits findet ihr natürlich unzählige Inhalte zum Nachlesen. Außerdem könnt ihr mit dem Gummifon Fotos schießen. Damit lassen sich nicht nur hübsche Landschaftsaufnahmen machen, sondern auch sympathische Selfies mit euren Freunden und Bekanntschaften in den verschiedenen Welten. Darüber hinaus lassen sich auch die vielfältigen Minispiele des Classic Kingdom darauf spielen, welche der ein oder andere bereits aus KHUX kennen dürfte. In Kingdom Hearts III kommen jedoch nochmal einige weitere unterhaltsame Spiele hinzu. Außerdem könnt ihr in Verum Rex: Beat of Lead gegen zahlreiche Mechas kämpfen, in Arendelle rodelt ihr als Trio die Schneepiste hinab und in Corona könnt ihr mit Rapunzel auf dem Marktplatz tanzen. In der Karibik übernehmt ihr hingegen das Steuer eures eigenen Schiffes und könnt über die dortigen Gewässer schippern und Seeschlachten führen.
Außerdem macht ihr auch die Bekanntschaft mit dem kleinen Meisterkoch Remy. Gemeinsam mit Remy könnt ihr im Bistro verschiedenste Gerichte zubereiten, welche jedem Gourmet das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Die Gerichte lassen sich dann von euch verspeisen und bringen unterschiedliche Statusverbesserungen mit sich. Außerhalb von Twilight Town ist das Bistro auch von jedem Speicherpunkt erreichbar. Einkäufe lassen sich wie gewohnt bei den Mogry-Shops tätigen. Selbstverständlich lassen sich auch wieder neue Items und Gegenstände schmieden. Hierfür benötigt ihr natürlich entsprechende Rezepte und Materialien. Erstmals lassen sich zudem die verschiedenen Schlüsselschwerter mehrfach aufwerten. Dabei steigen nicht nur die Werte, sondern auch neue Fertigkeiten können freigeschaltet werden. Außerdem haben auch die Mogrys ein paar Aufgaben für euch. Unter anderem gilt es auch für die Mogrys Bilder zu schießen. Im Anschluss werdet ihr natürlich entsprechend belohnt.
Zu guter Letzt möchten wir nochmal auf die Grafik und Technik von Kingdom Hearts III eingehen. Optisch erwartet euch mit Kingdom Hearts III eine wahre Grafikpracht, welche euch wortwörtlich ein Effektgewitter auf den Bildschirm zaubert. Mit der neuen Unreal Engine wurden wunderschöne Welten erschaffen, welche einfach unglaublich ausschauen und euch dieses Erlebnis nicht vergessen lassen. Die qualitativ hochwertigen Zwischensequenzen gehen dabei eins zu eins in das Gameplay über. Damit stehen die Welten den Filmen gegenüber in kaum etwas nach und lassen euch eure liebsten Disney- und Pixars-Filme selbst nacherleben.
Technisch läuft der Titel zu jeder Zeit wunderbar flüssig über den Bildschirm, selbst wenn unglaublich viel passiert. Die Vielzahl an Effekten ist dabei förmlich überwältigend. Das kann schon mal etwas unübersichtlich werden. Untermalt wird das Abenteuer von einem gewohnt hervorragenden Soundtrack mit orchestralen Klängen. Zudem steht lediglich die englische Tonspur zur Verfügung. Wer sich bereits mit den Collections durch die Vielzahl an Titeln gekämpft hat, wird sich bereits an die Stimmen der Charaktere gewöhnt habe. Nichtsdestotrotz muss ich nostalgisch an die deutsche Vertonung von Kingdom Hearts und Kingdom Hearts II zurückdenken. Die englischen Stimmen passen jedenfalls ebenso wunderbar zu den Charakteren und tragen sowohl wunderbar bei humorvollen als auch bei ernsten Momenten des Spiels bei.
Unser Fazit zu Kingdom Hearts III
Der langwährende Kampf gegen die Dunkelheit unter Meister Xehanort findet mit Kingdom Hearts III ein phänomenales Ende. Erneut bereist ihr mit Sora und seinen Freunden verschiedenste Disney- und Pixar-Welten, schließt neue Freundschaften, helft jedem Freund in der Not und erlebt dabei unvergessliche Momente. Die Schauplätze und Handlungsstränge der einzelnen Welten wurden erneut wunderbar inszeniert und sehr atmosphärisch in Szene gesetzt. Dazu punkten viele der Dialoge mit jeder Menge Charme und Humor und stehen so den Film-Vorlagen in nichts nach. Die Haupthandlung kommt hingegen nur häppchenweise in Fahrt. Zum Ende geht es jedoch Schlag auf Schlag und die Vielzahl an offenen Handlungssträngen laufen zu einem großen Finale zusammen. Im Fokus steht hierbei natürlich der große Kampf der sieben Hüter des Lichts gegen die dreizehn Sucher der Dunkelheit. Wer ohne Kenntnisse in Kingdom Hearts III einsteigt, wird der Haupthandlung jedoch kaum folgen können.
Kingdom Hearts III bringt zahlreiche Neuerungen mit sich und vereint einige gelungene Spielmechaniken vergangener Ableger. Sora beginnt sein Abenteuer erneut von Anfang und muss zunächst wieder unzählige neue Fertigkeiten erlernen. Im Kampf gegen Herzlose, Niemande und Unversierte stehen Sora unzählige neue Aktionen zur Auswahl. Darunter verschiedene Disney-Attraktionen, Freunde- und Gruppenmanöver, Beschwörungen, verschiedene Zauber sowie die Möglichkeit jederzeit zwischen drei Schlüsselschwertern mit individuellen Fähigkeiten wechseln zu können. Die Kämpfe gestalten sich nicht nur verdammt actionreich und effektvoll, sondern fühlen sich auch äußerst flüssig und dynamisch an, wie kaum ein anderes Spiel.
Darüber hinaus sind die Welten deutlich umfangreicher, weitläufiger und werden euch nun rund drei bis vier Stunden beschäftigen. Damit kommt ihr auf einen sehr soliden Spielumfang von mindestens 30 bis 40 Stunden. Freuen könnt ihr euch zudem auf unzählige gelungene Interaktionsmöglichkeiten und Minispiele in den verschiedenen Welten. Befeuert von der aktuellen Unreal Engine 4 schaut der Titel zudem umwerfend gut aus und hat ein zeitgemäßes Niveau erreicht. Immerhin ist Kingdom Hearts III nach langer Zeit wieder der erste Konsolentitel seit der PlayStation 2-Ära. Somit trumpfen Square Enix und Game Director Tetsuya Nomura zum Finale nochmal ordentlich auf und präsentieren Kingdom Hearts III als spielerische, optische als auch technische Wucht. Im Fokus steht hierbei natürlich stets die Handlung, welche jedoch vor allem Serien-Fans ansprechen wird. Auch ohne Vorkenntnisse wird man seinen Spaß haben, jedoch kaum die packenden Hintergründe der Handlung nachvollziehen können.
Obwohl das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit mit dem Ende der Xehanort-Saga wiederhergestellt scheint, hat der Kampf gegen die Dunkelheit längst kein Ende gefunden. Die Geschichte rund um Kingdom Hearts wird weitergehen und wir sind gespannt was die Zukunft bringen wird.
Wir können Kingdom Hearts III alles in allem nur empfehlen. Einerseits weil wir die Kingdom Hearts-Serie bereits seit 17 Jahren verfolgen, herzlichst lieben und nostalgische Gefühle mit der Reihe verbinden. Andererseits weil Kingdom Hearts III einen zeitgemäßen Einstieg in die Reihe auf der aktuellen Konsolengeneration ermöglichst und somit einen Grundstein für die Zukunft legt.