Erstmals 1997 wurde das strategische Aufbauspiel Constructor aus dem Hause System 3 veröffentlicht. Doch ganz anders als die üblichen Aufbausimulationen geht es bei Constructor ganz unkonventionell zu und illegale Machenschaften liegen hierbei an der Tagesordnung. Auch legt das Spiel den Fokus auf zahlreiche andere Aspekte, welche Constructor zu einem interessanten Titel machen. Nachdem bereits vor zwei Jahren Constructor HD erschien folgte nun der HD Re-Release mit Constructor Plus für PlayStation 4. Ob sich ein Blick lohnt und welche Neuerungen die Plus-Fassung mit sich bringt, werdet ihr im Anschluss in unserem Test erfahren können.
Ein holpriger Start beim Städtebau
Aller Anfang ist schwer. Im Hauptmenü angekommen warten bereits einige Spielmodi auf euch. Am sinnvollsten wäre es natürlich hier mit dem Tutorial zu starten. Dieses ist in zahlreiche unterschiedliche Szenarien aufgeteilt, welche euch nach und nach die Steuerung, Spielmechaniken und Besonderheiten des Spiels näherbringen. Dabei müsst ihr nicht jedes Mal von vorne starten, sondern werdet manchmal auch in eine bestehende Stadt geworfen, welche es auszubauen gilt. Hierbei ist auf jeden Fall zu erwähnen das Constructor gar nicht so einfach ist. Der Spieler selbst schlüpft in die Rolle eines kleinen Geschäftsmannes, welcher mit allerhand Konkurrenz und problematischen Bewohnern umgehen muss, um letztendlich eine blühende Stadt zu erschaffen. Natürlich startet ihr auch erstmal klein und besitzt neben eurem Hauptquartier erstmal nur einige wenigen Angestellte um ein paar Gebäude zu errichten. Dabei habt ihr die Kontrolle über die Vorarbeiter und Arbeiter sowie Techniker, um neue Bauprojekte in Angriff zu nehmen sowie Gebäude zu warten.
Gewöhnt man sich erstmal an die Steuerung und Oberfläche bereitet das Gebäude errichten schon bald keine Probleme mehr und geht einfach von der Hand. Doch die Sorgen liegen ganz woanders. Anfangs stehen euch nämlich nur sehr wenige Gebäude zur Verfügung und ihr müsst erstmal die Zahl eurer Bewohner erhöhen. Hierbei habt ihr die Wahl zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, welche allesamt ganz unterschiedliche Bedürfnisse an den Tag legen. Neben dem Städtebau liegt der Fokus nämlich vor allem auf den Bewohnern sowie dem Konkurrenzkampf mit allerhand fiesen Methoden. Zunächst gilt es jedem Haus Bewohner zuzuordnen. Und um es noch etwas absurder erscheinen zu lassen, müsst ihr dafür sorgen, dass sich die Bewohner fortpflanzen. Immerhin könnten diese Nachfahren ja schon bald für euch arbeiten.
Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen weisen dabei zahlreiche Unterschiede auf. Angefangen bei der Bildung, dem finanziellen Status sowie zahlreichen weiteren Attributen. Dementsprechend könnt ihr höhere Mieten verlangen, könnt entsprechend viel oder weniger Nachwuchs erwarten und könnt abschätzen wie sehr die Immobilie oder die Nachbarn unter den Bewohnern leiden. Darüber hinaus könnt ihr jedoch Einfluss auf die Inneneinrichtung nehmen und so einzelne Räume verbessern. Damit lässt sich gleichzeitig der Wert eurer Immobilie erhöhen sowie das Wohlbefinden dessen Bewohner. Damit nehmt ihr ebenso Einfluss auf verschiedene Eigenschaften der Bewohner. Mit einer Verschönerung des Schlafzimmers wird zum Beispiel natürlich auch die Fortpflanzung eurer Bewohner angeregt und es können Nachfahren höherer Stufen und gesellschaftlichen Standes folgen. Abgesehen von der Reproduktion eurer Bewohner spielt auch die Zahl eurer Arbeiter und eure finanziellen Mittel eine wichtige Rolle. Daher solltet ihr stets für jedes Haus euren Fokus auf eines dieser Ressourcen legen.
Ärger in der Nachbarschaft
Mit der Zeit lassen sich so auch immer bessere Gebäude freischalten. Darunter neue Fabriken, wodurch ihr wiederum höherwertigere Unterkünfte für eure Bewohner errichten könnt. Somit wächst eure Stadt nach und nach und bietet mit der Zeit vielfältigere Möglichkeiten. Doch dabei bleibt es leider nicht und andere Bauunternehmer machen euch schon bald das Leben schwer. Um nicht selbst unter der Sabotage eurer Konkurrenz zu leiden, gilt es auch selbst schmutzige Methoden anzuwenden. Abgesehen von allgemein steigenden Bedürfnissen eurer Bewohner, versuchen eure Gegenspieler mit jeder Gewalt euch zu sabotieren. Seien es gewaltsame Schläger, jede Menge lärm, hervorgerufene Stromausfälle, Überschwemmungen oder Gaslecks. Die Zahl der Sabotage-Optionen ist schier endlos.
Dabei gilt Vorsorge zu leisten und gleichzeitig auch eure Widersacher unter Druck zu setzen. Dies geschieht einerseits wenn ihr zum Beispiel eure Gebäude mit verschiedenen Objekten bestückt. Darunter Alarmanlagen, Lärmschutzfenster, schattenspendende Bäumchen oder auch Mäusefallen. Andererseits erbaut ihr zu eurem eigenen Schutz Polizeistationen und rekrutiert entsprechend Polizisten, Wachhunde sowie weitere helfende Mittel. Selbstverständlich sind auch Handwerker vonnöten, um eure Anlagen zu warten und zu reparieren. Natürlich könnt ihr auch bei euren Gegnern für jede Menge ärger sorgen. Demnach könnt ihr auch selbst Schläger, Diebe oder Hippies engagieren. Ja selbst mit Hippies könnt ihr gegnerische Fabriken durch Demonstrationen zum Stillstand bringen. Doch es können sich noch zahlreiche weitere Katastrophen anbahnen, welche euch das Leben gehörig schwierig machen. Schafft ihr es nicht im Rahmen der vorgegebenen Zeit eure Aufgaben zu bewältigen, steht euch der erfolgreiche Missions- oder gar Spielabschluss auf der Kippe.
Abgesehen von der gegnerischen Sabotage macht aber auch hin und wieder das Spiel selbst euch Problemchen. So befanden wir uns sogar im Tutorial in der ein oder anderen Sackgasse, weil das Spiel uns nichts mehr Bauen lies und entsprechende Ressourcen fehlten. Auch kann es nach wie vor passieren, dass der Abschluss einer Aufgabe nicht erkannt wird und so kein Fortschritt möglich ist. Aber auch Abseits von möglichen Fehlern ist Constructor Plus vor allem für hartgesottene Aufbau- und Sabotage-Fans. Bereits der Story-Modus hält einige Herausforderungen bereit. Doch auch sonst könnt ihr euch im freien Speil in den endlosen Spaß stürzen und müsst euch an keinerlei Anforderungen halten. Hinzukommen mit der Plus-Fassung über 80 brandneue Gebäude für eure Stadt. Etwas angenehmer könnt ihr zudem im Designmodus bauen, wo ihr Gegner und Katastrophen deaktivieren und mit einem gewünschten Guthaben starten könnt. Ein Online-Modus ist ebenso an Bord, um auch gegen echte Spieler anzutreten.
Technisch und grafisch wirkt jedoch auch Constructor Plus nach wie vor ordentlich angestaubt, da der Titel nach wie vor auf dem Original von 1997 basiert, lässt sich jedoch weiterhin vernünftig spielen. Vor allem das Intro sowie die 3D-Zwischensequenzen könnten schmunzeln anregen. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen könnt ihr sogar den Mond oder den Mars bebauen, was wiederum weitere Möglichkeiten oder Einschränkungen mit sich bringt. An die Steuerung mit Controller gilt es sich auch hier zu gewöhnen, doch lässt sich das Spiel problemlos auf diese Art und Weise steuern.
Unser Fazit zu Constructor Plus
Der Schein trügt auf jeden Fall. Denn hinter der angestaubt zu scheinenden Optik und Technik von Constructor Plus steckt ein interessanter Titel, welcher Neulinge auf alle Fälle überraschen wird. Vor allem das Zusammenspiel von Städtebau, den unterschiedlichen Bewohnern aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sowie den Sabotage-Spielmechaniken machen Constructor Plus zu einem anspruchsvollen und nach wie vor einzigarten Spiel im Genre. Vor allem das Tutorial bietet auch für Neulinge und Städtebau-Fans einen guten Einstieg in die Grundlagen und Kernmechaniken von Constructor, ohne direkt überfordert zu werden. Jede Mission baut dabei aufeinander auf und vorangegangene Gameplay-Elemente werden nochmal aufgegriffen.
Veteranen können sich hingegen problemlos in das beliebte Endlosspiel stürzen ohne auf irgendwelche Aufgaben achten zu müssen. Dabei lässt sich sogar der Mars besiedeln, welcher wiederum andere Anforderungen an euch stellt. Neben dem Städtebau steht vor allem das Management der Gebäude und ihrer Bewohner im Fokus. Was Constructor jedoch am meisten von anderen Genre-Titeln unterscheidet, sind die umfangreichen Sabotage-Möglichkeiten gegen die feindlich gesinnten Bauunternehmer. Gleichzeitig gilt es sich geschickt gegen die gleichen Maßnahmen zu wappnen. Damit steht euch eine steile Lernkurve in Form eines fordernden Gameplays bevor. Wem der altbackene Stil nichts ausmacht und die Kernmechanik des Spiels zusagt, dem können wir die erweiterte Fassung von Constructor Plus nur empfehlen.