Rockstar Games veröffentlichte bereits vor rund sieben Jahren den Titel L.A. Noire für die alte Generation unter anderem für PlayStation 3. Entwickelt von Team Bondi und lieferte man mit L.A. Noire seinerzeit einen spannenden Detektivthriller, welcher damals vor allem in den Punkten Authentizität und Gesichtsanimationen überzeugen konnte. Nun erschien das Spiel als Remaster-Version auch für die aktuelle Generation. Wir haben die PlayStation 4-Version des Spiels getestet und führen euch in die Welt der Detektive ein.
Die detektivische Ernsthaftigkeit
Entgegen actionreicher Titel wie GTA geht es in L.A. Noire nicht nur ruhiger, sondern auch deutlich ernster zu. Ihr begebt euch mit L.A. Noire in das Los Angeles der späten 40er Jahre und schlüpft in die Rolle von Protagonist Cole Phelps. Es ist kaum Zeit seit dem letzten Weltkrieg und dem Konflikt zwischen den USA und Japan vergangen. Phelps verdiente sich im Krieg gegen Japan den Silver Star und kehrte nun in die Heimat zurück. Zunächst verpflichtete er sich zum gewöhnlichen Polizeidienst, doch bereits nach kurzer Zeit als Streifenpolizist, feierte er erste Erfolge.
Zwar schlägt sich Phelps zunächst mit kleinen Fischen herum, doch lassen ihn die schnellen Fahndungserfolge sowie sein detektivisches Gespür schnell aufsteigen. Im entsprechenden Dezernat als Detektiv angekommen, fallen ihm deutlich komplexere Fälle zu, welche nicht nur Anerkennung und Prestige mit sich bringen. Zunehmend öfter trifft Phelps auf angesehene Persönlichkeiten und hohe Ämter. Dabei wird ihm schnell klar, wie korrupt doch Politik und Justiz sind. Dadurch kommen nicht nur Unschuldige zu Schaden, sondern auch eure Ermittlungen sowie euer Privatleben leiden schon bald darunter. Desto näher er dabei der Wahrheit entgegenkommt, desto gefährlicher wird es für ihn und seine Familie.
Handlungstechnisch kann L.A. Noire auf voller Linie überzeugen und liefert euch ein spannendes Krimi-Drama auf den heimischen Bildschirm. Gestaltet sich der Einstieg noch etwas träge, kommt die Handlung mit zunehmenden Spielverlauf ordentlich ins Rollen. Zudem folgt der Handlungsablauf nicht stur einem roten Faden, sondern entwickelt sich entsprechend eurer Entscheidungen in den Verhören und den Beweisen, welche ihr gesammelt habt und entsprechend vorlegen könnt. Dabei macht ihr euch nicht nur zunehmend selbst Gedanken, über die Ermittlungen und den eventuellen Tathergang, sondern spürt nicht selten die äußeren Einwirkungen auf euch. Denn als Detektiv, welcher zwischen mächtigen Fronten steht, habt ihr es kaum einfach und eure Entscheidungen werden zu jeder Zeit in Frage gestellt.
Es bleibt euch stets selbst überlassen, ob ihr eurer menschlichen Moral folgen möchtet oder ob euch von den hohen Ämtern unterdrücken lasst. Letztendlich plagen euch die Zweifel, ob ihr die wirklichen Täter oder unschuldige Menschen hinter Gitter gebracht. Das macht L.A. Noire im Kern aus und bringt zugleich jede Menge Spannung mit sich. Neben einer interessanten Handlung wird L.A. Noire ebenso von einer hervorragenden Inszenierung und einem gelungenen Gameplay getragen.
Jedes Verhör liegt in eurer Hand
Wie der Titel bereits erahnen lässt, spielen sich die Geschehnisse im Los Angeles der späten 40er Jahre ab. Bereits zu dieser Zeit war L.A. eine lebendige Großstadt, welche im Spiel detailgetreu nachgebildet wurde. Es lassen sich im Spiel einige Stadtviertel mit unzähligen Schauplätzen besuchen, welche originalgetreu der damaligen Zeit entsprungen sind. Unterwegs seid ihr stilecht in einem Cadillac und hört zugleich passende Jazz- oder Blues-Musik im Radio. Vor allem die großen Leuchtreklamen, die Kinos und Bars sind für diese Zeit typisch und versprühen zugleich ihren besonderen Charme. Zu schade das man kaum wirklich dazu kommt, die Stadt zu erkunden. Meist hetzt ihr von Tatort zu Tatort, seid auf kurzen Verfolgungsjagden unterwegs, erlebt hin und wieder auch eine Schießerei oder hängt für gewöhnlich auf dem Revier ab.
Eher selten habt ihr wirklich die Möglichkeit bzw. Überhaupt Grund dazu, die hübsche Stadt zu erkunden. Da geht wirklich etwas an Potenzial verloren. Immerhin erinnern alte Schallplatten sowie Zeitungsartikel an diese Zeit. Wirkliche Verbundenheit mag jedoch nicht aufkommen, da man kaum einen Bezug herstellen kann. Da wäre im Zusammenhang mit den Nebenmissionen auf alle Fälle mehr möglich gewesen. Im Mittelpunkt des Geschehens von L.A. Noire stehen jedoch sowieso die großartig inszenierten Verhöre. Bevor ihr jedoch ins Verhör gehen könnt, fängt natürlich alles am Tatort an.
Ihr analysiert die dortige Lage, sammelt Beweise, befragt Zeugen und versucht den eventuellen Tathergang zu assoziieren. Vor allem die Zeugenbesprechungen können neue Infos fördern und lassen euch neue Tatverdächtige in Betracht ziehen. Letztendlich liegt es jedoch an euch selbst, dass ihr die Hinweise, Beweise und Aussagen sinnvoll kombiniert und so eventuell auf den möglichen Täter stoßt. Auch bleibt euch überlassen, mit welchen Personen ihr Unterhaltungen führt und wie ihr an den Fall herangeht, ob ihr euch zum Beispiel bedeckt haltet oder den möglichen Verdächtigen direkt als Täter abstempelt.
Die Ermittlungen in L.A. Noire fordern von euch jedenfalls eine gute Kombinationsgabe und jede Menge Geschick. Wie auch schon vor rund sieben Jahren, beeindruckt das originelle Deep-Motion-Scan System, womit ihr die Gesichter der euch gegenübersitzenden Verdächtigen ablesen könnt. Dadurch könnt ihr gut deuten, ob ihr die Wahrheit gesagt bekommt oder ihr schamlos belogen werdet. Ganz so einfach gestaltet sich dieser Vorgang hingen nicht, da unzählige Charaktertypen auf euch stoßen, welche mal mehr und mal weniger gut ihre Emotionen verbergen können. Das kann wiederum zu falschen Entscheidungen in den Ermittlungen führen, was wiederum den weiteren Verlauf beeinflusst.
Hohe Authentizität und hübsche Optik
Solltet ihr falsche Entscheidungen treffen und nicht die notwendigen Beweise vorlegen können, so schlagen die Ermittlungen fehl und der potenzielle Verdächtige kommt entweder problemlos davon oder der falsche wird als Täter verdächtigt. Nur mit genügend Beweisen und Aussagen, welche die entsprechende Person belasten, könnt ihr den richtigen Täter finden und diesen sogar zu einem Geständnis drängen. Euer persönliches Ziel ist es natürlich jeden Fall erfolgreich abzuschließen, doch gewiss wird nicht jede Entscheidung im Laufe des Spiels einfach für euch gewesen sein.
Wer zumindest eine gelungene Inszenierung mit einem hohen Grad an Authentizität sucht, der ist bei L.A. Noire genau richtig. Es gibt kaum ein anderes Spiel, welches im Genre derart authentisch auftritt und den Charme der klassisch-amerikanischen Kriminal-Detektive vermittelt. Dabei legt man auch nicht gerade eine seichte Art an den Tag und droht gern auch mal Prügel an oder spricht frei heraus über unschöne Tatsachen. Phelps tritt dabei hervorragend in seiner Rolle auf und lässt euch die Rolle des Detektivs hautnah nacherleben. Auch optisch kann das Spiel auf den aktuellen Konsolen selbst nach sieben Jahren beeindrucken.
Unter anderem bietet L.A. Noire bis zu 4K-Auflösung, HDR-Support, überarbeitete Texturen, mehr Details und hübschere Effekte. Zudem hat man sogar eine große Zahl der Hinweise im Spiel etwas aufgebügelt. Demnach präsentiert sich L.A. Noire auch heute noch schöner als jemals zuvor und macht einen guten Gesamteindruck. Da es sich jedoch nach wie vor um eine Remaster-Version handelt, hat das Spiel nichtdestotrotz einige Alterserscheinungen. Deutlich wird dies vor allem bei hin und wieder veralteten Animationen, was vor allem bei den eher unbedeutenden NPCs ersichtlich wird. Gestört wird dabei keinesfalls die Atmosphäre, welche euch realitätsnah in ein authentisches L.A. der späten 40er Jahre versetzt.
Gegenüber der guten Grafik hätte man eher etwas am Sound des Spiels arbeiten sollen. Nicht selten ertönt der Sound aus einer ungewöhnlichen Richtung, obwohl die Person eigentlich vor einem steht. Auch sind manche Sound-Effekte eher unpassend und sind nicht vereinbar mit dem sonst sehr guten Gesamteindruck.
Unser Fazit zu L.A. Noire
Auch sieben Jahre danach ist L.A. Noire immer noch ein hervorragendes Spiel und einer der Vorzeige-Titel überhaupt im Genre. Kaum ein Spiel tritt derart authentisch auf und präsentiert euch die Arbeit eines US-amerikanischen Detektivs im L.A. der 40er Jahre mitsamt den dunklen Seiten. Zugleich habt ihr allerhand Freiheiten, wie ihr selbst an die Ermittlungen und die Fälle selbst herangehen möchtet. Dabei sammelt ihr Beweise, befragt die Zeugen und kombiniert Hinweise, um letztendlich auf mögliche Verdächtige und hoffentlich auf den möglichen Täter zu stoßen.
Dabei spielen nicht selten auch Korruption und unmoralische Angebote eine Rolle. Dazu ist L.A. Noire sehr gut gealtert und schaut auch heute noch wunderbar aus. Solltet ihr diese Perle der letzten Generation verpasst haben, dann solltet ihr nun die Chance ergreifen und euch auf diese authentische sowie nostalgische Welt des Krimis einlassen.