Nach J-Stars Victory VS kommt es zur Feier des 50-jährigen Jubiläums der WEEKLY JUMP zum nächsten großen Beat ’em Up-Crossover in Jump Force. In Jump Force treffen 40 Charaktere aus den unterschiedlichsten Serien aufeinander. Darunter aus beliebten Manga-Serien, wie Dragon Ball, Naruto, Bleach oder One Piece. Damit ist der Fan-Service für Jump Force garantiert. Doch hat das Spiel darüber hinaus genügend zu bieten und kann auch spielerisch überzeugen?
Zwei Welten verschmelzen
Direkt nach Spielstart landet ihr als Passant mitten im Geschehen und werdet in New York City von Freezer tödlich verwundet. Dieser ist nämlich mitsamt seinen dunklen Lakaien in die Welt der Menschen eingedrungen und stiftet allerhand Chaos. Doch ihr seid nicht verloren. Auch die Helden sind in die Welt der Menschen gekommen. Trunks und der Navigator retten euch mit einer sogenannten Umbra Cube und machen euch so selbst zum Manga-Helden. Im Anschluss findet ihr euch nämlich im sehr umfangreichen Charakter-Editor wieder.
Dort könnt ihr euren Charakter ganz individuell nach euren Vorstellungen optisch anpassen. Alleine die Auswahl an Frisuren ist mächtig. Zudem könnt ihr euch bereits für einen von drei Kampfstilen entscheiden, welchen sich stilistisch an denen von Goku, Naruto und Ruffy anlehnen und eure Standard-Angriffe beeinflussen. Seid ihr mit der Charaktererstellung fertig, gelangt ihr in die Umbra Basis, welche als sozialer Hub für die Jump Force dient. Insgesamt lassen sich maximal sechs Charaktere erstellen, welche untereinander Fortschritte teilen. Als Teil der J-Force gilt es die ins Chaos gestürzten Welt vor den dunklen Venoms und Manga-Bösewichten zu retten. Dabei verschmelzen die Welt der Menschen und die Welt der Jump-Charaktere miteinander.
Im Anschluss gilt es sich noch für ein Team zu entscheiden. Darunter Team Alpha, Beta und Gamma, welche jeweils von Goku, Naruto und Ruffy angeführt werden und unterschiedliche Mitglieder haben. Entsprechend eurer Wahl erhaltet ihr die Spezial-Fähigkeiten der jeweiligen Team-Charaktere zum Start. Weitere Einflüsse hat eure Wahl nicht. Die Skills zum Start sind jedenfalls sehr ausgewogen und bieten einen abwechslungsreichen Einstieg. In der Umbra Basis findet ihr unter anderem zahlreiche Shops, um neue Kleidung und Fähigkeiten für euren persönlichen Helden zu erwerben. Die Kleidung ist natürlich lediglich kosmetischer Natur. Freigeschaltete Fähigkeiten könnt ihr jedoch beliebig angelegen. Demnach kann euer Charakter die ikonischsten Specials vieler beliebter Jump-Charaktere erlernen und im Kampf nutzen.
Insgesamt warten 40 unterschiedliche Kämpfer aus der Welt der Weekly Shonen Jump Mangas auf euch. Gewiss wird die Auswahl der Kämpfer nicht jedem zusagen. Auch ist die Zahl der weiblichen Charaktere äußerst gering. Neben den Läden und belanglosen NPCs könnt ihr in der Umbra Basis auch Offline- und Online-Kämpfe starten, Belohnungen entgegennehmen und verschiedene Missionen annehmen. Unter anderem gibt es Tutorial-Missionen, welche die Steuerung erklären, freie Missionen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, zusätzliche Missionen und Schlüsselmissionen.
In den Schlüsselmissionen folgt ihr entsprechend der Handlung des Spiels. Wirklich toll gestaltet sich das umherbewegen in der Umbra Basis jedenfalls nicht. Die Laufwege sind zum Teil relativ langweilig und nervig. Oft sollt ihr zwischen dem Direktor der J-Force und dem Missions-Tresen hin und herrennen. Da hilft auch die kleine Karte am linken unteren Bildschirmrand nicht wirklich. Denn ansonsten hat die Umbra Base nichts zu bieten. Das hat schon etwas schlechtes MMORPG-Feeling. Online wuseln immerhin ein paar andere Spieler in der Umbra Base umher. Für den Online-Modus ist natürlich PlayStation-Plus erforderlich.
Die Handlung selbst wird euch bis über zehn Stunden beschäftigen. Kaum anders erwartet, wird die Handlung kaum jemand vom Hocker hauen und war schon in unzähligen Anime-Versoftungen thematisiert wurden. Wie so oft bricht das Böse über die Welt hinein. Dieses Mal worden zahlreiche Menschen, als auch bekannte Charaktere von den Umbra Kuben befallen und haben in deren Inneren das Böse hervorgebracht. Demnach ziehen erneut die altbekannten Helden der J-Force in die Schlacht und kämpfen gegen das Böse. Untermalt wird das Geschehen von ebenso mäßigen Zwischensequenzen in den immergleichen Posen. Immerhin sind die beliebten japanischen Synchronstimmen mit von der Partie. Hinzukommt, dass die Handlung ziemlich gestreckt wirkt und dem Bösen kaum eine sinnvolle Hintergrundstory gewidmet wird. Immerhin stammen neben Direktor Glover und dem Navigator-Bot auch die neuen Bösewichte Galena und Kane aus der Feder von Akira Toriyama. Leider wirken auch die Dialoge zwischen den doch sehr unterschiedlichen Charakteren sehr stumpf. Hauptsache es gibt einen Grund zu kämpfen. Sowohl die Animationen als auch der Stil in Zwischensequenzen und der Umbra Basis fallen stark gegenüber den Kämpfen ab.
Das wahre Herzstück des Spiels: Die Kämpfe
Der realistische Look von Jump Force ist gewiss gewöhnungsbedürftig Schaut der Großteil des Spiels eher mäßig aus, machen die Kämpfe hingegen einen äußerst guten Eindruck. Dabei verschmelzen die Jump-Welten mit Schauplätzen aus der echten Welt. Auch die Manga- und Anime-Charaktere schauen während der Kämpfe mit realistischem Look ziemlich gut aus. Die Animationen und die Grafik im generellen sind während der Kämpfe ungewöhnlicherweise auf einem deutlich höheren Niveau. Die Kämpfe strotzen dazu nur vor großartigen Effekten.
Sowohl die bombastischen Fertigkeiten eines jeden Charakters als auch die Charaktermodelle selbst sowie Schauplätze machen einen tollen Eindruck. Schaden am Kämpfer wird deutlich sichtbar und auch die Kampflätze können sich im Laufe eines Kampfes verändern. Damit wird ein bombastisches Effekt-Feuerwerk auf den Bildschirm gezaubert. Vor allem der Erwachen-Modus mitsamt ultimativer Fähigkeit eines Charakters treiben dieses Effektgewitter nochmal auf die Spitze. Einzig kompetitive Spieler könnten durch zu viele Effekte gestört werden. Es ist wirklich großartig, seine liebsten Helden mitsamt ihren beliebtesten ultimativen Angriffen zu erleben. Alleine die mächtige Genkidama von Goku, Naruto mitsamt Kurama uns seiner Bijudama oder auch Ruffys Gear 4.
Ach wäre doch nur der Rest des Spiels gleichermaßen hübsch. So fühlt es sich an, als hätte man die komplette Arbeit optisch und natürlich spielerisch in die Kämpfe gesteckt, was natürlich super ist. Doch hätte man die Optik bei der Umbra Basis sowie die Zwischensequenzen mit den schwachen Animationen nicht auch schöner machen können? Und wieso ist Death Note-Liebling Light Yagami Teil der Handlung, jedoch nicht mit an Bord als spielbarer Charakter? Abgesehen davon, dass Ryuk seine Stimme verloren hat. Na gut. Zurück zum Kampfsystem und zum verkloppen der Venoms.
Das Kampsystem ist erstmal ziemlich leicht zu erlernen und macht auch Spaß. Das heißt jedoch nicht, dass die Kämpfe gleichermaßen einfach zu meistern sein werden. Der Schwierigkeitsgrad steigt stetig an und ihr müsst auf Zack sein sowie eure Teammitglieder sinnvoll im Kampf einsetzen. Es wirkt zwar so, als würden sich die Kämpfer nach einem Stein-Schere-Papier-Prinzip auskontern, doch ist dies nicht direkt kommuniziert und es mangelt dem Kampfsystem etwas an wirklicher Tiefe. Eher besitzt jeder einzelne Charakter persönliche Stärken und hat Schwächen, welche ihr zu eurem Vorteil nutzen solltet.
Neben einfachen Angriffen könnt ihr auch stärkere Angriffe ausführen sowie Gegner werfen. Darüber hinaus verfügt ihr über drei Spezial-Fertigkeiten sowie eine vierte ultimative Fertigkeit, welche ihr meist erst im Erwachen-Zustand aktivieren könnt. Die Fähigkeiten variieren dabei in stark in ihrer Reichweite und können bei Gegnern auch kurze Statusveränderungen hervorrufen. Zudem könnt ihr stets die Distanz mit einem schnellen Flugsprint auf Kosten der Mobilitäts-Leiste verringern, gegnerische Attacken blocken sowie eure Teammitglieder für Unterstützungsangriffe herbeirufen.
Jeder der Charaktere spielt sich dabei aufgrund der verschiedenen Fertigkeiten sehr unterschiedlich. Kämpfe lassen sich selbst in der letzten Sekunde noch gewinnen. Selbst stärkste Attacken lassen sich im richtigen Augenblick blocken oder geschickt ausweichen. Als wohl größtes Manko zählt der einzelne Lebensbalken, welcher von allen drei Teammitgliedern geteilt wird. Gewiss kann man jederzeit zwischen den Charakteren geschwind wechseln und so Gegner gut kontern. Doch ist es etwas schade, dass nicht jedes Teammitglied seinen eigenen Lebensbalken besitzt. Damit verkürzt sich der Umfang der Kämpfe natürlich auch stark.
Nach jedem Kampf erhaltet ihr zudem Erfahrungspunkte und steigt so im Level auf. Durch den Level-Aufstieg erhält euer Charakter mehr Leben und seine Angriffskraft steigt. Natürlich erhaltet ihr auch Gold, welches ihr im Anschluss in den Shops der Umbra Basis ausgeben könnt. Zunächst steigt ihr bis Stufe 20 auf und müsst im Anschluss bei den Extra-Missionen die Limit Breakers absolvieren. Damit erhöht ihr euer Maximal-Level jeweils um 20 Stufen bis maximal Stufe 100. Bis dahin dauert es jedoch einige Zeit.
Neben den verschiedenen Missionen, welche euch auch abseits der Handlung gut beschäftigen, könnt ihr auch offline und online gegen andere Spieler kämpfen. Unterstütz wird unter anderem ein lokaler Multiplayer. Demnach könnt ihr zu zweit gegeneinander kämpfen. Wenig vorteilhaft ist jedoch hierbei die Kamera. Diese wechselt nämlich zwischen beiden Spielern hin und her und ist jeweils zu weit von einem Spieler entfernt. Online könnt ihr sowohl schnelle, Freundschafts- sowie Ranglisten-Kämpfe bestreiten. In den Online-Kämpfen warten wohl die herausforderndsten Gegner auf euch. Glücklicherweise muss man nicht allzu lange warten und vor den Kämpfen könnt ihr sogar mit der CPU trainieren. Natürlich könnt ihr auch euren eigenen Helden für die Kämpfe wählen.
Außerhalb davon fallen die sehr zahlreichen Ladezeiten eher negativ auf. Es gibt vor Kämpfen, nach Kämpfen und zwischen den Sequenzen sowie bei der Rückkehr zur Umbra Basis Ladezeiten. Das fällt ziemlich schwer ins Gewicht, wenn ein Kampf kaum dreißig Sekunden andauert und die Zwischensequenzen auch eher knapp sind. Auch bei verlorenen Kämpfen muss nochmal nachgeladen werden. Technisch laufen die Kämpfe einwandfrei. Hingegen in der Umbra Basis wirken die Bewegungsabläufe nicht sehr flüssig und es liegt ebenso ein merkwürdiger Bewegungsfilter auf dem Charakter. Abgesehen von den japanischen Original-Stimmen der Charaktere hat der Titel akkustisch nicht sonderlich viel zu bieten.
Update: Mit dem jüngsten Patch 1.03 wurden unter anderem Ladezeiten verkürzt, Schwarze Bretter hinzugefügt, die Spielstabilität verbessert sowie die Möglichkeit Event-Zwischensequenzen zu überspringen hinzugefügt. Auch scheint die Mini-Map verbessert worden zu sein. Diese zeigt nun alle Ausrufezeichen für Story-Events an. Im Gleichen Zug kam es jedoch auch zum ersten Absturz des Spiels in der Umbra Basis.
Unser Fazit zu Jump Force
Es fällt mir leider nicht sehr einfach Jump Force zu bewerten. Betrachtet man einige Aspekte des Titels, kann man nur die Stirn runzeln. Andererseits kann man positiverweise sagen, dass der Fokus auf die spektakulären Kämpfe gelegt wurde. Lässt man die teils unnötige Umbra Basis als HUB sowie die mittelprächtigen Zwischensequenzen außer Acht, ist Jump Force ein sehr solider Beat ‚em Up-Crossover für alle Anime- und Manga-Fans. Viel Potenzial und Charme wurde im Zusammenspiel zwischen den Charakteren verschenkt. Vieles wirkt sehr oberflächlich und auch die Animationen während der Zwischensequenzen machen keinen guten Eindruck.
Der sehr realistische Look der Charaktere und Schauplätze ist vielleicht nicht für jedermann, doch die Kämpfe mitsamt Charaktermodellen und unterschiedlichen Stages schauen wunderbar aus. Unter anderem verschmelzen Elemente aus unterschiedlichen Manga-Serien mit der echten Welt. Dazu sind die Kampf-Animationen sehr ordentlich und das Effekt-Gewitter einfach brachial. Das Kampfsystem ist gelungen, einfach zu erlernen und macht sehr viel Laune. Dazu ein minimalistischeres HUB sowie mehr Liebe zum Detail außerhalb der Kämpfe und wir wären glücklich gewesen. Auch wenn dem ein oder anderem auch beim Roaster manche Charaktere nicht zusagen oder fehlen, sollte für jeden etwas dabei sein. Die Charakter-Vielfalt ist jedenfalls wunderbar.
Damit ist Jump Force ein solides Beat’em Up mit actionreichen und effektgeladenen Kämpfen, welches guten Fan-Service bietet. Doch zum 50-jährigen Jubiläum der Weekly Shonen Jump hätten wir uns auch außerhalb der Kämpfe etwas mehr Liebe für das Spiel gewünscht. Somit wirkt das Spiel etwas halbherzig umgesetzt. Fans, welchen das Aufgebot an Jump-Charakteren zusagt und sich auf tolle Kämpfe freuen, werden mit Jump Force ihren Spaß haben.