Aktuell herrschen hierzulande zwar eher milde Temperaturen, doch zumindest in der Welt der Videospiele gibt es nochmal ein letztes Aufbäumen des Winters mit dem brutalen und kaltherzigen Fimbul. Dieses versetzt euch nämlich in die raue Welt der Wikinger und fordert euch trotzt des actionreichen Hack-’n’-Slay-Gameplays einiges ab. Entwickelt wurde der Titel von dem Kopenhagener Entwicklerstudio Zaxis Games, welche bereits den taktischen Wikinger-Titel Wartile hervorbrachten. Kalt geduscht haben wir uns auf PlayStation 4 auf die Reise begeben.
Das harte Leben eines Wikingers
Mittlerweile gibt es zwar bereits den ein oder anderen Wikinger-Titel und vor allem durch Serien wie Vikings erfreuen sich Mythen rund um die Nordmänner großer Beliebtheit. Dementsprechend war ich natürlich sehr gespannt, ob Fimbul ebenso die kaltherzige, grausame Welt mitsamt ihren vielfältigen Legenden einfangen kann. Bereits die Eröffnungssequenz wirkt gewollt kryptisch, da wir kaum ein Wort verstehen. Doch sollten wir schon bald mit einer stimmungsvollen Erzählung belohnt werden. Der Titel „Fimbul“ hat zudem eine deutlich größere Bedeutung. Dieser verspricht nicht nur einen langen kalten Winter, sondern auch eine Zeit, in welcher sich Menschen zu schier blutrünstigen „Monstern“ entwickeln.
Ihr selbst schlüpft in die Haut des Nordmanns Kveldulver. Dieser steckt jedoch in Schwierigkeiten, denn sein Haus brennt lichterloh. Mit Schild und Schwert bewaffnet rettet ihr euch aus den Flammen und trefft auf die ersten Gegner, welche ihr mit etwas Geschick aus dem Weg räumt. Kurz darauf trefft ihr auch auf den Anführer des Angriffs. Dies ist kein geringerer als euer Bruder, welcher euch als erster echter Gegner gegenübersteht. Da dieser nichts Gutes im Sinn hat, schickt euch dieser auf unfaire Weise in den Tod. Doch endet an dieser Stelle die Geschichte von Fimbul längst nicht.
Kurz darauf werdet ihr nämlich wiederbelebt, weil ihr als Auserwählter nämlich für etwas Großes bestimmt seid. Euch steht nämlich die Aufgabe bevor, die Welt zu retten. Dafür gilt es ein mysteriöses Amulett zu verstecken. Doch der Weg dorthin wird keinesfalls einfach. Erzählt wird die Geschichte mit zahlreichen Zwischensequenzen im Comic-Look. Das Spiel teilt sich in knifflige Adventure-Passagen mit kleineren Rätseln und anspruchsvollen, herausfordernden Kämpfen.
Zu Beginn müsst ihr zum Beispiel aus einer Höhle fliehen ohne entdeckt zu werden. Auch müsst ihr mit einer Fackel die Monster der Dunkelheit von euch fernhalten. Scheitert ihr, so werdet ihr zurückgesetzt und euer Lebensfaden wird neu gesponnen. Abseits der harten Kämpfe erfordern auch die Adventure-Passagen etwas Köpfchen um voranzukommen. Damit gestaltet sich Fimbul auf dem ersten Blick anspruchsvoll und abwechslungsreich.
Der Ruf Valhallas
Der Einstieg in das Kampfsystem ist recht einfach. Ihr beherrscht einfache und schwere Angriffe sowie Spezialmanöver. Ebenso könnt ihr gegnerischen Angriffen mit geschickten Ausweichrollen sowie Schildkontern entkommen. Euch erwartet gewiss kein Dark Souls, doch geschickt mit Schwert und Schild müsst ihr nichtsdestotrotz umgehen können. Im Laufe des Spiels lernt ihr noch zahlreiche Manöver hinzu, welche ihr bei voller Leiste ausführen könnt. Des Weiteren könnt ihr außerdem auch auf andere Waffen zurückgreifen und so verschiedene Kampfstile nutzen. Darunter Äxte und Speere, welche nochmal andere Angriffsmöglichkeiten und Manöver mit sich bringen.
Natürlich verfügt ihr noch über weitere besondere Fertigkeiten. Unter anderem könnt ihr eine Kriegsfahne stellen, welche in einem bestimmten Radius euch heilt. Auch könnt ihr als Auserwählter die Kraft von Artefakten nutzen und so auch im Kampf gegen mächtige Gegner bestehen. Selbst schier übermächtige Riesen lassen sich so bezwingen. Andererseits sind die Bosskämpfe kaum besonders. Ihr findet dort immer Kisten mit Speeren, welche ihr gut auf die Schwachstellen der Gegner werfen könnt. Die Boss-Kämpfe wirken dafür ziemlich streckend ohne wirklichen Mehrwert.
Die Gefechte mit mehreren Gegnern gleichzeitig bei klirrender Kälte und stürmenden Winden sind dabei immerhin gekonnt in Szene gesetzt. Wie bereits zu Beginn erwähnt, spielt der Lebensfaden eures Helden eine bedeutende Rolle. Dieser wird zunehmend mit dem Verlauf eurer Geschichte gesponnen und stellt den Verlauf der Handlung zusammenfassend dar.
Im Spiel könnt ihr nämlich an gewissen Punkten Entscheidungen treffen, welche Einfluss auf den weiteren Verlauf des Spiels und deren Geschehnisse haben werden. Über den sogenannten Zeitlinienbaum lassen sich nochmal eure Entscheidungen und welchen Weg ihr gegangen seid näher betrachten. Da stets an diesen Stellen gespeichert wird, könnt ihr zu diesen Entscheidungen zurückkehren und euch für einen alternativen Weg entscheiden. Wirklich großen Einfluss haben eure Entscheidungen jedoch wie so oft nicht. Vor allem angesichts des sehr geringen Umfangs von wenigen Stunden macht es nicht allzu viel her und viele der Stränge wirken lose und führen zu keinem vernünftigen Ende. Daher ist das Feature fast schon wieder obsolet.
Werden die Zwischensequenzen als eine Art Comic dargestellt, kommt auch das Spiel an sich in einem besonderen Look daher, welcher in Erinnerung bleibt. Zwar erscheint der Titel in einer sehr schlichten Darstellung, doch weist das Spiel gleichzeitig eine recht getreue Darstellung der Wikinger auf. Die Umgebung wird dazu sehr atmosphärisch durch die kahlen Wälder und den durch das Bild wehenden Schnee. Damit kommt nochmal so ein richtiges Winter-Gefühl auf, welches euch förmlich frieren lässt. Zudem wird auch nicht mit Blut während der Kämpfe gespart. Ziemlich typisch für die Wikinger-Schlachten. Neben der stimmigen Schnee-Effekte haben uns vor allem auch die Lichteffekte des Spiels begeistern können. Gestört hat uns hingegen deutlich die Einstellung der Kamera.
Akustisch wird Fimbul mit seichten, atmosphärischen Hintergrundmelodien untermalt. Deutlich mehr fallen jedoch die kräftigen Soundeffekte auf, wenn Klingen, Äxte und Schilde aufeinandertreffen und die Nordmänner ihr Kriegsgeschrei ausrufen.
Unser Fazit zu Fimbul
Fimbul versprach ein interessantes Wikinger-Abenteuer mit ansprechendem Setting, mythologischen Referenzen und fordernden Kämpfen zu werden. Auch das Gameplay aus einer Mischung von Adventure- und Schleichpassagen mitsamt kleineren Rätseln und anspruchsvollen Kämpfen schien abwechslungsreich zu werden. Leider enttäuschen jedoch der sehr geringe Umfang, die mäßigen Bosskämpfe und kaum relevanten Entscheidungen.
Der Spaß ist demnach nur von kurzer Dauer. Der Einstieg hat uns nämlich gut gefallen. Das Kampsystem ist zwar simpel, kann jedoch trotzdem durch Konter und Blocks gleichermaßen fordernd sein. Präsentiert wird die Geschichte in einem rauen Comic-Look und auch grafisch hat Fimbul seine sehr atmosphärischen Momente. Leider kann auch die Geschichte sich nicht wirklich entfalten, wodurch das gut gedachte Zeitlinien-Feature ebenfalls hinten runterfällt. Fimbul können wir leider nur echt hartgesottenen Wikingern empfehlen. Aufgrund des geringen Umfangs wird sich ein Blick erst lohnen, wenn der Titel mal im Angebot sein sollte.