Kaum ein Monat ist vergangen, seit God of War uns zuletzt vom Hocker gehauen hat. Nun steht bereits der nächste Kracher aus dem Hause Sony ins Haus, denn David Cage und die Entwickler von Quantic Dream bringen mit Detroit: Become Human den nächsten Exklusivtitel für PlayStation 4. Auch dieses Mal geht es ganz besonders um ein ausgezeichnetes Story-Telling, jede Menge Emotionen und Entscheidungen, welche die Handlung maßgeblich verändern können. Ob sich der Ausflug in das Detroit der Zukunft gelohnt hat, wird sich in unserem Test zeigen.
Gehört die Zukunft den Androiden?
Detroit: Become Human ist in der Zukunft im Jahr 2038 angesiedelt und hat namensgebend selbstverständlich Detroit als Schauplatz. Die Welt hat sich so entwickelt, wie wir es bereits in unseren schlimmsten Träumen nicht erhoffen. Es bestehen große Konflikte auf der Welt, es besteht eine deutliche Überbevölkerung der Menschen und wichtige Ressourcen neigen sich dem Ende. Mittendrin die Androiden, welche nicht nur wie Menschen aussehen und sprechen, sondern nahezu jede erdenkliche Tätigkeit der Menschen übernehmen können. Da Androiden jedoch nach wie vor nach Algorithmen arbeiten und keine eigenen Entscheidungen treffen können, stellt sich die Frage inwiefern Androiden ein eigenes Bewusstsein besitzen können. Nach und nach kommt es so zu ersten Zwischenfällen, bei denen die Androiden nicht mehr auf Befehle gehorchen und rebellieren. Diese Androiden werden als Abweichler bezeichnet.
Ihr selbst schlüpft in die Rolle von drei unterschiedlichen Androiden, welche allesamt ihre eigenen Erfahrungen in dieser Welt machen. Darunter Connor, welcher eigens von Cyberlife, dem weltweit führenden Unternehmen für Androiden, geschaffen wurde. Dieser wurde extra darauf programmiert, polizeiliche Ermittlungen an den Tatorten der Abweichler durchzuführen und den Hintergründen der Zwischenfälle auf die Spur zu gehen.
Außerdem der Android Markus, welcher seinem Besitzer, einen schwer kranken Künstler, dient. Dieser ist jedoch Markus gegenüber sehr freundlich gesinnt und versucht ihn wichtige Dinge des Lebens zu lehren. Dabei behandelt er ihn wie seinen eigenen Sohn. Statt wie andere Menschen, welche Androiden schlecht behandeln und nur als Werkzeug betrachten, da sie ihnen die Jobs weggenommen haben, sieht er das Gute in Markus und behandelt ihn gut. Markus sieht sich jedoch auf den Straßen Detroits von jeder Menge Demonstranten und starkem Hass konfrontiert.
Zu guter Letzt lernt ihr Kara kennen, welche die Rolle der Hausfrau und des Kindermädchens für den arbeitslosen Alkoholiker Todd und seiner Tochter Alice übernimmt. Als Todd erneut nicht nur ausfällig gegenüber Androiden wird, sondern auch seiner Tochter Prügel androht, wiedersetzt sich Kara seinen Befehlen und setzt alles daran, Alice zu beschützen.
Demnach schlüpft ihr wechselnd in die Rolle der drei Androiden und erlebt jeweils unterschiedliche Handlungsstränge, welche ihr mit euren Entscheidungen beeinflusst. Jeder der Charaktere verfolgt aufgrund seiner Geschichte eigenen Ziele. Doch ihre Wege werden sich kreuzen und jeder wird sich letztendlich die gleiche Frage stellen. Sind sie nur Maschinen oder haben sie doch ein eigenes Bewusstsein, Gefühle und Emotionen unabhängig von ihrer Programmierung?
Entscheidungen als wesentlicher Bestandteil
Eure Entscheidungen in Detroit: Become Human haben bei jedem Charakter einen deutlichen Einfluss auf den weiteren Handlungsverlauf. Das wird vor allem dadurch deutlich, dass ihr nach Abschluss eins Kapitels ein Flussdiagramm als Übersicht über eure Entscheidungen bekommt und gleichzeitig sehen könnt, das zahlreiche weitere Entscheidungsmöglichkeiten offen gewesen wären. Alle Optionen stehen euch jedoch nicht einfach so zur Verfügung. Meist entscheiden eure Handlungen und Untersuchungen, wie viele Optionen und Möglichkeiten ihr offen habt.
Das wird vor allem bei Connor deutlich. Nur wenn ihr zum Beispiel alle Zimmer eines Tatortes untersucht und mehr über die Hintergründe erfahrt, könnt ihr im Anschluss auf die jeweiligen Personen oder Täter reagieren. So werden neue Optionen freigeschaltet. Im Anschluss entscheidet ihr selbst über euer Vorgehen. Ob ihr lieber Verständnisvoll und positiv zusprechen agiert oder stattdessen direkt verbal jemand angreift. Auch ob ihr als Android gegen bestimmte Regeln verstößt, wie der Waffenbesitz, haben nochmal weiteren Einfluss auf das weitere Geschehen im derzeitigen sowie zukünftigen Kapiteln.
Abseits eurer eigenen Bestimmung, haben eure Entscheidungen auch Einfluss auf Mitmenschen oder andere Androiden, welche euch im Laufe der Handlung begleiten. So haben die Entscheidungen Einfluss auf deren Moral und Beziehung zu euch. Dadurch können sich wiederum neue Wege im Laufe der Handlung erschließen. Eine wirklich große Rolle in Bezug auf eure Entscheidungen und den Lauf der Handlung spielt hierbei natürlich auch eure eigene Moral und Einstellung zu dem Thema. Was denkt ihr selbst über die Androiden?
Wollt ihr sie unterstützen und gegen die Menschen ankämpfen oder mit Connor gleichgesinnte verraten? Letztendlich habt ihr Einfluss darüber, ob ihr gemeinsam oder gegeneinander kämpfen werdet. Abgesehen von manchen festgelegten Ereignissen, liegt die Spielerfahrung komplett in euren Händen und ein weiterer Durchgang wird sich aufgrund der vielen unterschiedlichen Optionen anbieten. Hierbei bietet sich vor allem die Kapitelauswahl an. Hierbei lassen sich jedoch keinerlei Sequenzen überspringen.
Seichtes Gameplay bei heftiger Optik
Wie auch bei einigen Titeln aus dem Hause Quantic Dream zuvor, gestaltet sich das Gameplay bei Detroit: Become Human relativ einfach. Ihr könnt problemlos euren Charakter in einem gewissen Gebiet bewegen und verschiedene Aktionen durch einfache Buttonbefehle ausführen. Der Großteil des Spiels teilt sich demnach in die durchweg geskripteten Ereignisse und Zwischensequenzen, welche ihr durch eure Aktionen startet oder erweitern könnt. Nichts davon ist jedoch definitiv vorherbestimmt, weshalb sich Detroit: Become Human so sehr von vielen anderen Spielen abhebt, welche nur vorgeben, eure Entscheidungen hätten Einfluss auf das Spiel. In Detroit: Become Human ist der Tod jedoch wirklich allgegenwärtig.
Kommt es zudem zu actionreichen Szenen, kommen hier natürlich wie gewohnt die beliebten Quick-Time-Events zum Einsatz, welche jedoch richtig gut in Szene gesetzt sind. Dabei gestaltet sich auch der Schwierigkeitsgrad als relativ angenehm. Zu Beginn des Spiels hattet ihr auch die Wahl zwischen einfach und normal. Wobei grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit höher sein wird Charaktere zu verlieren, worüber ihr euch letztendlich sehr ärgern könntet.
Die simple und auf wenige Aktionen beschränkte Steuerung geht jedenfalls wunderbar von der Hand. Etwas gewöhnungsbedürftig ist in manchen Situationen die Nutzung des rechten Analogsticks. Dieser dient neben der Kamera auch dazu um bestimmte Objekte aufzunehmen oder zu bedienen. Zu guter Letzt möchten wir auf die hervorragende Optik sowie den Sound eingehen.
Detroit: Become Human schaut stellenweise wirklich bombastisch und verdammt realistisch aus. Vor allem Mimik und Gestik der Charaktere sind verdammt realitätsnah. Hierfür kamen nämlich echte Schauspieler zum Einsatz, dessen Bewegungen eingefangen wurden. Auch sonst ist die Präsentation mehr als gelungen. Dafür sorgt vor allem auch die großartige musikalische Untermalung sowie die gelungene deutsche Sprachausgabe.
Unser Fazit zu Detroit: Become Human
Mit Detroit: Before Human liefern David Cage und Quantic Dream ihr nächstes Meisterwerk ab, welches erneut eine filmreife Erfahrung bietet die ihresgleichen sucht. Auf euch warten 30 ansprechende Kapitel, welche direkt und allein von euren Entscheidungen beeinflusst werden können. Die Möglichkeiten die euch geboten werden sind so umfangreich, vielfältig und stets miteinander verzweigt, wie ihr im Anschluss an jedes Kapitel mit den Grafiken sehen werdet. Dazu wird das Spiel mit zunehmender Spielzeit immer besser und das Ende hält nochmal besonders viele Überraschungen für euch bereit, was deutlich über ein paar einfache alternative Enden hinaus geht.
Gewiss hat auch Detroit: Before Human seine klischeebehafteten Momente und schwächeren Erzählstrenge, doch im großen Ganzen ist Detroit: Before Human aufgrund der moralisch ansprechenden Thematik und des Zukunftssettings ein ganz besonderes Erlebnis. Dazu sind Präsentation, Grafik und Sound wirklich großartig. An dieser Stelle soll vor allem nochmal die Leistung der Schauspieler gelobt werden, ohne welche das Spiel kaum so authentisch gewesen wäre. Sicher wird auch dieses Mal dem ein oder anderen etwas sauer aufstoßen. Wer jedoch filmisch inszenierte Spiele mit derartiger Qualität und Entscheidungsfreiheiten schätzt, der wird mit Detroit: Become Human eine hervorragende Erfahrung haben. Definitiv empfehlenswert!