SIE Bend Studio war vor allem an der Entwicklung der Syphon Filter-Reihe beteiligt. Zuletzt entwickelte man noch Uncharted: Golden Abyss für PlayStation Vita und seitdem wurde es ruhig um das Studio. Nun erschien mit Days Gone jedoch der erste große PS4-Exklusivtitel des Studios im Handel und entführt euch mit Protagonist Deacon in das zombie-verseuchte Oregon. Wir haben uns unsere eigene Meinung bilden können und möchten diese gerne mit euch teilen.
Ein atmosphärischer Motorrad-Trip durch die Postapokalypse
Ohne große Erklärung findet ihr euch in Oregon wieder. Dort ist eine Seuche ausgebrochen, welche Menschen zu den sogenannten Freakern macht und euch wie wildgewordene Zombies nach dem Leben trachten. Da eure Frau Sarah nach Ausbruch der Seuche verletzt wurde, bringt ihr sie zur Rettung zu einem Helikopter. Dieser soll sie in ein fernes Lager bringen, wo sie behandelt werden kann. Da nur eine weitere Person mitkommen kann bleibt Protagonist Deacon mit Biker-Freund Boozer zurück. Seitdem sind über zwei Jahre vergangen und die Überlebenden haben sich in kleinen Camps organisiert. In der Rolle des Protagonisten Deacon St. John seid ihr auf einem Motorrad unterwegs und erledigt verschiedene Aufträge als Kurier, Jäger oder Auftragskiller. Doch es gibt auch andere sogenannte Drifter sowie abtrünnige Deserteure, welche euch das Leben nicht gerade einfach machen.
Gemeinsam wollen Deacon und Boozer noch ein paar Jobs erledigen und danach in Richtung Norden aufbrechen, um einen Neuanfang zu wagen und nach Sarah zu suchen. Könnte sie doch noch leben? Doch wie so oft verläuft alles anders als wie gedacht. Unter anderem wird Boozer durch die wahnsinnigen Rippers schwer verletzt und andererseits wird Deacons heißgeliebtes Motorrad geklaut und in seine Einzelteile zerlegt. Damit muss euer Ausflug in den Norden warten und ihr lernt erstmal in verschiedenen Missionen die Spielmechaniken kennen.
Unter anderem besucht ihr Camps, welche euch zunächst recht neutral gegenüberstehen und euch mit verschiedenen Aufgaben versorgen. Darunter verschiedenen Sammel- und Aufklärungsmissionen, wofür ihr gutes Geld verdienen und Vertrauen gewinnen könnt. Ebenso könnt ihr gesammelte Freaker-Ohren eintauschen sowie euer Motorrad mit neuen Verbesserungen ausstatten. Mit einem größeren Vertrauenslevel stehen euch wiederum bessere Waffen und Teile für euer Fahrzeug zur Auswahl. Unter anderem lässt sich der Benzintank vergrößern oder ein stärkerer Motor verbauen. Natürlich lässt sich das Bike auch optisch modifizieren. Ebenso könnt ihr den Tank wieder auffüllen oder euer Bike reparieren lassen.
Die Missionen gestalten sich zu Beginn noch recht Abwechslungsreich, wiederholen sich jedoch im späteren Verlauf natürlich immer wieder, wodurch das Gameplay teils etwas repetitiv wird. Zu Beginn müsst ihr oft etwas bestimmtes besorgen und abliefern, Kopfgeldern nachjagen oder bestimmte Orte untersuchen.
Nach Abschluss einer Mission erhaltet ihr dann immer gut Erfahrungspunkte. Mit jedem Levelaufstieg gibt es dann einen Fertigkeitspunkt, welchen ihr in die drei Aspekte Nahkampf, Fernkampf und Überleben investieren könnt. Damit stehen euch nach und nach neue nützliche Verbesserungen zur Verfügung, welche euch im Kampf gegen Menschen und Freaker sowie beim Überleben in der rauen Welt helfen wird.
Ein handlungsgetriebenes Abenteuer mit Freakern und anderen Gefahren
Habt ihr ein paar Missionen erledigt, könnt ihr bereits frei entscheiden welchen Missionen ihr folgen wollt. Einen wirklichen Rückzugsort für euch gibt es nicht. Ihr habt mit Boozer nur ein kleines Lager auf einem Hügel, wo sich dieser erholen kann. Viel mehr steht euer Bike im Fokus. Nur in der Nähe eures Bikes könnt ihr nämlich speichern. Gut bei Betten könnt ihr auch eine Pause einlegen. Da Days Gone vor allem auch ein handlungsgetriebenes Spiel in einer offenen Welt ist, lernt ihr nach und nach die Charaktere der Welt in kurzen Zwischensequenzen kennen. Ab und an kommt es auch zu Rückblenden, in welchen ihr Augenblicke aus der Vergangenheit von Deacon sehen könnt. Die Charaktere bleiben die meiste Zeit eher flach und es dauert einige Zeit bis die Handlung in Fahrt kommt. Nichtsdestotrotz ist es schön zu sehen, wie sich zum Beispiel Deacon und Sarah kennengelernt haben. Das lockert die düstere Welt etwas auf.
Natürlich spielt auch die Organisation Nero nach wie vor eine Rolle. Denn plötzlich tauchen immer wieder Helikopter auf. Diesen geht ihr natürlich nach und versucht den Gesprächen der Forscher aus dem Gebüsch zu lauschen. Was haben diese vor und was steckt hinter dem Virus, welcher die Menschheit befallen hat? Dahingehend hält euch die zwischendurch gestreute Handlung von Days Gone fest und motiviert zum Weiterspielen.
Abseits gibt es auch kleinere Nebenmissionen oder zufällige Events. Zum Beispiel findet ihr auch kleinere feindlich gesinnte Lager, welche ihr infiltriert und die Gegner nach und nach ausschaltet. Besondere Materialien oder Waffen bringen die Lager jedoch nicht mit sich. Ab und an gilt es auf dem Weg auch Überlebende vor den Freakern zu retten oder von Gegnern zu befreien.
Ebenso findet ihr immer wieder mal alte Nero-Stützpunkte. Dort müsst ihr zunächst einen Generator zum Laufen bringen, damit ihr die Türen zu den Laboren öffnen könnt. Da dadurch Lautsprecher ebenso wieder in Gang gesetzt werden, dürft ihr euch natürlich auf einige Freaker freuen. Belohnt werdet ihr jedoch mit Nero-Injektionen, welche eure Gesundheit, Ausdauer oder Konzentration erhöhen können. Konzentration könnt ihr in Kämpfen nutzen, um die Zeit zu verlangsamen und so gezielte Treffer auf eure Gegner abzusetzen.
Des Weiteren werdet ihr auch stets auf die infizierten Gebiete aufmerksam gemacht. Dort gibt es meist einige Freaker-Nester, welche es auszuräuchern gilt. Hierbei helfen vor allem Molotow-Cocktails ganz gut. Nehmt euch jedoch in Acht, in solchen Freaker-Nestern können ganz schön viele hausen, welche plötzlich nach draußen stürmen und zu einer großen Bedrohung werden können. Habt ihr alle Nester eines Gebiets ausgelöscht, könnt ihr ab sofort dort auch die Schnellreise nutzen, was jedoch ebenso Benzin verbraucht. Besonders beeindruckend sind vor allem auch die Freaker-Horden, welche durch das Land ziehen. Solltet ihr urplötzlich in eine solche Horde geraten, beten wir für euch, dass ihr in dem Moment auf dem Bike sitzt. Ansonsten habt ihr wohl nur wenige Chancen zu überleben. Dafür sorgt auch die limitierende Ausdauer.
Es gibt zudem auch verschiedene Arten von Freakern. Darunter die gewöhnlichen Schwärmer, welche meist im Schwarm umherirren. Die kleinen Krabbler, welche euch nur im geschwächten Zustand angreifen oder auch die Kreischer, welche mit ihrem grauenvollen Geschrei alle umliegenden Freaker anlocken. Zu guter Letzt gibt es außerdem noch die Brecher, welche besonders mächtig und brachial unterwegs sind. Diesen solltet ihr definitiv aus dem Weg gehen, sonst habt ihr nicht mehr lange zu leben. Doch in der Welt von Days Gone gibt es noch weitere Bedrohungen. Darunter auch infizierte Tiere, wie Wölfe oder gar Bären. So ein mächtiger wildgewordener Bär bedeutet keinen Spaß. Außer er sollte aufgrund eines Bugs im Haus stecken bleiben.
Crafting, Ressourcenknappheit und Schleichen-Manöver
Doch wie so oft spielen auch in Days Gone die Menschen abseits der Freaker eine zentrale Rolle und machen euch stets nur Probleme. Die Menschen in der Welt von Days Gone sind oft grausam und kämpfen um ihr bloßes Überleben. Wie oft wir zudem von nervigen Scharfschützen auf dem Bike erwischt wurden. Vor allem aber Plünderer oder die wahnsinnigen Ripper machen euch das Leben schwer. Die angedeutete Ressourcenknappheit spielt dabei auf jeden Fall eine Rolle. Oft hat man keine Munition oder Pfeile für die Armbrust. Auch gibt es streckenweise lange kein Benzin zu finden. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass ein einziger Kanister unendlich viel Benzin beherbergt. Fehlt es vor allem an Munition, hat man jedoch genügend Material um immer wieder neue Verbände zur Heilung herzustellen.
Das Crafting geht dabei sehr einfach und schnell über die linke Schultertaste über ein Kreismenü vonstatten. Damit könnt ihr gleichzeitig eure ausgerüstete Waffe wählen. Da ihr ohnehin kaum Munition habt, läuft es sehr oft auf den Nahkampf heraus. Entweder ihr erledigt Gegner mit dem Standard-Messer oder stellt euch verschiedene Nahkampf-Waffen her, welche deutlich effektiver sind. Zum Beispiel ein nagelbesetzter Baseballschläger. Eine Chance als Rambo habt ihr in der Welt von Days Gone jedenfalls nicht. Ihr überlebt überhaupt eher mit der stillen und leisen Meuchelmethode. Ihr schleicht also und haltet euch geduckt. Nähert sich ein Gegner eurem Busch oder befindet ihr euch hinter einem Gegner, könnt ihr diesen einfach mit der Dreieck-Taste ausschalten. Ansonsten braucht es eindeutig mehr Schläge mit eurer Nahkampf-Waffe, was deren Zustand deutlich schadet. Nahkampf-Waffen nutzen sich ziemlich schnell ab und müssen ebenso repariert werden. Mit der Zeit erhaltet ihr zudem neue Baupläne für noch bessere Nahkampf-Waffen. Ihr solltet jedenfalls stets bewusst mit eurer Munition umgehen und abwägen, ob sich ein leiser Angriff nicht vielleicht mehr lohnt.
Die Steuerung gestaltet sich jedenfalls recht gut. An das Bike muss man sich zu Beginn erstmal gewöhnen. Aber nach etwas Zeit geht auch das gut von der Hand. Das Menü teilt sich zudem in vier Abschnitte. Die Story als Missionsübersicht, die Karte der Spielwelt, euer Inventar sowie die Fähigkeitenbäume. Die Gegner-KI hingegen ist wechselhaft. Gegner sind nicht selten Kanonenfutter, werden jedoch recht schnell aufgrund ihrer Überzahl zu einer tödlichen Gefahr. Menschliche Gegner wissen zwar Deckungen zu ihrem Vorteil zu nutzen, halten aber nicht selten ihre Köpfe hin. Die Freaker bewegen sich ebenso oft schnurstracks auf euch. In Büschen seid ihr zudem unsichtbar und auch so werden die Gegner nicht immer auf euch aufmerksam, selbst wenn ihr hinter deren Rücken einen Gegner ausgeschaltet habt.
Beschäftigen wird euch Days Gone rund 30 Stunden. Dabei werdet ihr auch verschiedene Gebiete entdecken können, welche neben einer neuen Szenerie auch neue Aufgaben mit sich bringen. Natürlich bekommt ihr nach und nach auch neue Hintergrundformationen gestreut. Jedoch zieht sich damit das Abenteuer auch und wirkt teils gestreckt mit dem einen oder anderen Hänger. Oft werden nämlich aufgebaute Handlungshöhepunkte einfach fallen- oder belanglos stehengelassen. Da hätte man stellenweise deutlich mehr erwartet.
Grafisch schaut Days Gone auf jeden Fall toll aus! Die Spielwelt beeindruckt mit atmosphärischen Szenen, wenn ihr auf dem Bike die Straßen des ehemaligen Oregon unsicher macht und durch die dichten Wälder fahrt. Dazu die bereits erwähnte Szenerie, wenn ihr eine mächtige Freaker-Horde entdeckt. Außerdem hat Days Gone auch tolle Licht- und Wetter-Effekte zu bieten. Auch wirkt die Spielwelt in ihrer Gänze sehr authentisch. Ebenso schön anzusehen sind die Zwischensequenzen mit den sehr detaillierten Charakter-Modellen. Lediglich die geretteten NPCs fallen dagegen stark ab. Natürlich hat das Spiel ab und an auch mit den üblichen Problemen wie Pop-Ups oder Clipping zu kämpfen. Ab und an gab es auch mal hier und da Ruckler. Mit dem aktuellen Patch 1.07 läuft das Spiel jedoch recht solide.
Ebenso positiv ist der Sound zu bewerten. Die Geräuschkulisse rund um die Freaker-, Unwetter oder Schüssen ist gelungen und variiert im Klang je nach Räumlichkeit. So gibt es ein anderes Klangbild, wenn ihr euch zum Beispiel in Gebäuden oder einem Tunnel aufhaltet. Dazu gesellen sich sehr gelungene Synchronstimmen, welche die Gefühle der Charaktere gut zum Ausdruck bringen. Wählen könnt ihr hierbei zwischen der deutschen oder englischen Tonspur. Ab und an kann es jedoch zu Sound-Aussetzern kommen. Außerdem ist es ziemlich merkwürdig, wenn Deacon während eines Funkgesprächs lauthals schreit, wenn ihr euch gerade auf einer Mission möglichst leise verhalten solltet. Auch hat Deacon manchmal ungewöhnliche Ausraster, wenn er sich über manche Radiodurchsagen beschwert.
Unser Fazit zu Days Gone
Days Gone ist die Art von Titel, bei welchem sich die Gemüter stark scheiden. Vor allem von einem Exklusiv-Titel hätte man hinsichtlich der Qualität zum Release ein deutlich runderes Bild erwartet. Stattdessen war das Spiel von zahlreichen Bugs geplagt, mit welchen wir Gott sei Dank nicht in Kontakt gekommen sind. Entgegen all der negativen Kritik hat uns Days Gone sogar ziemlich gut gefallen. Der Titel ist weder überragend noch wirklich schlecht. Zunächst muss man sich erstmal in die Welt einfinden und vor allem die Geschichte startet erst wirklich sehr spät und wirkt so recht träge und wie ein Flickenteppich. Das mag vor allem an der offenen Welt ohne roten Faden liegen. Damit bleiben gleichzeitig über weite Strecken die erhofften Emotionen aus, welche ein handlungsgetriebenes Spiel in einer postapokalyptischen Welt haben sollte.
Ein strafferes Konzept eines God of Wars hätte dem Spiel damit besser gestanden. Nichtsdestotrotz hat auch die Welt von Days Gone ihren Charme. Die Welt ist in verschiedene Gebiete aufgeteilt, welche ihr mit eurem Bike bereist und ist dabei sowohl authentisch als auch äußerst schön gestaltet. Einfach beeindruckend wie die mächtige Freaker-Horde über die Landschaft streift. Und wie schön doch Licht- und Wettereffekte auf die Welt einwirken. Beim Gameplay hat man hauptsächlich auf bewährtes gesetzt ohne großartig Experimente zu wagen. Die Aufgaben variieren dabei je nach Mission, auch wenn sich vieles im Spielverlauf immer wieder wiederholt. Auch die Survival-Aspekte sind eher hinfällig, wobei ihr doch recht oft ohne Munition oder ohne Benzin unterwegs seid.
Wer sich auf die Spielwelt einlässt, wird auf jeden Fall seinen Spaß haben. Euch erwartet nämlich kein einfaches “Zombie”-Ballerspektakel, sondern eine ernstzunehmende Reise mit Höhen und Tiefen. Vor allem im letzten Drittel zieht das Spiel nochmal ordentlich an und weiß zu fesseln. Trotz einiger Schwächen beim Storytelling, Gameplay oder Technik hat uns Days Gone nichtsdestotrotz einige tolle Stunden bescheren können. Wer sich ebenso gerne einen Eindruck davon verschaffen möchte und über die Schwächen hinwegsehen kann, dem können wir Days Gone nur empfehlen.
Wir hoffen das Bend Studio aus den Fehlern lernt und beim nächsten Titel mehr Erfolg hat. Vielleicht erwartet uns ja irgendwann noch eine Fortsetzung.