Mit Surviving Mars steht der nächste interessante Aufbaustrategie-Titel für PlayStation 4 ins Haus. Dieses Mal dürft ihr euch schon mal virtuell an die Besiedlung des Mars machen und eure eigene Kolonie auf dem fernen Planeten errichten. Was soll da schon schief gehen? Wir haben uns die Sci-Fi-Städtebausimulation für euch angeschaut und verraten euch, ob sich der Ausflug auf den roten Planeten lohnt.
Das Überleben auf dem Mars ist kein Zuckerschlecken
Surviving Mars ist eine wahrhaftige Städtebausimulation für Strategen und Ressourcen-Experten, in der ihr die Kolonisierung auf dem Mars maßgeblich selbst planen, umsetzen und das Überleben auf dem fremden Planeten langwierig sichern müsst. Dabei müsst ihr die euch zur Verfügung stehenden Ressourcen zunächst entdecken und anschließend sinnvoll verwalten, eine Infrastruktur aufbauen und neue Technologien erforschen, um stetig eure Siedlung zu erweitern.
Der Einstieg gestaltet sich jedoch unerwartet schwierig. Nachdem ihr ein neues Spiel gestartet habt, könnt ihr zunächst wählen, welche Nation ihr für die Förderung eurer Mission wählen wollt. Je nachdem welche Nation, stehen euch verschieden hohe Fördergelder sowie spezielle Boni zur Verfügung. Auch wird damit gewissermaßen der Schwierigkeitsgrad beeinflusst. Des Weiteren könnt ihr ein Kommandantenprofil wählen, welches ebenfalls weitere Boni für euch mitbringt. Noch ein Logo für eure Mission gewählt sowie ein eventuelles Geheimnis, welches im Laufe eurer Mission aufgedeckt werden kann, und die Mission zum Mars kann losgehen.
Leider erwartet euch bei Surviving Mars kein ausführliches Tutorial, welches euch in die Spielmechaniken einführt, sondern einfache Hinweise und kaum brauchbare Infos. Daher liegt es an euch, die Grundlagen allesamt selbst zu erlernen und zu verstehen, was das Spiel von euch überhaupt will und wie ihr voranschreitet. Für Anfänger bzw. Einsteiger auf jeden Fall nicht sehr freundlich. Immerhin wird euch mehr oder weniger die Steuerung etwas durch die Tipps nähergebracht, wobei ihr nichtsdestotrotz bei so vielen Belegungen mehrfach woanders landet und es erst einige Zeit dauert, bis ihr die Steuerung verinnerlicht habt. Mit Controller lässt sich der Titel zwar an sich gut spielen, doch ist man nicht selten etwas planlos unterwegs. Eine wirkliche Story-Kampagne bietet das Spiel zudem ebenfalls nicht. Ab und an werden bestimmte Events ausgelöst und Textfenster ploppen auf, welche mit englischer Stimme eingeleitet werden. Ohne euch in das Spiel einzulesen, kommt ihr jedenfalls nicht weit. Hier fehlt es etwas an einer intuitiven Bedienung.
Wer jedoch die ersten Stunden mit viel Mühe und Geduld überstanden hat, dem eröffnet sich eine wunderbar komplexe und umfangreiche Städtebausimulation, welche allerhand Herausforderungen für euch bereithält. Zu allererst sucht ihr auf der Karte euch einen Sektor aus, auf dem ihr landen werdet. Drumherum warten weitere Sektoren darauf, von euch später gescannt und erforscht zu werden. Gelandet mit eurer Startrakete stehen euch zunächst einige Güter sowie Drohnen zur Verfügung. Immerhin müssen zu Beginn die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, damit später auch Menschen auf dem kahlen Planeten angesiedelt werden können.
Bis dahin seid ihr mit verschiedenen Fahrzeugen sowie Drohnen unterwegs. Dabei dient eure Rakete und später der Drohnen-Hub als Basis für die Drohnen. Zu allererst gilt es Strom zu gewinnen. Entweder durch Solarkollektoren oder durch Windenergie. Damit könnt ihr wiederum andere Gebäude befeuern und mit dem Betonabbau beginnen. Nach und nach erforscht ihr mit dem Erkunder-Fahrzeug neue Areale, wo sich wiederum Anomalien, Edelmetall- oder andere Rohstoff-Vorkommen finden lassen. Alles zielt darauf hin, dass ihr letztendlich eine Infrastruktur erbaut, um nachfolgend Kolonisten mit dem nächsten Raketenflug zum Mars zu schicken.
Was das Herz begehrt
Die kleinen süßen Drohnen haben wohl keine großen Ansprüche, abgesehen von etwas Energie, um die Batterie aufzuladen. Die Kolonisten hingegen benötigen nicht nur Strom, Wasser und Sauerstoff, sondern wollen dazu auch noch bespaßt werden mit verschiedenen Einrichtungen. Dafür müsst ihr jedoch zunächst Kuppeln sowie entsprechenden Wohnraum errichten, wo die Kolonisten hausen können. Alleine bis dahin vergeht gut Zeit, da der Bau eine Menge Rohstoffe verschlingt. Bis dahin schuften die Drohnen für euch und halten alles am Laufen. Gesammelt werden die Rohstoffe in entsprechenden Lagern, welche mit zunehmender Fülle mitwachsen. Für höherwertige Materialien benötigt ihr jedoch bereits Kolonisten, welche die Arbeit verrichten. Daher zunächst Lebensraum schaffen und für eine gute Moral sorgen.
Sind die Kolonisten erstmal auf dem Mars gelandet, eröffnen sich euch zahlreiche neue Möglichkeiten. Doch auf die Kolonisten wollen befriedigt werden. Es braucht genügend Wohnraum, eine gute Sauerstoffversorgung, Bildungs- und Unterhaltungseinrichtungen sowie eine gute Ernährung. Solltet ihr diese Punkte nicht erfüllen, sinkt die Moral und die Kolonisten entwickeln schlechte Eigenschaften, welche für eure Mission hinderlich sind. Nicht jeder eignet sich also für eine derartig schwierige Mission auf einem fernen Planeten. Immerhin durchleben die Kolonisten einen ganz natürlichen Lebenszyklus, können sich auf bestimmte Bereiche spezialisieren und besitzen unterschiedliche Persönlichkeiten, Stärken und Schwächen.
Wer auf umfangreiche Forschungsoptionen steht, den wird zudem ein umfangreicher Tech-Tree erwarten, welche Raum für zahlreiche Verbesserungen sowie neue Gebäude in verschiedenen Bereichen bietet. Zu Beginn stehen euch noch viele Gebäude-Verbesserungen nicht zur Verfügung, weshalb sich der Beginn deutlich schwieriger gestaltet. Schreitet ihr in der Forschung voran, werdne eure Gebäude effizienter, ihr erhaltet verschiedene Boni und schaltet neue Gebäude frei. Darunter Verbesserungen für eure Fahrzeuge, die Drohnen und Produktionsgebäude, deutlich größere Kuppeln, welche viel mehr Platz und Optionen zum Ausbau bieten sowie vieles weiteres mehr. Hier stehen euch unzählige Möglichkeiten zur Verfügung, welche durch wissenschaftliche Einrichtungen sowie Erkundungen der Anomalien zudem gesteigert werden können.
Die Balance ist schwierig und das Handling von Ressourcen, Geldmitteln, zur Verfügung stehenden Fahrzeugen und Arbeitsdrohnen sowie die Bedürfnisse der Kolonisten erfordern viel Mühe, Feingefühl und Zeit. Nur wenn ihr den schwierigen Bedingungen des Mars gewachsen seid, schafft ihr es zu einer großgewachsenen Kolonie, welche sehr hübsch ausschauen kann. Doch viele Spielmechaniken liegen als schwere Steine in eurem Weg. Denn das Überleben auf einem so überlebensfeindlichen Planeten ist nicht einfach. Neben Ressourcenmangel sorgen auch verschiedene Katastrophen, wie Sandstürme oder Meteoriten für weitere Probleme, welche euer Fortschreiten merklich verzögern.
Hohe Komplexität, Schwächen und hübscher Look
Surviving Mars ist gewiss eine sehr komplexe Städtebausimulation. Wer erstmal in das Spiel eintaucht, wird schnell merken, dass euch zahlreiche Herausforderungen bis zur aufstrebenden Marskolonie im Weg stehen. Es erfordert viel Geduld, um die vielfältigen Wechselwirkungen und individuellen Bedürfnisse zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen erfolgreich einzuleiten. Immer funkt euch ein anderes Problem dazwischen und es gibt keinen Moment, indem ihr nicht etwas zu tun habt. Katastrophe hier, Sorgen dort. Stunde um Stunde seid ihr damit beschäftigt Lösungen zu finden, um eine funktionierende Kolonie auf die Beine zu stellen.
Darüber hinaus funktioniert nicht immer alles wie ihr wollt. Die Kolonisten machen nicht selten was sie wollen, haben viel zu meckern und sind schwer zu befriedigen. Auch sind sie nicht so intelligent, Einrichtungen in anderen Kuppeln, welche miteinander verbunden sind, aufzusuchen. Stattdessen müsst ihr jede Kuppel einzeln in Bezug auf Wohnraum und Einrichtungen ausbalancieren. Auch Arbeitszuweisung, die grundlegend überladene Steuerung und die ebenfalls unübersichtliche Benutzeroberfläche sorgen für ärgerliche Frustmomente.
Darüber hinaus schaut Surviving Mars mit seinem cleanen Look wirklich bezaubernd aus und läuft zudem ordentlich flüssig. Man hat das Spiel zudem mit vielen liebevollen Details ausgestattet, welche ihr beim näheren Hinschauen entdecken könnt. Sobald eure Kolonie erstmal zu einer ordentlichen Größe gewachsen ist, ergibt sich ein wundervolles Bild von futuristischen Gebäuden, großen Kuppeln und etwas lebensfreundlicheren Grünflächen und Wohngebieten. Zudem wuseln überall Drohnen und Kolonisten rum. Der Sound ist ebenfalls ordentlich. Verfügbar ist jedoch lediglich die englische Tonspur. Das ist jedoch sowieso aufgrund der nicht wirklich vorhandenen Kampagne und der vielen Texte zu vernachlässigen. Entgegen der PC-Version unterstützt die Konsolenfassung den Mod-Support nicht.
Unser Fazit
Surviving Mars macht direkt zu Beginn klar, dass euch kein seichter Aufbau-Spaß erwartet. Geboten wird euch nämlich eine wirklich komplexe, umfangreiche und tiefgehende Sci-Fi-Aufbausimulation. Der Titel lautet nicht umsonst Surviving Mars, da nicht allein der Aufbau eurer Kolonie, sondern wortwörtlich das Überleben auf dem roten Planeten im Fokus steht. Begünstigt wird der etwas holprige Einstieg durch ein fehlendes ausführliches Tutorial, womit Einsteiger deutliche Probleme haben und schnell überfordert sein werden. Sobald dann noch die schwierigen Kolonisten in der Kolonie eintreffen, habt ihr neben Katastrophen zusätzlich mit allerhand Bedürfnissen zu kämpfen.
Wer schon immer die Herausforderung in einer komplexen Aufbausimulation gesucht hat, der wird bei Surviving Mars viele Stunden damit versenken können, für alles die optimale Lösung zu suchen und alles geduldig auszubalancieren. Casuals und seichte Aufbau-Fans, werden damit ihre Probleme haben und viel Zeit einbringen müssen, um hinter die Komplexität des Spiels zu kommen. Doch das macht ein wirklich komplexes, forderndes Aufbauspiel aus, welches deutlich über einfache Aufbau-Mechaniken und einfache Ressourcen-Verwaltung hinaus geht. Lediglich die Steuerung und das etwas unübersichtliche UI haben den Einstieg zusätzlich erschwert. Es bedarf noch der ein oder anderen Verbesserung, doch mit Surviving Mars erwartet euch ein überaus gelungenes Aufbau-Spiel, welches sich vor allem an anspruchsvolle Spieler richtet.
*Vielen Dank an Paradox Interactive für die Bereitstellung des Review-Musters.