Auch wenn der Vorgänger NieR auf PlayStation 3 nur mäßige Bewertungen erhielt, galt der Titel unter Fans als Geheimtipp. Viele Jahre sind seitdem vergangen und nun erschien mit NieR: Automata überraschend ein neuer Ableger zur Reihe. Viel gemeinsam hat der neue Ableger mit dem PS3-Titel jedenfalls nicht.
Ziel der Entwicklung war es, ein Spiel zu erschaffen, welches sowohl Elemente des originalen Nier, eine emotionale Handlung sowie ein verbessertes Gameplay verbindet. Wir haben für euch NieR: Automata getestet und werden euch in unserem Test verraten, ob es Square Enix in Zusammenarbeit mit den Entwicklern von PlatinumGames gelungen ist.
Eine von Maschinen bevölkerte Erde
Die Handlung von NieR: Automata nimmt einen sehr bedeutenden Teil des Spiels ein und nur durch mehrmaliges Durchspielen, werdet ihr die komplette Handlung verstehen können. Immerhin wartet mit jedem Durchgang ein anderes Ende auf euch. Neben bis zu fünf unterschiedlichen Endings, welche die Handlung näher beleuchten, sind auch zahlreiche Scherz-Enden möglich. Mit dem ursprünglichen Nier auf PS3 hat NieR: Automata nicht mehr viel gemein, denn es spielt einige tausend Jahre nach dem PS3-Ableger. Nichtsdestotrotz gibt es sowohl Spielelemente als auch zahlreiche Andeutungen zum ersten Nier im Spiel zu finden.
Grundsätzlich spielt NieR: Automata in der selben post-apokalyptischen Welt wie Nier. Es herrscht jedoch ein erbitterter Kampf zwischen den Resten der Menschheit und der aus einer anderen Welt stammenden Armee von Maschinen. So mussten die Menschen von der Erde fliehen und die Überlebenden erbauten nahe des Mondes eine Basis. Von dort aus senden die Menschen „YorHa“ genannte Kampfandroiden zur Erde aus, um für die Menschheit einen Stellvertreterkrieg gegen die Maschinen zu führen.
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die beiden Androiden „2B“ und „9S“, wovon ihr in die Rolle von 2B schlüpfen werdet. 9S, ein Aufklärungsdroide, wird euch jedoch über den kompletten Spielverlauf hinweg als Partner begleiten. Am meisten unterscheiden sich die Androiden von den Menschen dadurch, dass es ihnen strikt untersagt ist, Gefühle zu zeigen oder gar echte Namen zu besitzen. Nichtsdestotrotz spielt die Gefühlswelt von NieR: Automata eine nicht unwesentliche Rolle. Wie es jedoch den Menschen bzw. den Androiden im Kampf gegen die Maschinen ergeht, möchten wir euch natürlich nicht verraten.
Die Handlung stammt aus der Hand von Taro Yoko, welcher sich ebenso für die Drakengard-Reihe sowie das erste Nier verantwortlich zeichnet. Auch ist es ihm zu verdanken, dass in NieR: Automata wieder mehrere Enden gibt, da so einerseits der Anreiz geschaffen wird, dass Spiel mehrmals durchzuspielen, als auch die Handlung im vollen Umfang euch zu offenbaren. Hierfür ist es jedoch nicht notwendig, dass Spiel immer und immer wieder komplett durchzuspielen.
Verschiedene Wege führen zum Ziel
Stattdessen wird euch mit jedem Durchgang praktisch eine neue Route geöffnet, welche euch zu einem neuen Ende der Handlung führt. Den ersten Durchgang könnt ihr bereits mit 10 bis 13 Stunden abschließen. Doch um alle Enden gesehen zu haben und dabei auch die Nebenmissionen zu absolvieren, werden rund 60 Stunden ins Land ziehen. Die Geschichte von NieR: Automata lässt sich neben dem Gameplay als eine der größten Stärken des Spiels betiteln.
Denn die Handlung bietet nicht nur genügend Mindfuck-Potenzial, sondern regt den Spieler auch zum Nachdenken an. Denn in einer guten Handlung stecken ebenso jede Menge Kritik sowie moralische Fragen, welche sich ebenso in unsere Welt übertragen lassen. Übermittelt wird dies in NieR über die Androiden, welche sich ebenso zunehmend Gedanken über ihr Dasein in dieser Welt machen. Dabei spielen die sich entwickelnden Empfindungen und Gefühle der Androiden eine besondere Rolle, wodurch sie Menschen kaum ähnlicher sein könnten.
Vor allem Spieler von NieR werden mit dem neuen Titel auf ihre Kosten kommen und sich über viele Hinweise freuen können. Darunter werden auch so manche unbeantwortete Fragen und Zusammenhänge aus Nier noch mal aufgegriffen. Aber auch Einsteiger werden ohne Vorkenntnisse problemlos in die besondere Welt von NieR: Automata einsteigen können.
Überzeugende Technik und Gameplay-Mechanik dank PlatinumGames
Auf PlayStation 3 zählten JRPGs wie NieR oder Drakengard 3 eher zu den technischen Gurken, da diese nur schlecht liefen und optisch sehr veraltet daher kamen. Mit NieR: Automata sollte sich das ändern, weshalb die Gameplay-Mechanik und generell die technische Seite des Spiels durch das Entwicklerstudio PlatinumGames umgesetzt wurden. Glücklicherweise läuft das Spiel mit flüssigen 60 FPS. Wobei es in hektischen Situationen selten zu Bildrateneinbrüchen auf der Standard-PS4 kommen kann, was jedoch keinesfalls den Spielspaß merklich trübt.
Wer NieR: Automata spielt, dem erwartet ein modernes Action-RPG, welches vor allem durch sein schnelles Kampfsystem begeistern kann. Größtenteils begebt ihr euch mit euren Schwertern ins Gefecht. Zur Seite steht euch neben eurem Partner 9S außerdem ein sogenannter Pod zur Seite, welcher als Fernkampf-Einheit euch im Kampf unterstützt. Selbst einfachere Gegner können euch auf hohem Schwierigkeitsgrad zum Verhängnis werden. Doch besonders fordernd gestalten sich die wirklich knackigen Bosskämpfe von NieR: Automata.
Ebenso begebt ihr euch mit diesem Ableger, wie hätte man es anders erwarten können, in eine offene und frei begehbare Spielwelt. In dieser ist relativ wenig los, abgesehen von vereinzelten Gegnern oder so manchen Elchen. Außerdem trefft ihr nicht zu selten auf unsichtbare Wände, was etwas schade ist. Ansonsten läuft das Spiel überwiegend flüssig, auch wenn es bei Gebietswechsel zu kleineren Rucklern kommen kann.
Spielerisch hat NieR: Automata auf jeden Fall gesunde Gameplay-Kost zu bieten, welche euch über den kompletten Zeitraum des Spiels unterhalten wird. Neben typischer Nebenquests mit Botengang-Charme, trefft ihr auf unterschiedliche Dungeons, welche abwechslungsreicher nicht sein können. So schnetzelt ihr euch meist durch große Mengen von Maschinen-Gegnern und erlebt die Spielwelt aus ungewohnt interessanten Kameraperspektiven. So werden des Öfteren interessante 2D- bzw. 2,5D-Erfahrungen geschaffen. Vor allem auch die Flüge zur Erde warten mit unterhaltsamen 2D-Kämpfen in euren transformierbaren Kampffliegern auf.
Ebenso interessant gestalten sich die Rollenspiel-Elemente des Spiels. Einerseits sammelt ihr Erfahrungspunkte und steigt wie gewöhnlich in der Stufe an, wodurch ihr Statusverbesserungen erhaltet. Ebenso könnt ihr mit gesammelten Materialien eure Waffen zunehmend aufwerten. Wirklich interessant wird es jedoch mit dem besonderen Fähigkeitensystem der Androiden. Da es sich hierbei praktisch um eine halbe Maschinen handelt, könnt ihr natürlich auch 2B bezogen auf ihre Chips individuell anpassen. je nach Chip-Typ könnt ihr so eure Statuswerte weiter aufbessern oder neue Fähigkeiten freischalten. Ebenso könnt ihr Chips entfernen und mit anderen austauschen. Hierbei kann es sich aber ebenso um Interface-Elemente, wie die Minimap oder die Lebensleiste handeln.
Untermalt wird das JRPG von einem großartigen Soundtrack aus der Feder des Komponisten Keiichi Okabe, welcher bereits für den Soundtrack von Nier und Drakengard 3 verantwortlich war. Die meist sehr ruhige Musik wirkt sehr melancholisch und emotional auf euer Abenteuer. Bei Bosskämpfen ertönen hingegen sehr starke Klänge, welche die Kämpfe zusätzlich anheizen. Ebenso trefft ihr im Verlauf des Spiels auf einige Stücke des ersten Niers, welche sinnvoll mit der Handlung verwoben sind.
Fazit
Wer bereits Nier auf PS3 mochte, der wird NieR: Automata einfach nur lieben! Wieder einmal erwartet euch eine sehr emotionale, einzigartige und tiefgründige Handlung aus der Feder von Taro Yoko. Dazu wird euch ein schnelles und actionreiches Kampfsytem, ein individuell anpassbares Fähigkeitensystem sowie eine solide Technik und grafische Umsetzung durch die Entwickler von PlatinumGames geboten.
NieR: Automata übertrifft den Vorgänger in vielen Aspekten mit Leichtigkeit und unterhält euch seit der ersten Minute im Spiel. Sowohl Kenner des ersten Niers als auch Neueinsteiger werden mit diesem besonderen JRPG jede Menge Spaß haben. Für uns war der Titel jedenfalls eine mehr als gelungene Überraschung, welche wir allen Fans nur empfehlen können. Erhältlich ist NieR: Automata sowohl für PlayStation 4 als auch für PC.