Neben Pokémon ist Digimon wohl eine der bekanntesten Serien, welche ebenso ihre treuen Anhänger gefunden hat. Mit Digimon World: Next Order erschien nun ein neuer Ableger für PlayStation 4, welcher ursprünglich in Japan für PS Vita erschien. Dabei bietet der neue Titel einige Neuerungen, welche für den ein oder anderen Spieler ungewohnt wirken mögen. Wir haben für euch den Titel getestet und verraten euch, ob sich sowohl Fans als auch Neueinsteiger angesprochen fühlen sollten.
Euer Weg in die digitale Welt
Natürlich führt der Weg in Digimon World: Next Order ebenso in die digitale Welt. Dabei schlüpft ihr entweder in die Rolle von Takuto oder Shiki, je nachdem ob ihr euch für einen männlichen oder weiblichen Charakter entscheidet. Einen Einfluss hat die Wahl auf die Handlung nicht und betrifft lediglich die Optik des Protagonisten. Wie erwartet landet ihr ganz plötzlich in der digitalen Welt und trefft auf ein bösartiges Machinedramon, welches die Welt bedroht.
Zugleich trefft ihr auf WarGreymon und MetallGarurumon, welche euch als neue Partner zur Seite stehen. Nur mit eurer Hilfe haben die beiden eine Chance und schaffen es, dass Machinedramon zu besiegen. Dabei verlieren jedoch beide ihr Leben, können jedoch im Anschluss als Ei wiedergeboren werden. Grundsätzlich ist die Handlung von Next Order nicht besonders aufregend und folgt dem üblichen Prinzip. Es tauchen wieder jede Menge böse Digimon auf und bedrohen die Welt. Ihr seid dabei der Held, der alles daran setzt die digitale Welt zu retten.
Tiefgang hat die Handlung leider kaum und bleibt ebenso oberflächlich wie die Charaktere. Hauptsächlich Fans der Serie werden sich mit den Geschehnissen und dem Handlungsverlauf anfreunden können. Ebenso wenig interessant geschrieben sind die Dialoge, welche zu oft sehr stumpf wirken. Immerhin erwarten euch nach dem Erfolg von Digimon Story Cyber Sleuth auch hierzulande wieder deutsche Bildschirmtexte.
Erkundungsreise und hartes Training
Ihr könnt in Digimon World: Next Ordner die digitale Spielwelt auf eigene Faust entdecken und erkunden. Dabei trefft ihr natürlich auf zahlreiche verschiedene andere Digimon, welche ihr bekämpfen und euer eigenes Team, bestehend aus zwei Digimon, trainieren könnt. Nach dem eure Partner beim Kampf gegen Machinedramon von euch gegangen sind, könnt ihr zwei neue Digimon-Eier auswählen, welche euch von nun an begleiten werden.
Das Training und die Pflege der Digimon steht dieses mal sehr im Vordergrund. In diesem Ableger könnt ihr gleich zwei Digimon gleichzeitig trainieren. Bevor es jedoch in den Kampf geht, müsst ihr die beiden zunächst auf das Anfänger- bzw. Rookie-Level heranwachsen lassen, indem ihr die beiden individuell in einer Art Fitnessstudio, auch Trainingsbereich genannt, trainiert. Dort verbringt ihr zunächst einige Zeit und könnt verschiedene Übungseinheiten ausführen und dabei einzelne Attribute steigern. Zwar gestaltet sich das relativ wenig interessant, doch kann man so die Werte der Digimon individuell entwickeln.
Nachdem die Digimon aus der Baby-Form herauswachsen, könnt ihr euch bereits in einfachere Kämpfe wagen. Der Großteil des Spiels besteht also darin eure Digimon zu trainieren und anschließend durch gewonnene Kämpfe weitere Statusverbesserungen zu erlangen, neue Fähigkeiten zu erlernen sowie neue Digitationen zu meistern. Bekanntlich besitzen auch Digimon eine Vielzahl unterschiedliche Entwicklungsstufen, welche sie durch Digitationen erreichen können. Nach dem Rookie-Level folgen die Champion-, Ultra- oder auch Mega-Evolution. Auch spezielle Digitationen, bei welchen zwei Digimon temporär miteinander verschmelzen können, sind möglich.
Euch stehen außerdem verschiedene Interaktionsmöglichkeiten zur Verfügung, wodurch ihr eine Beziehung zu den digitalen Kreaturen aufbauen könnt. So könnt ihr eure Begleiter füttern, sie loben oder ausschimpfen und müsst dafür sorgen, dass sie keinen Haufen legen. Auch habt ihr Einfluss auf mögliche kommende Digitationen, auch wenn nicht immer ersichtlich ist, welche Entwicklung ein Digimon nehmen wird. Ihr könnt nämlich auch den Gemütszustand sowie die Disziplin der Digimon mit euren Handlungen beeinflussen. Das System bestehend aus Training, jeder Menge Fürsorge und Entwicklung der kleinen Wesen ist gut gelungen und wird vor allem Fans gefallen. Umso tragischer ist es, dass die Monster nur eine begrenzte Lebensdauer besitzen.
Bereits nach wenigen Tagen in der virtuellen Welt segnen eure Begleiter das zeitliche und müssen wie zu Beginn aus Eiern neu geboren werden. Zwar bleibt ein Teil ihrer verbesserten Werte erhalten, doch sind sie vergleichsweise selbstverständlich wieder einiges schwächer und müssen erneut trainiert werden. Das ist schon etwas nervig, wenn man gern viel Zeit in das Training sowie das Grinden legt einzelner Digimon investiert. Daher müsst ihr immer wieder zum Training zurückkehren und solltet dabei stets deren Lebensdauer im Hinterkopf behalten.
Fragwürdige KI und wenig genutztes Potenzial
Nicht nur eure Digimon entwickeln sich. Auch ihr als Digimon-Tamer entwickelt euch weiter und könnt verschiedene Verbesserungen erlangen. Damit lässt sich unter anderem auch die Lebenszeit der Digimon steigern. Die Spielwelt von Next Order ist recht farbenfroh und weitläufig. Dabei durchstreift ihr unterschiedliche Landschaften und trefft natürlich auch auf andere Digimon sowie NPCs, welche euch mit Nebenmissionen versorgen.
Etwas sehr schade ist der Fakt, dass das Potenzial der Spielwelt kaum genutzt wird und ihr euch stets von A nach B begebt. Dabei folgt man hauptsächlich den Hauptaufgabe und es gibt kaum einen Anreiz die Welt zu erkunden, da ihr abseits der Kämpfe und sammelbaren Materialien und Nahrung nichts finden könnt.
Der Großteil der Digimon auf welche ihr trefft sind feindlich gesinnt und greifen euch an. In den zahlreichen Kämpfen könnt ihr dann entsprechend unter Beweis stellen, dass ihr eure Partner gut genug trainiert habt. Wirklich überzeugen kann das Kampfsystem jedoch nicht. Das liegt jedoch hauptsächlich an der sehr dürftigen KI eurer Partner. Wenn ihr euch im Kampf befindet, agieren die Digimon grundsätzlich von alleine.
Ihr könnt lediglich eure Digimon unterstützen, indem ihr sie praktisch anfeuert. Dabei sammelt ihr immer ein paar Befehlspunkte und könnt mit genügend Befehle in Form von Spezialattacken ausführen. Die Monster führen dann entsprechend verschiedene Attacken sowie effektvoll inszenierte Spezialangriffe aus. Leider agiert die KI ziemlich dämlich und grobe Aussetzer sind keine Seltenheit. Da kann ein einziger Kampf bereits zur krampfhaften Tortur werden.
Abgesehen von der schwachen KI macht das Spiel überwiegend einen positiven Eindruck. Zwar hätte man noch etwas mehr aus der Spielwelt rausholen könnt, doch Digimon-Fans werden sich über die Art und Weise der Digimon-Aufzucht erfreuen. Optisch ist das Spiel zwar nicht auf dem neusten Stand, macht aber nichtsdestotrotz einen guten Eindruck. Immerhin wird euch eine erweiterte Portierung der ursprünglichen PlayStation Vita-Version geboten.
Fazit
Ich freue mich über jeden neuen Digimon-Titel, welcher uns erreicht. Ebenso habe ich mich über Digimon World: Next Order gefreut, auch wenn ich zuvor noch keinen Digimon World-Titel spielen konnte. Vor allem Fans können sich darüber freuen, ihre Digimon individuell ähnlich eines Tamagotchi-Simulators aufzuziehen. Dieses Gefühl hatte ich direkt, nachdem ich mich etwas in die Welt eingelebt habe. Die Spielwelt mitsamt der verschiedenen Digimon ist wirklich süß gestaltet. Auch macht es Spaß die Digimon zu trainieren, zu füttern, sie zu loben und mit ihnen Kämpfe zu bestreiten. Wäre da nicht die wirklich nervige KI eurer digitalen Freunde in Kämpfen. Digimon World: Next Order ist zwar kein Rollenspiel für jedermann, doch Digimon-Fans können sich diesen Titel mit Tamagotchi-Faktor gerne anschauen!