Noch vor rund zwei Jahren fand mit Yakuza 6: The Song of Life die Geschichte rund um den langjährigen Hauptprotagonist Kazuma Kiryu ein Ende. Der neuste Titel der Yakuza-Reihe – Yakuza Like a Dragon schlägt ein neues Kapitel in der Reihe auf und lässt euch in die Rolle von Protagonist Ichiban Kasugas schlüpfen. Doch nicht nur ein neuer Protagonist erwartet euch, auch spielerisch wird euch eine komplett neue Erfahrung geboten.
Da die PlayStation 5-Version des Spiels noch bis März 2021 auf sich warten lässt, präsentieren wir in unserem Test die PS4-Version des Spiels. Ob sich die Yakuza-Reihe trotzt des neuen Protagonisten sowie der Neuausrichtung als RPG treu geblieben ist, könnt ihr in unserem folgenden Test erfahren.
Auf dem Weg ein Held zu werden
Mit Yakuza Like a Dragon beginnt eine komplett neue Saga, wodurch keine Vorkenntnisse mehr vonnöten sind und sich der neuste Titel wunderbar als Einstiegspunkt für alle Yakuza-Neulinge anbietet. Ihr schlüpft in die Rolle von Ichiban Kasuga, einem kleinen Licht in der Reihe der Yakuza, welcher aufopferungsvoll alles zum Wohle seines Clans tun würde. Um seine Schuld beim Patriach zu begleichen, sitzt er sogar freiwillig 18 Jahre im Gefängnis ein, für eine Tat, welche er nie begangen hat. Voller Hoffnung, freut er sich nach seiner Entlassung auf ein Widersehen mit seinem Patriachen. Entgegen seiner Erwartungen scheint sich jedoch kaum jemand an ihn und sein Opfer für den Clan zu erinnern. Enttäuscht von dem Verrat seines Clans und ohne Dach über dem Kopf, versucht Ichiban hinter die Wahrheit zu kommen und ein echter Held zu werden.
Auf dem Weg dahin setzt sich Ichiban selbst für die schwächsten der Gesellschaft ein, da er gut nachempfinden kann, wie schwer es ist, über die Runden zu kommen. Als Hauptschauplatz dient die Hafenstadt Yokohama, welches sehr detailverliebt dem realen Yokohama nachempfunden wurde. Ab und an begebt ihr euch auch an andere bekannte Orte der Yakuza-Reihe. Während eures Abenteuers trefft ihr wieder auf zahlreiche einzigartige Charaktere, wovon sich sogar einige eurer Truppe anschließen. Darunter der Ex-Cop Adachi, der Obdachlose Nanba oder auch Hostess Saeko. Gemeinsam mit Ichiban ergibt sich so eine sympathische Truppe aus unerwarteten Helden.
Das Hauptaugenmerk von Yakuza Like a Dragon liegt erneut auf der großartigen Geschichte mitsamt den tiefgründigen Charakteren, welche sich nicht so einfach in Gut und Böse aufteilen lassen. Hierbei findet man eine gute Balance zwischen dem abgedrehten Japano-Humor und ernsten Momenten bis hin zu emotionalen Schicksalsschlägen, welche euch vielseitig mitfühlen lassen, weshalb ihr kaum den Controller aus der Hand legen könnt, um mehr über die Charaktere und deren Hintergrundgeschichte zu erfahren. Damit sich die Geschichte voll entfalten kann, solltet ihr euch genügend Zeit nehmen Allein der Prolog wird euch rund zwei Stunden beschäftigen. Macht euch auf zahlreiche ausschweifende Zwischensequenzen und Gespräche zwischen den Charakteren gefasst.
Auch abseits der mitreißenden Haupthandlung warten unzählige optionale Nebenaufgaben auf euch, welche wiederum mit ihren eigenen kleinen Geschichten aufwarten. Die Spielwelt ist lebendig und ihre Bewohner halten einige interessante Geschichten mit viel Herz für euch bereit. Natürlich dürfen hierbei auch nicht die spaßigen und abwechslungsreichen Minispiele fehlen. Ihr könnt euch zu genüge austoben, ob Dosen sammeln, Kart fahren, Highscores in den Arcades knacken oder eure Gesangskünste beim Karaoke beweisen.
Die Wiedergeburt als waschechtes JRPG
Entgegen der Vorgänger erwartet euch mit Yakuza Like a Dragon ein waschechtes Rollenspiel, welches sich großartiges in das Großstadt-Setting einfügt. Gemeinsam mit Ichiban schließt ihr euch zu einer Gruppe zusammen und könnt verschiedene Jobs über das Arbeitsamt annehmen. Die Persönlichkeitswerte von Ichiban lassen sich durch getroffene Entscheidungen und euer Handeln aufwerten. Heilgegenstände findet ihr hingegen in Form von Snack und können im Supermarkt erworben werden.
Eine der wohl größten Neuerungen ist zudem das neue Kampfsystem. Während euch in den Vorgängern Echtzeitkämpfe erwarteten, in welchen ihr wie in einem Beat’em Up eure Gegner verdroschen habt, erwartet euch nun ein dynamisches rundenbasiertes Kampfsystem, welches euch neue taktische Möglichkeiten eröffnet. Auf den Straßen Yokohamas trefft ihr auf unzählige Schläger und Ganoven, welche durch Ichibans blühende Fantasie ein neues Äußeres annehmen können. Jede Aktion stellt einen Zug des jeweiligen Charakters dar und kann ganz klassisch über das Menü gewählt werden.
Neben gewöhnlicher Angriffe, kann jeder eurer Charaktere abgefahrene Spezialattacken ausführen. Hierfür müsst ab und an kürzere Quick-Time-Events bewältigen. Besonders verrückt in Bezug auf die Präsentation sind vor allem die Tag-Team-Specials, welche mit übertriebener Action, schnellen Schnitten und wahnwitzigen Kamerawinkeln aufwarten. Natürlich könnt ihr im Kampf auch entsprechende Gegenstände nutzen und durch gutes Timing auch gegnerischen Angriffen ausweichen oder diese blocken.
Außerdem schnappen sich eure Charaktere auch ab und an Gegenstände aus der Umgebung und zweckentfremden diese als originelle Waffe. Darunter Fahrräder, Mülltonnen oder auch Reklametafeln. Auch Statuseffekte können durch bestimmte Aktionen auf Gegner oder eure Gruppenmitglieder gewirkt werden. So lassen sich Gegner durch besonders starke Aktionen sogar betäuben.
Durch gewonnene Kämpfe erhalten eure Gruppenmitglieder Erfahrung, steigen in der Stufe auf, verbessern so ihre Werte und können neue Fähigkeiten erlernen. Während ihr aktiv eure Aktionen planen könnt, gibt es auch die Möglichkeit die KI kämpfen zu lassen. Gegen kleine Fische ein praktisches Feature, jedoch nicht gegen die knallharten Bosse zu empfehlen. Im Kampf besteht euer Trupp aus vier aktiven Kämpfern. Da ihr im Laufe der Handlung zahlreiche Charaktere kennenlernt, könnt ihr diese frei austauschen, um deren einzigartige Fähigkeiten nutzen zu können.
Wieso die richtige Jobwahl von Bedeutung ist
Eure Helden von morgen können außergewöhnliche Jobs wahrnehmen, ob Wahrsager, Idol, Koch oder Breakdancer, jeder Job bringt neue Fähigkeiten und Eigenschaften mit sich. Mit der richtigen Kombination könnt ihr so eine unschlagbare Gruppe zusammenstellen, welche taktische Vorteile mit sich bringt. Jeder Job bringt nicht nur andere Waffen mit sich, sondern auch unterschiedliche Angriffs-Typen. Während der Wahrsager mit einer Kristallkugel hantiert, attackiert das Idol mit dem Mikrofon und kann eure offensiven Kämpfer anfeuern, um deren Werte temporär zu verbessern.
Verzeiht man euch in der ersten Hälfte noch eure Fehler, wird es im weiteren Spielverlauf ganz schön knackig und ohne eine geeignete Taktik müsst ihr eure Gruppe zunächst ausreichend Leveln, um gegen die sehr starken Gegner bestehen zu können. Dies erfordert entsprechendes Grinding von euch. Weiter verbessern könnt ihr eure Gruppe durch gesammelte Kleidung und Accessoires, welche ihr euren Helden anlegen könnt. Diese wirken sich auf eure Werte aus und können auch neue Eigenschaften mit sich bringen. Darüber hinaus könnt ihr auch Hilfscharaktere rufen, welche euch im Kampf unterstützend zur Seite stehen.
Sowohl jede Ecke von Yokohama zu erkunden als auch die wahnwitzigen Kämpfe zu bestreiten hat uns zu jeder Zeit jede Menge Spaß bereitet. Zudem stehen euch zunehmend mehr Interaktionsmöglichkeiten zur Auswahl, desto mehr Ichibans Persönlichkeitswerte, wie Charisma, gesteigert werden. Damit eröffnen sich unter anderem auch neue Dialogoptionen. Ihr könnt euch darüber hinaus auch mit eurem Gruppenmitgliedern unterhalten, was wiederum deren Bindung zu euch verbessert.
Rein optisch macht Yakuza Like a Dragon einen guten Eindruck auf der PlayStation 4. Die Optik ist recht hübsch und vor allem die Gesichter schauen während der aufwendigen Zwischensequenzen besonders gut aus. Die Spielwelt ist sehr detailverliebt und atmosphärisch in Szene gesetzt. Hier und da wirkt die Technik bei genauerem Hinsehen jedoch bereits etwas angestaubt. Neben der Zwischensequenzen schauen besonders die Spezialattacken und Tag-Team-Aktionen während der Kämpfe atemberaubend aus.
Bei der Synchronisation könnt zwischen der originalen japanischen oder englischen Tonspur wählen. Besonders löblich sind zudem die deutschen Untertitel, welche wir uns bereits bei den Vorgängern so sehr gewünscht hatten. Begleitet wird das Abenteuer von einem tollen Soundtrack. Vor allem der Titelsong „Ichibanka“, eine Komposition von Shonan No Kaze und Yasutaka Nakata, sorgt für gute Stimmung.
Unser Fazit zu Yakuza Like a Dragon – Ein gelungener Neuanfang
Mit Yakuza Like a Dragon beginnt nicht nur ein neues Kapitel für die Reihe, sondern man schlägt auch neue Wege ein, welche wir nur begrüßen können. Neben dem neuen Protagonist Ichiban Kasuga sorgen vor allem das neue RPG-Gerüst sowie das neue dynamische rundenbasierte Kampfsystem für eine gelungene Veränderung.
Während mit Yokohama eine neue detailverliebte Großstadt darauf wartet, von euch entdeckt zu werden, liegt der Fokus erneut auf einer mitreißenden Handlung mit tiefgründigen Charakteren. Dort liegt eindeutig die Stärke der Yakuza-Reihe und was nichtsdestotrotz nicht fehlen darf, sind der großartige und völlig übertriebene Japano-Humor sowie die abwechslungsreichen Minispiele, welche für viel Auflockerung sorgen. Alles in allem bleibt im Kern auch Yakuza Like a Dragon der Serie treu und bietet eine neue Spielerfahrung, welche vor allem auch JRPG-Fans anspricht.
Solltet ihr Ichiban auf seiner fantasievollen und emotionalen Reise, ein Held zu werden, begleiten wollen, dann können wir euch Yakuza Like a Dragon nur ans Herz legen. Unserer Meinung nach ist Yakuza Like a Dragon eins der besten JRPGs in diesem Jahr und bekommt dafür eine klare Kaufempehlung.
Yakuza Like a Dragon ist physisch im Handel sowie digital im PlayStation Store für PlayStation 4 erhältlich. Zudem lässt sich das Spiel kostenlos auf die PlayStation 5 upgraden, sobald die PS5-Version am 02. März 2021 erscheint.
Wir bedanken uns vielmals bei Koch Media für die Bereitstellung eines Review-Keys.