Kalypso veröffentlichte mit Vikings Wolves of Midgard ein Action-RPG, welches es in sich hat. Normal ist Kalypso bekannt für Strategie-Titel, doch nun versucht man sich auch in anderen Genres. Im ersten Augenblick mag Vikings Wolves of Midgard ein wenig an Diablo 3 erinnern, doch erwartet euch der kalte Norden mitsamt Wikinger und alten Göttern. Wieso Vikings: Wolves of Midgard ebenso eine Daseinsberechtigung im Genre verdient, möchten wir euch nicht vorenthalten.
Der Wiederaufbau eurer Heimat
Eins kann ich euch definitiv versprechen. Vikings Wolves of Midgard ist verdammt knackig und ihr werdet nicht selten die Reise nach Walhalla antreten. Ihr tretet dabei in die Fußstapfen eines alteingesessenen Wikingers, welcher in sein Heimatdorf Ulfung zurückkehrt, welches von allerhand Monstern angegriffen und zerstört wurde. Da bereits zahlreiche Bewohner sowie der vorherige Häuptling das zeitliche gesegnet haben, bietet sich euch die Chance als neuer Häuptling des Stamms ernannt zu werden. Damit euer Volk dem harten Winter und zahlreichen Monsterscharen wiederstehen kann, müsst ihr für den Wiederaufbau Ulfungs sorgen.
Bevor ihr jedoch in die kalten Regionen eintretet, könnt ihr zu Beginn des Spiels euren eigenen Krieger erstellen. Dabei wählt ihr zunächst, ob ihr ein männlicher Krieger oder eine hübsche Schildmaid sein möchtet. Einen Unterschied bringt das jedenfalls nicht. Klassen stehen ebenso nicht zur Auswahl. Stattdessen könnt ihr im weiteren Spielverlauf euren Krieger nach belieben und eigenen Bedürfnissen entwickeln.
Dazu könnt ihr euren Wikinger optisch beliebig anpassen und über Frisur, Haarfarbe oder Tattoos bestimmen. Darauf startet ihr direkt in die Einführungsmission, um euer Dorf zu retten und die Steuerung kennenzulernen. Ist dies getan und ihr tretet als neues Oberhaupt auf, geht ihr auf die Reise, um Ressourcen zu sammeln und hinter den Befehlshaber der Angriffe zu kommen. Zunächst gilt es die Waffen- und Rüstungsschmiede wiederaufzubauen, um im Kampf gut gerüstet zu sein. Des Weiteren folgen im späteren Verlauf nach und nach weitere Gebäude sowie Unterkünfte für euer Volk.
Als erstes macht ihr euch auf den Weg, um Holz und Eisen zu beschaffen. Dabei trefft ihr für gewöhnlich auf allerhand Wölfe und zahlreiche Monster, wie Trolle oder Riesen. Nebenbei sammelt ihr dann die benötigten Rohstoffe ein, indem ihr allerlei Kisten öffnet und Gegenstände zerstört. Zwar wählt ihr bereits bei der Charaktererstellung eure favorisierte Waffe, doch könnt ihr nach belieben euren Charakter mit gefundenen Waffen ausstatten. Zur Auswahl stehen allerhand Einhand-oder Zweihand-Waffen sowie Pfeil und Bogen. Für jeden Waffentyp gibt es jedoch einen eigenen Skillbaum, zur Verbesserung eurer Fähigkeiten im Umgang mit der jeweiligen Waffe.
Gottheiten und Waffenwahl
Ebenso könnt ihr euch zu Beginn für eine Gottheit entscheiden, welche weitere Boni im Umgang mit den Waffen für euch bringen. Steigt ihr im Level auf, so werden die erhaltenen Fertigkeitspunkte ebenso einer Gottheit eingezahlt. Hierbei steht euch jedoch völlig frei, in welche Gottheit und den daraus folgenden Boni ihr investieren möchtet. Ich habe mich jedenfalls für dieEinhandwaffen bzw. Zwei-Axt-Kombo entschieden. Insgesamt stehen euch fünf Götter aus der nordischen Mythologie zur Auswahl. Zu jeder Zeit könnt ihr jedoch nur einer Gottheit huldigen und somit immer nur einen Fertigkeitenbaum nutzen. Der Wechsel geht jedoch automatisch mit dem Wechsel eurer Waffen vonstatten.
Jeder der Waffen spielt sich selbstverständlich unterschiedlich. Spielt ihr zum Beispiel mit Einhandwaffe und Schild, so könnt ihr mehr Schaden einstecken. Andererseits könnt ihr mit zwei Äxten natürlich auch umso mehr Schaden austeilen. Hierbei müsst ihr jedoch vorsichtiger agieren oder aufs Ganze gehen. Ebenso schwierig ist der Umgang mit dem Bogen, solltet ihr die Gegner relativ nah an euch heranlassen. Mit Zweihandwaffen seid ihr zudem meist langsamer im Kampf, könnt jedoch auch sehr mächtige Angriffe ausführen, welche die Gegner sogar zurückwerfen können.
Nicht selten müsst ihr gegen größere Gruppen von Monstern kämpfen, wobei ihr darauf achten müsst, womit ihr es zutun habt. Jeder Gegner lässt sich unterschiedlich bekämpfen. Vor allem auf Gegner mit Rüstung solltet ihr achten und etwas vorsichtiger in den Kampf gehen. Um gegnerischen Angriffen auszuweichen, könnt ihr euch entweder wegrollen oder ein kleines Stück zur Seite hechten.
Walhalla lässt grüßen
Um die nicht selten einfachen Gegner zu bekämpfen, solltet ihr stets eure zur Verfügung stehenden Fertigkeiten und Ausweichmöglichkeiten ausreizen. Ebenfalls solltet ihr die Schwächen der Gegner, wie ein schwerfälliges Auftreten, euch zunutze machen und bei größeren Gruppen entsprechende Fähigkeiten wirken, welche Flächendeckend Schaden anrichten. Jede eurer Fähigkeiten hat wie gewohnt eine entsprechende Abklingzeit von wenigen Sekunden bis hin zu einer Minute, welche ihr bis zur nächsten Reaktivierung abwarten müsst. Damit sind alle Grundsteine eines klassischen Action-RPGs gesetzt. Dadurch das vor allem die Bosse besonders schwer zu knacken sind, müsst ihr vor allem bei den Bosskämpfen sehr taktisch herangehen.
Vergleichen lassen sich die Bosskämpfe von Vikings Wolves of Midgard fast am besten mit Dark Souls im Action-RPG-Kleinformat. Das lässt im ersten Moment zumindest Lob für den Titel erwarten, doch zugleich wirkt das Spiel an vielen Stellen ziemlich frustrierend und unzugänglich gegenüber Genre-Neulingen und klassischen Action-RPGs. Zugleich gestalten sich die Bosskämpfe wohl am imposantesten aufgrund der stetigen Herausforderung sowie den vielfältigen Arten von Gegnern. Gewaltsam kommt ihr zwar nicht vorwärts, aber mit guter Herangehensweise empfiehlt es sich stets, besser effektiv anzugreifen, als sich nur zu verteidigen.
Auch beim Sammeln von Gegenständen und Ausrüstungen fallen bei Vikings Wolves of Midgard deutliche Unterschiede auf. Einerseits fällt die Zahl, der von Gegnern fallengelassenen Gegenstände und Waffen recht gering aus. Andererseits wird viel mehr Wert darauf gelegt, dass ihr nicht darauf hofft, dass entsprechend gute Waffen fallengelassen werden, sondern ihr diese bei der Schmiede aufwerten lasst. Ebenfalls lassen sich bei der Schmiede neue Waffen sowie Runen auch selbst herstellen. Hierfür müsst ihr die Schmiede in eurem Dorf jedoch auch entsprechend aufwerten lassen.
Wenn ihr auf einer Mission seid, empfiehlt es sich also zunächst die komplette Umgebung zu erkunden und nach Materialien für die Schmiede sowie Ressourcen für euer Dorf Ausschau zu halten. Viele der Umgebungsobjekte lassen sich nämlich zerstören und bringen euch zum Beispiel Holz, Stein oder auch Eisen. Besondere Belohnungen lassen sich zudem bei den „Prüfungen der Götter“ erlangen. Hierbei müsst ihr gegen mehrere Gegnerwellen bestehen und desto mehr Wellen ihr überlebt, desto bessere Belohnungen könnt ihr erhalten.
Ein weiterer interessanter Aspekt des Spiels sind die verschiedenen Witterungsbedingungen, welche euch zu schaffen machen. Unter eurer Lebensleiste ist zum Beispiel eine Art Kälte-Leiste zu finden, welche zunehmend bei den eisigen Temperaturen ansteigt. Lasst ihr die Leiste komplett füllen, erfriert ihr förmlich und verliert laufend an Lebenspunkten. Um Abhilfe zu schaffen müsst ihr euch zum nächsten Lagerfeuer begeben, wo die Leiste sich wieder leert. Ebenfalls solltet ihr euch bei Giftwunden in Acht nehmen und möglichst gegenheilen.
Die Wahl des Schwierigkeitsgrads und Walhalla-Modus
Vikings Wolves of Midgard bietet insgesamt vier Schwierigkeitsgrade für Einsteiger und Action-RPG-Veteranen. Entschieden habe ich mich zunächst für den normalen Schwierigkeitsgrad, doch selbst bei der Wahl habe ich bereits beim ersten Boss einen schlechten Beigeschmack, denn dieser ist schon verdammt hart. Wer noch höher Startet, den erwarten nicht nur mächtige Bosse, sondern auch schwierige Gegner an jeder Ecke. Wer in Diablo 3 noch einfach auf Qual durchgerusht ist, wird in Vikings: Wolves of Midgard definitiv seine Herausforderung finden.
Mit dem Walhalla-Modus ist zudem ebenso eine Art Hardcore-Modus mit an Bord. Lebt ihr in diesem Modus ab, so müsst ihr komplett von vorne mit einem neuen Charakter starten. Wer zudem gerne mit Freunden im Koop-Modus spielt, der hat dazu die Möglichkeit im lokalen Netzwerk oder online. Couch-Koop wird hierbei leider nicht unterstützt. Für das Lokale Netzwerk benötigt ihr also zwei PS4s. An der Wahl der Schwierigkeit ändert sich hierbei nichts. Technisch erwartet euch mit Vikings: Wolves of Midgard ein solides Action-RPG, welches jedoch gelegentlich mit Rucklern zu kämpfen hat. Immerhin sind die Ladezeiten auf PS4 recht kurz und eine Mission ist schnell geladen.
Die kalte Atmosphäre im Norden wird jedenfalls gut vom Spiel eingefangen. Ansonsten macht das Spiel optisch nicht allzu viel her. Im Vergleich wirkt Vikings: Wolves of Midgard nicht annähernd gut poliert und glattgebügelt wie ein Diablo 3. Auch die Menüs sind nicht allzu hübsch anzuschauen. Sehen lassen kann sich der Titel nichtsdestotrotz aufgrund des tollen Monster-Designs und der unterschiedlichen Regionen, welche mit allerhand Monstern und kleinen Details zum Leben erweckt werden. Ebenfalls gelungen sind die Animationen der Charaktere und Gegner.
Untermalt wird euer nordisches Abenteuer von stimmigen Hintergrundmelodien. Auch die deutsche Synchronisation kann überzeugen, jedoch wiederholen sich die Aussagen eures Wikingers recht oft, was ziemlich nervig werden kann.
Unser Fazit zu Vikings Wolves of Midgard
Mit Vikings Wolves of Midgard präsentiert Kalypso einen neuen Titel im Action-RPG-Genre, welcher abseits von Diablo 3 und anderen Genre-Vertretern eine gelungene Abwechslung darstellt. Recht schnell merkt wird einem klar, dass die Gegner und vor allem die Bosse ganz schön knackig sein können und euch nicht zu selten liebend gern nach Walhalla verweisen. Zwar erwartet euch nicht direkt ein Dark Souls im Action-RPG-Format, doch lassen sich die Bosse nichtsdestotrotz gut damit vergleichen. Wenn ihr ohne eine gute Taktik an die verschiedenen Bosse herangeht und deren Schwächen nicht auslotet, werdet ihr einige schwere Stunden in der Welt der Wikinger und Monster verbringen. Das kann ganz schön frustrierend sein. Lasst ihr euch jedoch auf das Abenteuer ein, wird euch ein spannendes Abenteuer mit zahlreichen Herausforderungen geboten, wobei selbst die nordischen Götter euch schon bald hold sein werden.
Dazu könnt ihr euren Wikinger in eine beliebige Richtung entwickeln und je nach bevorzugten Waffentyp zahlreiche unterschiedliche Fertigkeiten erlernen. Diese müsst ihr dann entsprechen gekonnt gegen eure Gegner einsetzen. Zur Wahl stehen euch insgesamt vier Schwierigkeitsgrade sowie der Walhalla-Modus, für alle Fans des Hardcore-Modus. Die wohl größten Mankos waren der fehlende Couch-Koop sowie gelegentlich auftretende Ruckler, welche hoffentlich mit einem kommenden Patch ausgebessert werden. Auch wenn das Spiel durchweg nicht so poliert daherkommt wie ein Diablo, kann der Titel mit neuen Facetten überzeugen und sorgt so im Genre für frischen Wind. Alles in allem ein schöner Titel, welchen wir Genre-Fans gerne empfehlen möchten.
Finde das game klasse!