Anlässlich des 20. Jubiläums zu One Piece wurde nun mit One Piece World Seeker ein neues Abenteuer der Strohhut-Piraten veröffentlicht, in welchem ihr erstmals eine offene Spielwelt mit Ruffy erkunden könnt. Versprochen wird auch eine ansprechende Geschichte, welche auf der mysteriösen Gefängnisinsel angesiedelt ist und ebenso einen wertvollen Schatz beherbergen soll. Wir haben uns voller Vorfreude in das Piraten-Abenteuer gestürzt und verraten euch im folgenden Test, ob denn unsere Freude von langer Dauer war. Ahoi!
Die Gefängnisinsel – Zwischen Juwelen und Widerstandskämpfern
Kaum auf Prison Island angekommen, wagen die Strohhut-Piraten bereits ihren nächsten großen Coup und versuchen im Gefängnis einen angeblich großen Schatz zu stehlen. Dieses Gerücht stellt sich jedoch als Finte heraus und die Truppe um Ruffy findet nur einen leeren Tresor vor. Demnach flüchten die Strohhüte und verlieren sich dabei aus den Augen. Während der ein oder andere Strohhut-Pirat erfolgreich festgenommen wurde, gelingt Ruffy die Flucht und stürzt dabei hinab ins Meer. Jeanne, die Anführerin der Marinegegner, rettet ihn jedoch erfolgreich vor dem Ertrinken und berichtet ihm von den Zuständen auf der Insel.
Demnach gibt es sowohl Befürworter als auch Gegner der dort ansässigen Marine, was wiederum die Bevölkerung der Insel spaltet. Dazu begegnet ihr auch dem Gefängnisdirektor Isaac, welcher ebenfalls etwas im Schilde zu führen scheint. Beide Charaktere wurden eigens von Serienschöpfer Eiichiro Oda entworfen. Und das merkt man auch, denn die beiden sind die einzigen relevanten Charaktere, abseits der bekannten Gesichter und tragen emotional zur Handlung bei. Natürlich möchte ihr Ruffy helfen und die Bewohner der Insel wieder einen. Dabei erlebt ihr ein stellenweise interessantes Abenteuer und entdeckt gemeinsam die geheimnisvolle Insel.
Die längste Zeit bleibt die Handlung von One Piece World Seeker jedoch hinter den Erwartungen zurück und verschenkt einiges an Potenzial. Der Konflikt um die Marine und der damit einhergehende politische Aufstand, hätten so viel interessanter dargestellt werden können. Wirkliche Dramatik kommt hierbei kaum auf. Selbst beliebte Charaktere, ob Freund oder Feind, haben absolut belanglose Aufritte und bieten abseits von mäßigen Bosskämpfen keinerlei Mehrwert.
Viel schlimmer ist jedoch, dass auf die Strohhutbande abseits von Ruffy gar kein Wert gelegt wird. Lediglich in kurzen Zwischensequenzen treten die Crewmitglieder in Erscheinung. Ihr könnt lediglich Ruffy spielen und selbst in Kämpfen verschwinden eure Kumpanen plötzlich spurlos. Demnach dienen eure so wichtigen Begleiter lediglich als belanglose Questgeber. Naja zumindest in der Haut von Ruffy, macht dieser als Gummi-Mensch eine gute Figur. Ihr könnt nämlich euren Arm nach bestimmten Objekten ausstrecken und euch so über weitere Entfernungen bewegen. So könnt ihr auch die höchsten Gebäude erklimmen. Dies geht recht einfach von der Hand. Ihr müsst nur mit dem Analog-Stick eine entsprechende Kante anvisieren und mit der Schultertaste bestätigen. Leider geht das wiederum nicht an allen Objekten wie z.B. Felswänden.
Schaltet ihr dann noch weitere Fähigkeiten frei, macht die Fortbewegung mit Ruffy noch etwas mehr Spaß. Dann könnt ihr zum Beispiel in der Luft eine Schraube machen und so noch größere Distanzen überwinden. Auch kann Ruffy mit seinen Beinen einen Propeller machen und so etwas in der Luft schweben. Die Abläufe sind zwar nicht so flüssig, da ihr jedes Ziel neu anvisieren müsst, jedoch gelingt es doch recht gut.
Wenig anspruchsvolle Kämpfe
Die Kämpfe in One Piece World Seeker gestalten sich ziemlich einfach. Ihr könnt lediglich mit Viereck Nahkampf-Angriffe ausführen. Demnach bleiben selbst Kombos äußerst simpel bzw. existieren in dem Sinne nicht wirklich. Darüber hinaus stehen euch noch verschiedene Spezialattacken zur Auswahl, welche ihr in Kombination von Schultertaste und Button ausführen könnt. Außerdem könnt ihr Angriffen auch ausweichen sowie Fernkampfangriffe ausführen. Darüber hinaus stehen immerhin zwei verschiedene Angriffsmodi zur Auswahl. Einerseits das Beobachter-Haki, welches auf Geschwindigkeit setzt oder das Panzer-Haki, welches sowohl eure Offensive als auch Defensive massiv erhöht. Das Eroberer-Haki lässt sich zudem zusätzlich über den Fähigkeitenbaum freischalten und kann stärkere Gegner betäuben und schwächere direkt in die Bewusstlosigkeit schicken.
In den ersten Stunden machen die Kämpfe so noch etwas Spaß, da ihr noch ein paar neue Fähigkeiten freischaltet, doch schon bald seht ihr die immergleichen Gefechte, gegen drei, vier einfache Gegner und maximal einem weiteren Boss oder stärkeren Gegner. Wäre doch nur die Zahl der Gegner höher, wäre es schon etwas ansprechender. Die KI der Gegner ist natürlich ebenso Banane. Wirklich anstrengend und nervig sind zudem die fliegenden Roboter-Gegner, welche ihr kaum anvisieren könnt. Die Auswahl der Schwierigkeitsgrade ist jedenfalls recht groß und reicht von einfach, normal bis hin zu schwierig, extrem und extrem schwierig. Desto höher der Schwierigkeitsgrad, desto mehr Fertigkeitspunkte erhaltet ihr. Die meisten Fertigkeitspunkte erhaltet ihr jedoch durch abgeschlossene Missionen, welche ihr in den dreigeteilten Fähigkeitenbaum investieren könnt.
Dort lassen sich neue Status-Verbesserungen, Spezialattacken, Fortbewegungsmöglichkeiten und weitere Verbesserungen freischalten. Die Missionen gestalten sich jedoch genauso anspruchslos. Oft müsst ihr euch durch die völlig leere Spielwelt bewegen und irgendwelche Objekte sammeln. Ob Blumen, Holz oder ein paar Juwelen. Äußerst Öde. Sowohl Schätze als auch Ressourcen werden dabei stets auf der Mini-Map dargestellt, weshalb das Sammeln kein Problem darstellen dürfte. Und dann dauert das Öffnen einer Kiste auch noch einige Sekunden, weil ihr zunächst eine Taste gedrückt halten und die Kreisanzeige füllen lassen müsst.
Genauso wenig sinnvoll war der Einfall, eine Schleich-Mechanik in Form von Fässern in One Piece World Seeker zu implementieren. Ruffy ist gewiss nicht der Typ, welcher sich leise in eine Marinestation schleicht. Eher würde er sich auf lustige Art und Weise verkleiden, als sich in einem Fass zu verstecken. Ausgereift ist das System jedenfalls nicht und eher reiner Zufall, ob ihr entdeckt werdet oder nicht. Selbst wenn ihr im Anschluss den Alarm auslöst, hat das keine relevanten Konsequenzen. Einfach die zwei drei Marinesoldaten ausschalten und fertig. Darüber hinaus verfügt Ruffy noch über eine Art Röntgenblick, womit er durch Gebäude und Objekte hindurchschauen kann. Damit lässt sich recht flott das richtige Gebäude ausfindig machen, in welchem eure festgenommenen Freunde festsitzen.
Hübsche leere Welt und euer Karma
Grafisch macht One Piece World Seeker einen recht soliden Eindruck. Die realistische Umgebungsgrafik ist sehr hübsch und weiß zu gefallen. Damit fügen sich die Anime-Charaktere wunderbar in die Spielwelt ein, ohne zu gekünstelt zu wirken. Durch Einzigartigkeit zeichnet sich die Spielwelt bzw. die Gefängnisinsel jedoch nicht aus. Alles schaut irgendwie gleich aus und beeindruckt kaum. Es fehlt das gewisse etwas, welches One Piece oftmals auszeichnet. Demnach hätte man das Setting auch in jedem anderen Spiel nutzen können. Selbst die Marinebasen wirken wie alte Burgen, welche auch in einem Anime-Ritterspiel hätten vorkommen können. Etwas zu tun gibt es in den Mini-Städten und verschiedenen Bereichen auf der Karte ohnehin nicht.
Fehlt es nicht nur an echter Gegenwehr seitens der Marine, sind auch NPCs sehr spärlich zu finden und gleichen sich zudem auch noch. Außer euch gibt es so gut wie nichts belebtes in der Spielwelt, was schon echt verdammt schade ist. Damit kommt so gar kein Gefühl von Atmosphäre auf. Zu kurzen Rucklern oder Bildratenaussetzern kann es nichtsdestotrotz kommen, was angesichts der nicht vorhanden NPCs oder Gegner kaum verständlich ist.
Um nicht ständig in der langweiligen Welt hin und herlaufen zu müssen, könnt ihr auch die Schnellreise nutzen, welche jedoch auch gut eine Minute eures Lebens kostet. Immerhin könnt ihr komplett ohne Ladezeiten die komplette Spielwelt erkunden. Zu gute Letzt gibt es noch ein Karma-System, bei welchem ihr eure Beziehung zu anderen Charakteren verbessern könnt. Dies geschieht durch Haupt- und Nebenaufgaben. Wirklich etwas mit eurem Karma bzw. euren Handlungen hat dies jedoch nicht zu tun. Eher zeigt es euren allgemeinen Fortschritt an. Was die Spielzeit anbelangt, werdet ihr rund 20 Stunden beschäftigt sein, was angesichts des sehr repetitiven Gameplays schon ziemlich hart ist.
Einziger Lichtblick ist wohl letztendlich nur die originale japanische Synchronisation in den Zwischensequenzen und der solide Soundtrack des Spiels.
Unser Fazit zu One Piece: World Seeker
One Piece World Seeker hätte doch so schön werden können. Eine schöne offene Spielwelt mit belebten Städten, welche mit eurer Crew zum Erkunden einlädt und euch allerhand Marine-Gegner zum Verprügeln vorsetzt. Dazu eine solide Handlung, ein paar interessante Charaktere und ein paar ansprechende Nebenaktivitäten zu den ohnehin unterhaltsamen Hauptmissionen. Das wäre unsere Wunschvorstellung gewesen. Leider sieht der erste Ausflug in ein offenes One Piece-Abenteuer ganz anders aus.
Die Handlung plätschert belanglos vor sich hin, es gibt kaum erwähnenswerte Charaktere abseits von Jeanne und Isaac, die Spielwelt ist hübsch, wirkt jedoch total leblos und ausgestorben. Dazu sind die Missionen auf dem untersten Niveau mit simplen Sammelquests. Auch dem Kampfsystem fehlt es deutlich an Tiefe. Und wieso steht ihr nur lächerlichen drei, vier Gegnern gegenüber? Viel schlimmer ist jedoch, dass die Strohhutbande einfach ungeliebt hinten runterfällt. Abseits von Ruffy haben seine Crewmitglieder lediglich kurze Augenblicke in Zwischensequenzen und sind ansonsten praktisch nicht existent.
Ihr befindet euch demnach allein und verloren mit Ruffy auf einer auswechselbaren Insel, welche weder Charme versprüht noch Abwechslung in irgendeiner Form schafft. Lediglich Ruffy kommt in seiner Rolle als Gummimensch zur Geltung und spielt sich so, wie man es sich vorstellt.
Alles in allem hat uns One Piece World Seeker zwar etwas enttäuscht, jedoch erwartet euch nichtsdestotrotz ein solides Action-Adventure mit Ruffy, welches sich vor allem an One Piece-Fans richtet. Wir hoffen, dass man sich mit zukünftigen Ablegern wieder etwas mehr Mühe geben wird und wünschen euch trotzdem viel Spaß! Lang lebe die Strohhut-Piratenbande!