Bereits im vornherein waren wir sehr gespannt und gingen mit hohen Erwartungen an Mafia III heran. Diesen Monat war es dann endlich soweit und 2K veröffentlichte nun den dritten Ableger zur spannenden Mafia-Geschichte. Entwickelt vom Studio Hangar 13, verspricht auch der dritte Teil eine äußerst fesselnde Handlung, welche mit einer großartigen Atmosphäre der späten 60er Jahre einhergehen soll. Zudem erwartet uns erstmals eine offene Welt.
New Bordeaux 1968
Die Handlung von Mafia drei verschlägt euch in das sehr atmosphärische New Bordeaux im Jahr 1968. Ihr schlüpft dabei in die Rolle des Lincoln Clay, welcher als Soldat aus dem Vietnamkrieg zu seiner Adoptivfamilie zurückkehrt. Ihr helft eurem Ziehvater mit seinen Problemen, verstrickt euch jedoch zunehmend in die dunklen Machenschaften der italienischen Mafia, welcher euer Vater viel Geld schuldet. Kurz darauf wird eure Familie hinterrücks von dem Anführer der Mafia, Sal Marcano, förmlich ausgelöscht. Nach eurer Genesung schwört ihr auf Rache gegenüber der Mafia, allen voran Sal Marcano.
Was sich zunächst wie eine durchschnittlicher Plot anhört, entwickelt sich zu einer tiefgehenden Handlung, welche den Spieler in der Welt von Mafia 3 förmlich fesselt. Die Geschichte rund um Lincoln Clay wird packend und äußerst ausführlich erzählt. Dazu erwarten euch großartige Zwischensequenzen sowie zahlreiche Flashbacks, welche die Entwicklung von Lincoln und seinen Partnern näher beleuchten. Scheint der ausführliche Einstieg zunächst ungewohnt, könnt ihr den weiteren Fortgang der Handlung im Verlauf des Spiels kaum erwarten. Es lohnt sich auf jeden Fall sich auf die Handlung einzulassen und die sehr gut und ausführlich erzählten Ereignisse, ähnlich einer Serie, zu verfolgen.
Da ihr allein kaum eine Change gegen die italienische Mafia habt, benötigt ihr tatkräftige Unterstützung, welche sich in diesem Business auskennt. Darunter macht ihr Bekanntschaften mit anderen Gangstern aus New Bordeaux, welche ebenfalls schmutzige Geschäfte betreiben. Darunter die Haitianer-Gang, welche nach den Geschehnissen zu Beginn von der „Voodoo-Königin“ Cassandra angeführt wird, die Iren rund um Thomas Burke sowie der aus Mafia II bekannte Vito Scaletta. Wie es zu dieser förmlichen Allianz kommt, möchten wir natürlich nicht verraten. Wir können jedoch versprechen, dass euch eine unglaubliche Story erwartet, in welcher eure eigenen Entscheidungen schwere Konsequenzen mit sich bringen und den Ausgang der Handlung beeinflussen können.
Bis ihr euch mit der Mafia anlegen könnt, müsst ihr zunächst den kleineren Verbrechern dabei helfen, einzelne Bezirke von New Bordeaux für euch zu erobern und langsam jedes Geschäft in der Stadt unter eure Kontrolle zu bringen. Damit schwächt ihr zunehmend die Mafia und entscheidet, welcher eurer drei verbündeten Parteien, die Kontrolle über jedes neu eroberte Viertel erhält.
Je nachdem für welchen Anführer ihr euch entscheidet, erhaltet ihr besondere Boni. Auch generell werdet ihr von den drei Bossen stets gut versorgt. Die Haitianer versorgen euch mit jeder Menge Ausrüstung, welche ihr wechseln oder verbessern könnt, die Iren stellen euch vielerlei Fahrzeuge zur Verfügung und Vito Scaletta stellt euch seine Schläger zur Seite. Demzufolge seid ihr stets gut ausgerüstet, sehr mobil unterwegs und habt Schläger, welche für euch die Drecksarbeit erledigen.
Dichte Atmosphäre und repetitive Nebenmissionen
Neben der Handlung liegt die wohl größte Stärke von Mafia III in der großartigen Atmosphäre des Titels. Die Stadt New Bordeaux ist nach dem Vorbild von New Orleans entstanden und versetzt euch zurück in die späten 60er Jahre im Süden der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Entwickler von Hangar 13 haben sich auf jeden Fall große Mühe gegeben, die Atmosphäre der Spielwelt möglichst authentisch umzusetzen und sowohl die Musikkultur als auch die Gesellschaftlichen Schwierigkeiten dieser Zeit einzufangen. Es kommt nicht selten vor, dass ihr in der Rolle von Lincoln Clay oftmals mit rassistischen Kommentaren konfrontiert werden. Immerhin standen Rassismus und Gewalt zu dieser Zeit an der Tagesordnung.
Doch kommt es nicht nur zu zahlreichen Beleidigungen. Es kommt auch vor, dass eure Präsenz in Restaurants und an bestimmten Orten an Ablehnung stößt und ihr aufgrund eurer Hautfarbe nicht bedient werdet oder euch nicht mal den Zutritt gewährt wird. Neben der rassistischen Haltung der Bevölkerung, sticht jedoch vor allem der großartige Soundtrack des Spiels hervor. Insgesamt stehen euch drei verschiedene Radiosender zur Verfügung, welche zahlreiche lizenzierte Songs für euch bereit halten, welche diese Zeit maßgeblich geprägt haben.
Darunter Songs von Johnny Cash, The Rolling Stones, Elvis oder auch Steppenwolf, um nur einige der vielfältigen Künstler aus den Genres Rock, Blues und Country zu nennen. Des Weiteren lässt sich auch die Fahrphysik der Wagen den 60er Jahren anpassen. Ihr habt die Wahl und könnt zwischen moderner und 60er-Jahre-Steuerung bestimmen. Zwar bedarf es dann etwas Übung, doch es kommt das wahre Fahrzeug-Feeling dieser Zeit auf. Zusätzlich gibt es auch nach Wahl eine spezielle Action-Cam, für besonders tolle Kamerafahrten in den Kurven.
Die Missionen in Mafia III lassen sich Genretypisch in Haupt- und Nebenmissionen einordnen. Entweder ihr folgt der Handlung und Jagd eine Hauptmission nach der anderen und erlebt dabei eine packende Handlung mit zahlreichen tollen Zwischensequenzen und großartigen Momenten oder schließt nebenbei kleinere Aufgaben ab. Im Vergleich sind die Hauptmissionen weitaus besser und packender inszeniert. Dabei scheut man auch nicht davor zurück, sehr gewaltsame, blute Szenen in Nahaufnahmen zu zeigen, wen Lincoln einen gegnerischen Boss nach dem anderen ausschaltet.
Die Nebenmissionen sind hingegen relativ langweilige Standardaufgaben, welche sich immer wieder wiederholen. Oft müsst ihr von einem Punkt zum nächsten Fahren, eine Zielperson töten oder ein bestimmtes Ziel erfüllen. Mehr Abwechslung und Tiefe hätten den Nebenmissionen gut getan und dienen nicht nur als Spielzeitstrecker. Da zeigen andere Open World-Kollegen bessere Ansätze. Vor allem ernüchternd, da die Nebenmissionen doch einen nicht zu wesentlich kleinen Teil des Spiels abseits der Handlung einnehmen.
Was den Schwierigkeitsgrad von Mafia III anbelangt, ist dieser je nach Situation schon ordentlich. Es empfiehlt sich jedenfalls nicht immer wie ein Rambo sich in das nächste Gefecht zu stürzen, da man selbst recht schnell das zeitliche segnet. Immerhin gibt es in den jeweiligen Gebieten dann auch allerhand Medipacks in den Gesundheitsschränken. Die KI der Gegner ist an sich nicht sehr stark. Je nach Schwierigkeitsgrad stellt die KI auf „Einfach“ oder „Mittel“ kaum ein Problem dar. Erst im Verlauf des Spiels zieht die Schwierigkeit an. Wer demzufolge Herausforderung sucht, für den empfiehlt sich der Schwierigkeitsgrad „Schwer“. Eine wichtige Rolle dabei ebenfalls die Zielhilfe. Ist diese auf „hoch“ eingestellt, ist es umso einfacher, alles was euch in den ersten Spielstunden im Weg steht auszuschalten.
Open World-Schwächen und Grafikunterschiede
Das Open World-Konzept ist schön und gut und weiß auch anhand der Atmosphäre von New Bordeaux zu gefallen, jedoch nutzt man kaum die Stärken einer offenen Welt und bietet nur kaum Möglichkeiten für den Spieler. Es gibt zwar wieder zahlreiche Sammelobjekte, welche wie die Playboy-Magazine sehr ansehnlich sind und originale Inhalte bieten, jedoch gibt es darüber hinaus keinerlei Interaktionen mit der Stadt selbst.
Wenn man den Fokus auf die wirklich großartig inszenierte und erzählte Geschichte legt, hätte wohl wie bei den Vorgängern auch das Konzept als linearer Third-Person-Shooter bei Mafia III funktioniert. Stattdessen hat man eine zwar atmosphärisch hübsche Stadt geschaffen, welche jedoch neben repetitiver Nebenmissionen kaum etwas zu bieten hat.
Mafia III kann in diesem Aspekt in keiner Weise mit einem Titel wie Grand Theft Auto V mithalten und bietet dazu eine vergleichsweise deutlich kleinere Spielwelt, welche man doch besser ausschmücken hätte können. Die Spielwelt schaut durchweg recht hübsch aus und die Straßen an sich sind auch gut befahren. Leider wirken dafür die meisten Stadteile recht austauschbar und es gibt nur wenige Highlights in der Stadt zu bestaunen.
Grafische Schwächen fallen vor allem bei den Außenarealen der Spielwelt auf. Hier ist vor allem die Weitsicht stark getrübt und zwischen den Vierteln erwartet euch oftmals ein eher unschöner grauer Schleier. Ebenfalls fallen die gelegentlich aufkommenden Matschtexturen auf. Diese bauen sich erst mit der Zeit auf und verschonen euch genauso wenig, wie die von Open World generell bekannten Pop-Ups.
Mafia III glänzt hingegen ganz besonders bei den großartig umgesetzten Zwischensequenzen. Dabei überzeugen vor allem die Nahaufnahmen mit sehr realitätsnahen Charakteren mitsamt ihrer ausgefeilten Mimik. Entstanden sind die realistischen Zwischensequenzen mit großer Detailtreue durch Motion-Capturing-Aufnahmen. Auch besonders actionreiche Szenen sind imposant Inszeniert. Dazu gehören unter anderem die zahlreichen Schießereien in Bars oder Fabrikgebäuden. Was die Performance anbelangt, so ist diese überwiegend stabil und es kommt nur selten zu Einstürzen in der Bildrate. Somit läuft der Titel überwiegend mit 30 Frames in der Sekunde.
Fazit
Alles in allem erwartet euch mit Mafia III ein solides Open World-Spiel mit kleinen Schwächen, welche jedoch vor allem durch die Umsetzung als Open World herrühren. Geboten wird euch ein mehr als großartig inszeniertes Mafia-Abenteuer, welches von seiner detaillierten Erzählweise und den sehr realistisch umgesetzten Zwischensequenzen lebt.
Es wurde perfekt die Atmosphäre der späten 60er Jahre eingefangen und neben der Optik spielt dabei vor allem auch der großartige Soundtrack eine bedeutende Rolle. Auch zeigten die Entwickler Mut und machten keinen halt davor, die Gesellschaftlichen Probleme, wie den starken Rassismus aufzuzeigen.
Das Gameplay ist hervorragend und bereitet viel Spaß. Dabei motiviert die Haupthandlung rund um Lincoln Clay sehr und fesselt den Spieler förmlich. Enttäuschend sind hingegen die wenig spannenden Nebenmissionen, welchen vor allem Abwechslung und Tiefe fehlen. Auch wenn die Welt von New Bordeaux selbst nicht so interessant erscheint, begeistert die Handlung umso mehr. Wir hatten jedenfalls sehr viel Spaß mit Mafia III und können das Spiel vor allem Fans der Reihe, aber auch Neueinsteigern empfehlen, welche viel Wert auf eine gute Handlung legen.