Lange hat es gedauert, doch am 29. November ist endlich das heißersehnte neue Final Fantasy XV im Handel erschienen. Wir haben uns natürlich riesig gefreut und haben uns direkt in die Welt von Eos gestürzt! Dabei geht Final Fantasy XV neue Wege und bringt unter anderem ein Echtzeit-Kampfsystem mit sich. Wir konnten Final Fantasy XV bereits auf dem Road to Release-Event anspielen und hatten bereits einen Vorschaubericht veröffentlicht. Nun durften wir das fertige Spiel ausgiebig testen und möchten euch unseren finalen Eindruck präsentieren.
Eine moderne Fantasy-Welt
Mit der Welt von Eos erwartet euch im Vergleich zu anderen Ablegern der Final Fantasy-Reihe, eine sehr moderne und uns ähnliche Spielwelt. Alleine aufgrund des Roadtrips der vier Freunde Noctis, Gladiolus, Prompto und Ignis, ist die Fahrt auf typisch amerikanischen Landstraßen mitsamt Raststätten keine Seltenheit. Deswegen gestaltet sich die Welt jedoch keinesfalls als wenig aufregend und versprüht dabei ihren eigenen Charme mitsamt großartiger Momente. Darunter fallen zahlreiche exotische Kreaturen, epische Beschwörungen der Götter oder auch die Möglichkeit, mit den süßen Chocobos über größere Strecken zu reiten.
Gewiss kommt die Handlung von Final Fantasy XV nur langsam in Fahrt. Das größte Problem dabei stellt die Erzählung in kleinen Häppchen dar. Einerseits gelangen so kaum Informationen an den Spieler und andererseits werden kaum Emotionen aufgebaut. Es fehlt demzufolge oftmals sehr die notwendige Substanz, um eine Beziehung zwischen Charakteren und Spieler aufzubauen. Für Final Fantasy-Verhältnisse ist diese Art der Erzählung sehr ungewöhnlich und lässt daher den Großteil der Spieler kalt.
Das lässt sich bereits an der Spielzeit erkennen. Ohne Nebenquests oder Jagdaufgaben nimmt die Haupthandlung nur einen wesentlich geringeren Teil der Spielzeit ein. Auch die sehr hübschen Zwischensequenzen sind nur rar gestreut und stammen teilweise aus dem Film Kingsglaive oder den Trailern. Hierbei ist zu erwähnen, dass nicht unwesentlich wichtige Geschehnisse unter anderem im Film vorkommen, weshalb es sich wegen der Handlung lohnt, zumindest den Film vor dem Spiel mal anzuschauen. Eine wirkliche Einleitung oder Erläuterung der Handlung gibt es nämlich nicht. Stattdessen werdet ihr nichtsahnend mit vier jungen Männern auf den Roadtrip geschickt, ohne überhaupt über die Charaktere selbst oder die Rahmenhandlung bescheid zu wissen.
Zwar haben mir ebenfalls zahlreiche Details in der Ausarbeitung und dem grundsätzlichen Aufbau der Handlung sehr gefehlt, doch hat mir die dargestellt Handlung an sich gefallen. Natürlich habe ich auch den Film und die paar Anime-Episoden im vorherein angesehen. Doch ohne Kenntnisse wird man sich oft fragen, wieso und weshalb es zu den Geschehnissen kommt. Aber auch im Verlauf der Handlung rund um Prinz Noctis, dem Protagonisten des Spiels, kommt es zur fragwürdigen Plot-Lücken. Vor allem gegen Ende, werden einige Ereignisse nicht näher erläutert.
Fehlende Emotionen und hippe Sprüche
Wie zuvor erwähnt, fehlen Final Fantasy XV größtenteils die Emotionen. Dabei ist der mäßige Aufbau der Handlung und die kaum existente Beziehung zwischen Spieler und Charakteren Abseits der Jungs nicht unwesentlich beteiligt. Wenigstens baut man gewissermaßen mit den vier Jung im Laufe des Roadtrips eine Bindung auf. Zwar weiß man wohl genauso wenig über die Vier, ohne zum Beispiel die fünf Episoden des Brotherhood Animes geschaut zu haben, doch lernt man die Jungs schnell kennen und kann sie gut leiden. Die vier Jungs sind allesamt in ihren Zwanzigern und haben für jede Situation einen passenden Spruch auf den Lippen.
Zumindest Noctis ist hat auf jeden Fall des Öfteren seine ernsten Momente. Immerhin ist er der kommende Thronfolger des Königreichs Lucis. Es ist jedenfalls schön die vier bei ihrem Roadtrip zu begleiten und ihre Späße sowie Interaktionen miteinander mitzuerleben. Immerhin befindet sich Noctis auf dem Weg zu der Hochzeit mit der Kannagi Lunafreya. Zugleich ist das verfeindete Imperium Niflheim euch stets auf den Fersen. Auch verläuft die Reise nicht wie geplant und der Regalia hat direkt zu Spielbeginn einen Platten.
Deshalb müsst ihr erstmal die nächste Werkstatt aufsuchen und macht erstmals Bekanntschaft mit Cidney sowie dem alten Cid. Da jedoch euer gesamtes Geld hierfür drauf geht, müsst ihr zunächst mit Jagdaufträgen euer Brot verdienen. Später erfahrt ihr zudem von den Geschehnissen, welche in Kingsglaive thematisiert wurden und Noctis wird sich seiner bewusst, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten muss.
Um es mit dem Gegner aufnehmen zu können, benötigt Noctis die Kräfte seiner Urahnen, weshalb er die versteckten Königsgräber mitsamt den königlichen Waffen aufsucht. Sammelt ihr genügend dieser Waffen, kann Noctis diese als mächtigen Angriff heraufbeschwören und teleportierend die Gegner auseinandernehmen. Dementsprechend wächst die Macht von Noctis und er erlernt neue Talente.
Spannendes Echtzeit-Kampfsystem
Mit Final Fantasy XV erwartet euch erstmals wieder ein actionreiches Echtzeit-Kampfsystem, welche für den einen ein Segen und für den anderen ein Fluch zu sein scheint. In der Spielwelt könnt ihr zu jeder Zeit in freier Wildbahn zufällig unterschiedlichen Monstern begegnen. Ihr steuert dabei stets Noctis, welcher über ein vielfältiges Waffen- und Fähigkeiten-Repertoire verfügt, je nachdem welche Waffen ihr ausgerüstet und Fähigkeiten in den Talentbäumen entwickelt habt. Wer sich erst ein mal eingespielt hat, wird sehr schnell an die eingängige Steuerung gewöhnt haben und sich fleißig durch Gegner schnetzeln. Zur Auswahl habt ihr stets vier Waffen oder Zauber und könnt euch mit einem Warp direkt in das Kampfgeschehen teleportieren.
Die Kämpfe gestalten sich vergleichsweise hektisch und des Öfteren auch unübersichtlich, bereiten jedoch nichtsdestotrotz vor allem wegen der guten Action sehr viel Spaß. Unterstützt werdet ihr natürlich stets von eurer Truppe, mit welchen ihr Überraschungsattacken und spezielle Kombos auf Abruf ausführen könnt. Einziges Problem ist dabei oftmals die Kamera, welche dem schnellen Aktionen kaum hinterher kommt. Neben der offensiven Optionen, könnt ihr gegnerischen Angriffen per Tastendruck ausweichen und zum richtigen Zeitpunkt gedrückt ebenso Kontern. Die Taktik rückt dabei in den Hintergrund, doch lohnt es sich gerne mal, mit dem Warp kurz aus dem Gefecht auf ein höher gelegenes Objekt zu flüchten, die MP wieder aufzutanken und fokussiert in den Kampf zurückzukehren.
Wer jedoch auf keinen Fall auf taktische Manöver verzichten kann, dem steht die Möglichkeit zur Verfügung, den sogenannten Wartemodus zu aktivieren. Mit dem Wartemodus wird regelmäßig das Bild eingefroren und euch werden die gegnerischen Resistenzen eurer möglichen Angriffe dargestellt. Bietet dieser Modus einerseits sinnvolle taktische Möglichkeiten, stört es mit der Zeit ganz schön, wenn das Spiel bei jeder Kleinigkeit von Aktion unterbrochen wird. Wie bereits erwähnt könnt ihr auch Zauber anwenden. Dabei handelt es sich um großflächige Zauber der Elemente Feuer, Eis und Blitz. Vorsicht sollte dabei geboten sein, da die Zauber ebenfalls die eigenen Gruppenmitglieder verletzen können.
Die Zauber sind ziemlich mächtig und nach jeder Anwendung erwartet euch erstmal eine Abklingzeit, bis ihr den Zauber wieder nutzen könnt. Auch grundsätzlich ist die Verfügbarkeit der Zauber auf wenige Anwendungen begrenzt. Ihr müsst nämlich die elementaren Kräfte zunächst aus entsprechenden Quellen absorbieren und die Zauber zunächst synthetisieren. Hierbei lassen sich die Elemente untereinander und mit Items kombinieren. So können äußerst mächtige Zauber mit zusätzlichen Effekten kreiert werden, welche weitere taktische Tiefe mit sich bringen.
Eine hübsche Spielwelt mit einseitigen Nebenquests
Neben Veränderungen im Kampfsystem hat sich auch die Spielwelt entwickelt. Somit erwartet euch erstmals eine offene, frei begehbare Spielwelt, in welcher ihr auf Jagd gehen, Items und Materialien sammeln und speziellen Talenten nachgehen könnt. Im Vergleich zu anderen Final Fantasy-Ablegern dauert es deutlich länger, bis eine Spannung aufgebaut wird. Neben der lückenhaften Handlung gibt es zu Beginn nur sehr wenige Ereignisse, welche den Spieler mitreißen oder beeindrucken können. Doch Final Fantasy XV ist keinesfalls langweilig und bietet sowohl unterhaltsame Aktivitäten als auch epische Momente.
Die offene Welt um euch herum scheint an sich relativ unbelebt. Nichtsdestotrotz könnt ihr zahlreichen Nebenaufgaben nachgehen, welche abseits der Haupthandlung euch größtenteils beschäftigen. Quests erhaltet ihr sowohl von Bewohnern in den kleinen Städtchen, an Raststätten, auf dem Weg oder auch irgendwo zufällig in der Welt von Eos. Meist müsst ihr bestimmte Gegner ausschalten, Botenaufträge ausführen, edle Materialien sammeln oder auch Fotos von besonderen Orten schießen.
Das Ziel jeder Mission wird entsprechend auf der Karte markiert und ist auch über die Mini-Map ersichtlich. Nichtdestotrotz kommt es sehr oft vor, dass ihr nur schwer zum gewünschten Zielpunkt gelangt, da der Weg versperrt ist. Mit jeder Mission erhaltet ihr Erfahrungspunkte, welche jedoch nicht direkt verrechnet werden, Items oder auch die Ingame-Währung Gil. Außerdem verfügt jeder der vier Jungs über ein besonderes Talent, welches ebenfalls in der Stufe mit der Zeit gesteigert werden kann.
Mit Noctis könnt ihr unter anderem an Stegen angeln und von Ignis anschließend stärkende Gerichte kochen lassen. Gladiolus ist hingegen auf das Leben in der Natur besonders gut vorbereitet und profitiert davon, wenn ihr viel lauft und zelten geht. Prompto ist der Fotograf der Gruppe, welcher euer Abenteuer auf Bildern festhält.
Als wirklich lukrativ stellen sich hingegen die Jagdauftrage heraus, wofür ihr gute Summen an Gil erhalten könnt. Die Aufgabe ist jedenfalls einfach. Besiegt einfach die gewünschten Monster und holt eure Belohnung ab. Mit steigendem Level werden die Monster natürlich auch entsprechend stärker und vor allem die Monster, welche nur Nachts auftauchen, sind besonders stark. Dafür gibt es dann aber natürlich gute Belohnungen sowie Erfahrungspunkte. In der Stufe steigt ihr jedoch nur, wenn ihr irgendwo übernachtet. Zum Beispiel wenn ihr bei Refugien euer Zelt aufstellt. Auch könnt ihr in Hotels oder in Wohnwagen übernachten und erhaltet einen Erfahrungsbonus.
Alles in allem erwarten euch mit Final Fantasy XV zahlreiche Änderungen, welche vergleichsweise sehr tiefgreifend sind und es im Vergleich zu vorherigen Teilen stark abgrenzen. Die Final Fantasy-Reihe hatte auf jeden Fall einen neuen Weg nötig, doch wird dieser neue Weg ziemlich drastisch eingegangen und dabei werden nicht unwesentliche Kompromisse eingegangen, welche einige Schwächen mit sich bringen. Vor allem die Handlung leidet unter ihrer Häppchenweisen Präsentation. Zudem ist das viele umherfahren im Auto auch nicht sonderlich spannend und stattdessen kann man sich in dieser Zeit anderweitig beschäftigen.
Immerhin kann auch der Soundtrack von Final Fantasy XV mit tollen Songs und teils epischen Chören punkten. Für Nostalgiker sollte sich vor allem die Songauswahl im Auto-Radio anbieten, welche viele Songs altbekannter Final Fantasy-Teile beinhaltet. Außerdem könnt ihr aus den Sprachen deutsch, englisch oder japanisch wählen. Vor allem deutsche Spieler können sich über die erstmals vollständig lokalisierte und synchronisierte Fassung freuen. Vor allem die Hauptcharaktere wurden gut besetzt, auch wenn nicht alle Stimmen jedem gefallen werden.
Auch optisch macht das Spiel auf der Standard-PS4 einen wirklich guten Eindruck. Klar es treten noch für Open World-Spiele übliche Pop-Ups auf und die Texturen in der Ferne laden gelegentlich nach. Nichtsdestotrotz macht das Spiel sowohl grafisch als auch stilistisch einen guten Eindruck und konnten mich überzeugen. Wer zudem eine PlayStation 4 Pro besitzt, kann zwischen zwei Grafikeinstellungen wählen. Entweder das Spiel wird auf eine höhere Auflösung hochskaliert und entspricht der Optik der normalen PS4. Oder das Spiel läuft bei 1080p mit schärferen Texturen und besserer Beleuchtung. Weitere Updates diesbezüglich und Performance-Verbesserungen bis hin zu 60 FPS sollen auf der Pro folgen.
Fazit
Mit Final Fantasy XV wurde die Reihe einem großen Wandel unterzogen, welcher mit einigen Kompromissen und starken Änderungen einhergeht. Die Handlung wirkt leider sehr lückenhaft und wird nur in kleinen Häppchen dem Spieler zugeworfen, weshalb sowohl informativ als auch emotional keine Beziehung zum Spieler aufgebaut werden kann. Generell kommt die Handlung erst relativ spät und erst nach gut 10-15 Stunden langsam in Fahrt. Selbst Bosskämpfe kommen recht abrupt zum Ende und riesige Kampfmechas machen kaum Eindruck. Nichtsdestotrotz hat mich Final Fantasy XV seit der erst Minute gepackt.
Erstmals könnt ihr euch in eine offene Welt begeben und diese frei erkunden. Dabei könnt ihr sehr selbständig entscheiden, welchen Aktivitäten und Missionen ihr nachgehen wollt. Auch Noctis und seine Truppe haben es mir angetan. Anders als erwartet, hat man gemeinsam mit den Jungs Spaß, lernt sie besser kennen und begleitet sie auf ihrem Abenteuer. Auch das dynamische Echtzeit-Kampfsystem hat mich begeistert, weil es so schnell und actionreich ist. Auch gibt es immer wieder besondere Momente, abseits der überwiegend eintönigen Missionen, welche mich beeindruckt haben. Die Chocobos nicht zu vergessen!
Gewiss ist Final Fantasy XV sowohl für Neueinsteiger als auch Fans gedacht, doch vor allem alte Hasen, werden sich wohl kaum mit den Änderungen und dem schnelleren Spielablauf anfreunden können. Alles in allem erwartet euch ein solides Rollenspiel mit Höhen und Tiefen.