Aus dem Hause Focus Home Interactive ist nun ein wirklich besonderer Titel erschienen mit dem wohl die wenigsten gerechnet hätten. A Plague Tale: Innocence entführt euch nämlich in das düstere Mittelalter, welches von Pest und Tod beherrscht wird. Dabei wird eine mitreißende Geschichte zweier Geschwister erzählt, welche in einer albtraumhaften Welt um ihr Überleben kämpfen müssen. Wer Angst vor Ratten hat, sollte sich jedoch in Acht nehmen. Uns hat A Plague Tale: Innocence auf alle Fälle positiv überraschen können. Mehr dazu könnt ihr im folgenden Test nachlesen.
Die Gefahr durch Inquisition und Rattenplage
A Plague Tale: Innocence versetzt euch in das späte Mittelalter 1349 während im Königreich Frankreich bereits die Pest wütet. Zu Beginn scheint noch eine heile Welt zu herrschen, wenn Protagonistin Amicia mit ihrem Vater und Hund einen schönen Waldspaziergang genießen. Dabei lernt ihr auch den Einsatz eurer Steinschleuder anhand eines Apfelbaums. Kurz darauf entdeckt ihr ein Wildschwein, welches ihr im Anschluss motiviert verfolgt. Die Situation schlägt jedoch schnell um, sobald ihr das Wildschwein tot und halb zerfleischt auffindet. Dazu müsst ihr zusehen, wie euer Hund direkt vor euren Augen wortwörtlich vom Erdboden verschluckt wird.
Von dem schockierenden Ausflug zurückgekehrt erwartet euch kurz darauf schon das nächste Übel. Es tauchen nämlich Soldaten der Inquisition auf, welche nach eurem kleinen Bruder Hugo suchen und dabei sowohl eure Familie töten und den kompletten Hof verwüsten. Seitdem befinden sich Amicia und ihr jüngerer Bruder Hugo auf der Flucht. Dabei durchstreift ihr düstere Schauplätze und werdet ebenso von abergläubischen Dorfbewohnern gejagt, welche euch für die tödliche Krankheit verantwortlich machen. Doch die Dorfbewohner oder die Inquisition sind nicht die einzige Gefahr. Euch erwartet der manifestierte Tod in der Form von tausenden von Ratten, welche sich in Schwärmen zusammentun und alles in ihrem Weg gnadenlos töten und fressen. Nur gegenüber Licht und Feuer zeigen sich diese übernatürlichen Ansammlungen empfindlich, weshalb Licht euer treuster Begleiter wird.
Während sich die beiden Geschwister zu Beginn kaum kennen, da Hugo aufgrund einer unbekannten Krankheit die meiste Zeit isoliert mit seiner Mutter verbrachte, lernen sich die beiden im Laufe des Abenteuers kennen und rücken deutlich zusammen. Amicia macht es sich demnach zur Aufgabe gemeinsam mit ihrem Bruder zu überleben und ihn zu beschützen. Beide erkennen schon bald das ihre Schicksale unzertrennlich miteinander verbunden sind. Damit erwartet euch eine emotionale Reise, welche kaum halt vor mitreißenden Szenen macht. Bereits zu Beginn des Spiels geht es euch emotional an die Nerven und durch das Spiel hinweg erwartet euch eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Die Inszenierung ist hervorragend und lässt euch kaum einen ruhigen Moment um durchzuatmen. Ob die stetige Flucht und Bedrohung durch die Soldaten der Inquisition oder Bedrohung aus der Tiefe durch die Massen an Ratten. Dazu erwarten euch auch immer wieder ein paar ruhige Momente zwischendurch, in welchen ihr durch wunderschöne Landschaften streift und mehr über das Geschwisterpaar erfahrt. Auch lernt ihr weitere Charaktere kennen, welche euch auf eurer Reise begleiten und unterstützen. Hier hat das Entwicklerstudio von Asobo ganze Arbeit geleistet, eine authentische und emotional mitreißende Geschichte zu schaffen. Die Inszenierung ist dabei so gut, dass sie gar mit den ganz Großen mithalten kann.
Fokus auf Stealth-Gameplay und Crafting
Der Vergleich mit The Last of Us kommt nicht von ungefähr. Einerseits aufgrund der großartigen Charaktere, Inszenierung und Atmosphäre, andererseits aufgrund des Gameplays. Euch erwartet ein lineares, handlungsgetriebenes Action-Adventure mit sehr großem Anteil von Schleich-Passagen. Gegen die Soldaten seid ihr nämlich vor allem zu Beginn ziemlich hilflos ausgeliefert, weswegen ihr euch hauptsächlich hinter Mauern oder im hohen Gras möglichst unbemerkt um die Soldaten umherbewegt. Dabei nutzt ihr geschickt Ablenkungsmanöver, wenn ihr Steine auf metallene Objekte oder zerbrechliche Gefäße werft. Damit gewinnt ihr etwas Zeit, um mit Hugo voranzuschreiten. Wichtigstes Hilfsmittel ist hierbei Amicias Steinschleuder, welche ihr ebenso auf der Werkbank mit gesammelten Materialien verbessern könnt.
Außerdem lernt ihr von neuen Bekanntschaften neue Rezepte, wodurch ihr mit genügend Material auch unterwegs verschiedenste Geschosse und Alchemie-Gegenstände herstellen könnt. Unter anderem könnt ihr später mit Säuregeschossen die Helme von Soldaten wegätzen und diese anschließen mit einem Stein außer Gefecht setzen. Auch könnt ihr in Notfällen Soldaten betäuben, was jedoch gleichermaßen viele Ressourcen kostet. Ebenso könnt ihr Feuer entfachen oder Fackeln mit entsprechenden Geschossen löschen. Damit stehen euch im Laufe des Spiels zahlreiche Abwechslungsreiche Möglichkeiten zur Verfügung, um strategisch voranzukommen.
Es bleibt dabei euch selbst überlassen, wie ihr an die Sache herangehen wollt. Da die tödlichen Rattenschwärme bekanntlich Angst vor Feuer haben bzw. ohne Feuer grausam angreifen, könnt ihr auch das zu eurem Vorteil nutzen. Nicht selten sind die Soldaten mit Laternen oder Fackeln unterwegs, welche ihr geschickt zerstören oder löschen könnt. Damit erleiden die Soldaten einen grausamen Tod. Gewiss kein schöner Anblick. Alles was den Ratten in den Weg kommt wird innerhalb weniger Sekunden lebendig verspeist.
Selbstverständlich gilt es auch sich selbst vor den Ratten in Acht zu nehmen. Lediglich Lagerfeuer und jegliche Lichtquellen schützen euch. Mit einer Fackel könnt ihr die Ratten in einem guten Radius von euch fernhalten. Doch nicht selten sind die Ratten bewusst als Falle eingesetzt wurden und füllen gar ganze Räume. Dazu ist das Spiel mit zahlreichen kleinen Denk-Passagen gespickt, in welchen ihr geschickt eure Schleuder mitsamt den Geschossen nutzen müsst, um voranzukommen, ohne dass euch die Ratten erwischen. Abgesehen von Feuer könnt ihr auch menschliche Köder stets gut zur Ablenkung nutzen. Der Schwierigkeitsgrad bleibt dabei stets fair und ist nie zu schwer. Auch wenn es für den ein oder anderen etwas einfach erscheint, werdet ihr ohne die nötige Geduld oft vom Todesbildschirm begrüßt. Oft gilt es nach dem Trial & Error-Prinzip nach der bestmöglichsten Vorgehensweise zu suchen, doch manchmal kann dies ziemlich nerven. Immerhin sind die Rücksetzpunkte stets vernünftig.
Trotz der recht simplen Spielmechaniken weiß das Spiel in Zusammenspiel mit der packenden Inszenierung zu jeder Zeit zu begeistern. Vor allem durch die immer neuen Geschosse, wird es nie langweilig und es ist stets von Vorteil die neuen Möglichkeiten geschickt zu nutzen. Auch findet ein stetiger Wechsel zwischen verschiedenen Spielabschnitten statt. Darunter die genannten Schleichpassagen, um den Soldaten zu entgehen, die gelegentlichen Verfolgungsjagden, die heiklen Rattenfallen oder auch den interessant umgesetzten Rätselpassagen. Ebenso wechseln sich auch die Kulissen sehr häufig ab. Von der wunderschön idyllischen Gegend, zu dunklen Gemächern und unterirdischen Gängen bis hin zum leichenübersäten Schlachtfeld. Gespickt ist die Spielwelt zudem mit allerhand Sammelgegenständen. Darunter Materialien oder auch anderes wie Blumen, auf welche euch Hugo aufmerksam macht oder auch versteckte Objekte.
Ein wunderschönes Werk
A Plague Tale: Innocence ist einfach bildhübsch. Euch erwarten sehr stimmige Umgebungen, tolle Kulissen und eine dichte Atmosphäre. So lässt euch das Spiel einmalig in das mittelalterliche Frankreich eintauchen. Alles wurde mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Dazu gesellen sich außerdem wunderbare Licht- und Wettereffekte. Auch die Charaktermodelle mitsamt ihrer Gesichtsanimationen wissen zu überzeugen und erzeugen emotionale Momente, ohne zu enttäuschen. Dabei kann auch hier die Qualität voll und ganz mit den großen Produktionen mithalten. Ebenso beeindrucken ist hierbei die Darstellung der umfangreichen Rattenschwärme. Alles wurde in einer eigenen Engine umgesetzt und das Spiel läuft dabei zu jeder Zeit wunderbar flüssig. Dafür ein großes Lob an das Studio.
Die Steuerung ist eingängig und schnell gelernt. Die Geschosse eurer Schleuder könnt ihr zudem schnell und einfach über ein Radial-Menü auswählen. Darüber lassen sich ebenso manche Alchemie-Gegenstände per Tastendruck herstellen. Wie bereits erwähnt läuft das Spiel wunderbar flüssig, ist hübsch und hat zum Start keinerlei technische Probleme aufzuweisen. Untermalt wird das emotional packende Abenteuer zudem von mittelalterlich anmutenden Klängen, welche sich wunderbar den jeweiligen Szenen anpassen und zur Atmosphäre beitragen. Damit bewegt ihr euch zwischen ruhigen Augenblicken, in welchen ihr ein paar Augenblicke ausatmen und die Kulisse bewundern könnt, und rasanten Schlägen, welche albtraumhaft eure Angst und Sorge widerspiegeln. Unterstützt wird die Soundkulisse zu guter Letzt von einer gelungenen deutschen Synchronisation mit ausdrucksstarken Sprechern.
Unser Fazit zu A Plague Tale: Innocence
A Plague Tale: Innocence gehört wohl zu den Spiel-Überraschungen dieses Jahres. Wohl kaum jemand hätte mit dem Titel des relativ unbekannten französischen Entwicklerstudios Asobo gerechnet. Dabei kann der Titel auf so vielen Ebenen überzeugen und hat uns vollends in seinen Bann ziehen. Als größte Stärke des Spiels ist hierbei vor allem die hervorragende Inszenierung der herzzerreißenden Geschichte rund um die zwei Geschwister zu nennen, welche im Laufe des Spiels immer näher zueinander finden. Dabei sticht vor allem Amicia als eine starke Persönlichkeit hervor.
Des Weiteren gestaltet sich das Gameplay des Action-Adventures als abwechslungsreich. Dabei bleibt man den ursprüngliche Spielmechaniken das Spiel durchweg treu und erweitert zum Beispiel eure Steinschleuder stetig mit neuen nützlichen Alchemie-Geschossen. Außerdem findet sowohl ein angenehmer Wechsel als auch eine gelungene Kombination zwischen Schleichpassagen, kleineren Rätseln und den Rattenschwärmen statt. Trotz simpler Spielmechaniken bleibt das Spiel zudem jeder Zeit fordernd und ist zu keiner Zeit zu schwer oder unfair.
Zu guter Letzt ist auf jeden Fall auch nochmal die äußerst hübsche Optik und dichte Atmosphäre mitsamt stimmigem Soundtrack zu loben. Damit stellt sich ein kleiner unscheinbarer Titel als ganz groß heraus, welche gar mit Titeln wie Brothers: A Tale of Two Sons oder The Last of Us in einem Zug erwähnt werden kann. Wir können euch das emotionale Action-Adventure A Plague Tale: Innocence somit nur empfehlen!
Wir bedanken uns vielmals bei Koch Media für die Bereitstellung eines Testmusters!